Sturmkaempfer
zwar zusammen mit dem Rest der Menge. Bahl war sehr beeindruckt gewesen, als Carel Isak eines Abends in dessen Kammer für einen der üblichen unverschämten Kommentare eine Ohrfeige verpasst hatte. Der alte Lord war allerdings noch beeindruckter gewesen, dass Isak die Strafe ohne eine Spur von Ärger hingenommen hatte.
Später hatte er dem Krann gesagt, dass er sich über seine Beziehung zu dem alten Mann freuen sollte. Von der Gefahr, die sie darstellte, hatte Bahl nichts gesagt. Die war ihnen beiden nur zu bewusst.
»Eigentlich sollte hierfür eine Zeremonie abgehalten werden, aber das meiste davon ist unnötig. Ich weiß, dass Isak aufbrechen will. Betyn Carelfolden, bitte kniet nieder.«
Carel sank sofort auf ein Knie, den Kopf gesenkt, und konnte so die Überraschung in seinem Gesicht beinahe verbergen. Bahl zog den Weißen Blitz aus der Scheide an seiner Seite. Das gewaltige Breitschwert wirkte vor der prächtigen Seide und dem Samt beinahe ein wenig schlicht. Er hob die Klinge und legte sie dann auf Carels rechte Schulter. Der Veteran hob den Blick, während die Waffe dort verharrte, statt zur anderen Seite gewechselt zu werden, wie es bei einem Ritterschlag der Fall gewesen wäre. Weniger als eine Armlänge vor seinem Auge lag eine der Spitzen, die aus der breiten Basis der Klinge entsprangen. Es
fiel schwer, das nervöse Prickeln zu unterdrücken, das die Nähe der tödlichen Schneide hervorrief.
»Ich glaube nicht, dass ein einfacher Ritter die Leibwache des Krann befehligen sollte. Anvee fehlen im Augenblick viele Adlige, und es ist mehr als genug Land zu vergeben, darum ernenne ich Euch zu Marschall Carelfolden und verleihe Euch das Anwesen von Etinn, zusammen mit allen Rechten und Einnahmen.«
Carel schnappte ebenso wie die Umstehenden überrascht nach Luft. Einen Augenblick lang herrschte Stille, in der die Last auf seinen Schultern beinahe zu schwer zu werden schien und er vorwärtsschwankte. Dann hob sich das Schwert – und die Wachen in der Drachenuniform jubelten. Isak ergriff Carel am Arm und gratulierte ihm ausgiebig, während er ihm aufhalf.
»Ich … mein Lord, ich wollte nicht …«, stotterte Carel. Die Ländereien von Etinn machten ihn zu einem reichen Mann. Das war das Letzte gewesen, das er erwartet hatte. »Ich danke Euch, mein Lord. Ich werde versuchen, mich der Ehre als würdig zu erweisen.«
Bahl nickte knapp, dann aber wandte er sich Isak zu. »Ist alles bereit?«
Isak nickte, doch seine Augen zuckten kurz zu dem Schwert, das Bahl locker in der Hand hielt.
Der Lord bemerkte diesen Blick und steckte die Waffe weg. Isak erkannte im Zucken der engen Maske ein Lächeln. Ihre Freundschaft war noch nicht so stark, dass sie unbefangen sein konnten, wenn einer von ihnen eine Klinge in der Hand hielt, während sie sich gegenüberstanden.
»Ich denke schon, allerdings haben andere die Vorbereitungen für mich getroffen. Tila hat die Empfehlungsschreiben, Vesna und ich tragen das Gold in unterschiedlichen Währungen, die Edelsteine und die Wechsel bei uns. Lesarl hat uns ausführlich über die bestehenden Abmachungen und Verträge unterrichtet.«
»Gut. Wenn ihr in Narkang seid, könnt ihr so viel Geld ausgeben, wie nötig ist. Lesarls Urgroßvater hat viele Jahre damit verbracht, unsere Schatzkammer aufzufüllen. Das Geld soll ausgegeben werden, wenn dadurch die Verbindungen zu Narkang, die wir brauchen, geknüpft werden können. Ich will zwei Dinge: dass du keinen Krieg vom Zaune brichst und dass uns Narkang für Freunde und nicht für überhebliche Nachbarn hält. König Emin ist zu klug und zu mächtig, um diese Ansicht weiter bestehen zu lassen.« Er sprach leise, damit andere dem Gespräch nicht folgen konnten.
Isak tat es ihm gleich. »Verstanden. Ich denke, dass Tila in Erwartung der vielen Hundert gesellschaftlichen Veranstaltungen, zu denen man mich einladen will, vorhat, mir beizubringen, wie man charmant und geistreich ist.«
Bahl schnaubte amüsiert. Isaks Aussagen über die hohe Gesellschaft Tirahs ließen nicht darauf hoffen, dass Tila mit diesem Bestreben Erfolg haben würde. »Wenn du charmant und geistreich zurückkommst, mache ich sie zur Herzogin. Und wenn ich nur höre, dass sie es schaffte, dich davon abzuhalten, regelrecht beleidigend zu denen zu sein, die du nicht magst, richte ich ihr eine stattliche Hochzeit aus, wenn sie heiratet.«
Isak blickte auf Graf Vesna hinab. »Ich denke, dass dies schneller der Fall sein könnte, als ihre Eltern vermuten«,
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