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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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streichelte beide Tiere freundlich, dann striegelte er Megenns Haselnussflanken, auf denen die Taschen geruht hatten. Ihr Temperament unterschied sich. Toramin war ein feuriger junger Hengst mit unglaublicher Kraft, Megenn hingegen war älter, ein Wallach, und so friedlich, wie man es sich nur wünschen konnte. Beide Pferde schienen zwar mit seinem Gewicht mühelos zurechtzukommen, aber Isak konnte bei Toramin spüren, dass er gern galoppiern würde. Manchmal spannten sich die Muskeln unter dem vollen, dunklen Fell und er musste den Griff verstärken, um das Pferd daran zu erinnern, wer der Herr war.
    Isak wandte sich um und beobachtete die anderen eine Weile. Carel hatte sich die Geister bereits mit seinem Humor und seinen — trotz des Alters unbestreitbaren – Fähigkeiten gewogen gemacht. Vesnas Ruf brachte ihm in jeder Kaserne mit Sicherheit Respekt ein.
    Die Soldaten hielten sich von Mihn fern, und auch er suchte nur die Nähe der beiden Waldläufer. Die drei saßen etwas abseits von den anderen, wobei sich Mihn so gesetzt hatte, dass er Isak und die Straße gut einsehen konnte. Waldläufer waren alle seltsam und eigenbrötlerisch, oft bis zur grimmigen Abneigung gegenüber jedem, der nicht ihre eigenen hohen Maßstäbe erfüllte. Mihn passte hervorragend zu ihnen. Der stämmige Nordmann, Borl Dedev, war der redseligere. Jeil war in Tirah geboren worden, ein drahtiger Mann, kaum kleiner als Mihn. Jeil war als Waise dem Palast vermutlich übergeben worden, denn er hatte keinen Familiennamen. Eine Reihe von Waldläufern und Geistern in Bahls Diensten waren als Säuglinge von Müttern, die befürchteten, sie nicht durchbringen zu können, vor den Palasttoren abgelegt worden. Ohne Elternteil, das Anspruch auf sie erhob – oder von einem bösartigen Vater verleugnet, wie in Isaks Fall – besaßen sie keinen Familiennamen. Wie Bahl und Isak musste sich auch Jeil selbst einen Namen machen.

    Isak beschloss, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen sei, bevor sie nämlich zu weit entfernt von Tirah waren. Er rief Mihn zu sich und der kleine Mann war, den Stock in der Hand, bereits auf dem Weg, bevor Isak ganz ausgesprochen hatte. Isak führte ihn beiseite, wo sie unbelauscht sprechen konnten, und beachtete die neugierigen Blicke der anderen gar nicht. Borl hatte Mihns Haar in der letzten Nacht bis nah an die Kopfhaut geschoren. Es stand ihm besser, da es das dunkle Funkeln seiner Augen betonte.
    »Wir werden für lange Zeit fort sein«, sagte Isak. »Länger als ein Jahr.« Er dachte darüber nach, wie er sein Anliegen vorbringen sollte. Seine mangelnde Wortgewandheit ärgerte ihn bereits. »Ich weiß nicht, was geschehen wird – und mit jedem Tag habe ich den Eindruck, dich weniger zu kennen.« Er seufzte. Er würde wohl offen sein müssen. »Ich will deine Vergangenheit kennen, Mihn. Du hast dich darum gedrückt, jemandem davon zu erzählen. Und wenn ich meinen eigenen Schatten nicht verstehe, wird es mir beim Rest des Landes erst recht nicht gelingen.«
    »Mein Lord«, sagte Mihn ruhig. »Ich habe Euch berichtet, dass ich aus einem kleinen Clan an der nördlichen Küste stamme …«
    Isak fletschte wütend die Zähne. »Das meine ich nicht. Du erzählst so wenig, dass du mir genauso gut ins Gesicht lügen könntest. Kein einfacher Clansmann spricht tadelloses Farlan. Dein Akzent ist geringer als meiner. Kein Gemeiner bewegt sich so, wie du es tust. Nicht einmal einer der Männer Kerins, und er schult unsere Besten. Ich bezweifle, dass viele der Agenten des Haushofmeisters lange gegen dich bestehen könnten. Und der Mann hat Bahl praktisch auf Knien angefleht, damit du als Meuchler für ihn arbeitest – er versprach, dass er dann binnen sechs Monaten den gesamten Stamm zum Treueeid bringen könnte.«
    Mihn verzog das Gesicht. Diese Aussicht schien Übelkeit in
ihm hervorzurufen, obwohl Isak wusste, dass er keine Vorbehalte gegenüber irgendeiner Form von Gewalt hatte. Mihn sah ihm nicht in die Augen und die Finger kneteten den Stab, während er zu Boden starrte.
    »Nun? Willst du nichts dazu sagen? Ich habe dich kämpfen sehen. Entweder bist du ein sehr kleiner wahrer Elf, ein Harlekin oder …« Die Worte blieben Isak in der Kehle stecken, als Mihn zusammenzuckte und die Augen erschrocken aufriss. Isak erkannte, dass der Mann zwischen Wut und Furcht gefangen war – und dann verließen Mihn seine Kräfte und er sank nach Atem ringend auf die Knie.
    Isak starrte seinen Gefolgsmann verwundert an, dann

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