Sturmkaempfer
war, Geschenke zu machen, schon Familienfehden entstehen sehen. Der Gedanke, dass er dem Gott der Stürme gegenüber undankbar erscheinen könnte, war wenig ansprechend.
Mihn unterbrach seine Gedanken: »Dann werde ich versuchen, Euch nicht jeden Morgen mit Frömmigkeiten zu übergießen … aber ja, ich habe beschlossen, bei Euch zu bleiben. Für einen Mann, dessen erste Antwort auf alles Gewalt ist, könnt Ihr manchmal sehr beredt sein. Der zufällige Zuhörer mag denken, Ihr hättet über dieses Thema nachgedacht.«
Isak grinste. »Wenn du fertig bist, kannst du mir ein paar Krüge Wasser holen.«
Mihn kniff die Augen zusammen. Trotz seiner Macht war Isak noch immer ein junger Mann und hatte selten eine Gelegenheit, dies zu genießen. »Einige Leute könnten meinen, dass Carels Aussage, es fiele ihm dieser Tage schwer, früh zu erwachen, keine bloße Andeutung gewesen ist.«
»Ich weiß, aber das sind die Leute, die jeden Morgen beten. Ich hingegen habe keinerlei Skrupel — so ist es von göttlicher Seite vorgesehen. Und wer bin ich schon, mich dem Willen der Götter entgegenzustellen?«
Mihn seufzte. »Ja, wahrlich, wer?«
Jeil bewegte sich schnell zwischen den Bäumen entlang, den Bogen bereit. Über das Rauschen des nahen Flusses hörte er einen leisen Vogelruf, das kurze, doppelte Trillern eines Wintergoldhuhns, und er hielt inne, um sich hinter einen uralten Weißdornbusch zu hocken. Borl konnte Vogelstimmen hervorragend nachahmen, was auch einer der Gründe dafür war, warum er Isak als Teil der Eskorte nach Narkang begleitete. Es war der geeignete Weg, seine Kumpanen über die Feindbewegungen zu unterrichten, ohne sich zu verraten. Und das bedeutete, dass sich Jeil, der Schnellere, von seinen Rufen während der Jagd auf sie leiten lassen konnte.
Dies war die erste Person, der sie begegneten, seit sie das Flussschiff verlassen hatten, mit dem sie an der Grenze zwischen Tor Milist und Scree entlang in Richtung Helrect gefahren waren. Es war ein naheliegender Ort für einen Hinterhalt, da nur kleine Schilfboote diesen Teil des Flusses befahren konnten und man mit ihnen keine Pferde transportieren konnte.
Das Wintergoldhuhn rief erneut und Jeil machte sich bereit hervorzutreten, als ein zweiter Ruf irgendwo vor ihm erklang. Er fluchte stumm. Entweder war Borls Nachahmung zu gut und hatte einen echten Vogel angelockt, oder ihr Opfer war ihnen auf die Schliche gekommen. Jeil duckte sich, blieb regungslos und lauschte. Das Land war seltsam still – bis ein schriller Pfiff diese Stille durchbrach. Diesmal war es kein Vogellaut, sondern eine Warnung, dass Jeil entdeckt worden war. Der Waldläufer erhob sich und zog das Schwert, steckte es vor sich in die Erde, wo er es leicht erreichen konnte, und spannte seinen Bogen.
»Genug Vogelrufe«, rief eine Stimme keine dreißig Meter vor ihm. »Ich weiß, dass ihr da seid, also kommt hervor.«
Er hörte trockene Äste brechen, als sich ihm Schritte näherten, und ging um den Weißdorn herum, noch immer davon überzeugt, dass niemand ihn hatte hören oder sehen können. Die
Seide der Bogensehne streichelte seine Wange, als er den Sprecher sah. Er bot keinen sonderlich beeindruckenden Anblick, war in notdürftig geflicktes Leder und einen räudigen Wolfspelz gekleidet, trug einen Langbogen über der einen Schulter und eine Axt mit kurzem Schaft am Gürtel.
»Ich bin allein«, sagte er. »Ich habe den ganzen Morgen auf euch gewartet.« Er schien um die fünfzig Sommer alt zu sein, mit weißen Spuren im Dreitagebart. Ein leichtes Lächeln spielte auf seinen Lippen und machte Jeil nervös.
»Die Grenze von Scree ist ein seltsamer Ort, um allein und unberitten zu warten«, antwortete Jeil und hielt den Bogen gespannt. »Du kannst nicht mit einem Boot zu diesem Teil des Flusses gelangt sein, und außerdem siehst du nicht wie einer der hiesigen Wassermänner aus.«
»Schick den anderen Waldläufer aus, deinen Lord zu holen«, sprach der Mann weiter. »Ich möchte mit ihm sprechen.« Er klang nicht, als käme er aus dieser Gegend. Sein Akzent klang seltsam, als unterschiede sich sein Dialekt erheblich von dem gebräuchlichen.
»Was willst du von meinem Lord?«
»Jemand schickt mich, mit ihm zu sprechen. Pass auf, Junge, ich habe euch erwartet, ich hätte euch mit Leichtigkeit in einen Hinterhalt locken können, wenn ich ihn tot sehen wollte. Schick deinen Freund aus, ihm zu berichten, dass ich hier bin, dann können wir uns bei einem Pfeifchen entspannen,
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