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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Zweifel, dass sie aufmerksam überwacht wurden.
    Sie mussten jetzt in der Nähe von Ghorent sein, vermutete Isak. Trotz des Gefühls von Gefahr, das die Grenzlande erfüllte, freute er sich auf eine Nacht in einer Stadt, mit sauberen Betten und frischem Essen. All diese Jahre als Wagenzugkind waren von den wenigen Monaten im Palast von Tirah ausgelöscht worden, verspottete er sich selbst, bis er eine Bewegung bemerkte, einen zuckenden Schatten im abendlichen Zwielicht.
    Instinktiv machte er sich bereit und entspannte sich erst wieder, als sich der Schatten als Jeil herausstellte, der die Antwort auf sein unausgeprochenes Gebet zu sein schien. Der Waldläufer parierte das Pferd, kurz bevor er die Gruppe erreichte, und rief mit klarer Stimme: »Mein Lord, vor uns liegt eine befestigte Stadt, mit Spähern, die die Straße beobachten. Sollen wir Euch ankündigen?«
    Isak blickte zu Vesna und nickte. Der Graf berührte Tilas in einen Handschuh gehüllte Hand und entschuldigte sich so dafür, dass er ihr Gespräch unterbrechen musste. Dann reichte er ihr die Zügel seines zweiten Pferdes und kanterte vor. Jeil wendete und eilte auf seinem Pony, das aus einer edlen Zucht entstammte, hinterher.

    »Willst du unter einer Flagge reiten?« Carel kannte die Antwort bereits, aber Isak musste alle Entscheidungen bestätigen. Das Weißauge mochte sich nicht um solche Kleinigkeiten wie ihren Rastplatz kümmern, denn er wusste, dass man ihm gehorchen würde, wenn er Einspruch erhob. Aber er musste sich an die Farlanetikette gewöhnen. Wenn also die Waldläufer einen möglichen Rastplatz auswiesen, wandte sich der ergrauende Soldat zu Isak und fragte ihn, ob er eine Rast machen wollte.
    »Nein«, antwortete Isak. »Ich glaube nicht, dass man das hier wertschätzen würde.«
    Die umliegenden Dörfer betrachteten Ghorent als das Herz des umstrittenen Landes. Hierher wandten sich die meisten Einwohner auf der Suche nach Rat oder Recht. Der Stadtrat wurde genau aus dem Grund geachtet, dass er keine Autorität hatte und auch keine anerkannte. Dies wirkte auf die Farlan, die an strenge Gesetze und Vorgaben gewöhnt waren, beinahe absurd. Es gab hier keine Steuern, keine wirkliche Regierung und ganz sicher auch kein Heer. Die Leute des Grenzlandes waren jedoch voll von Stolz auf ihre Lebensart, und einer Achtung für die Ansichten Ghorents, die geradezu an Zuneigung grenzte.
    »Ganz sicher nicht. Sie würden es als Prahlerei mit unserer Stärke ansehen. Diese Leute wünschen Demut und Respekt«, sagte Tila aus den blassblauen Falten ihres Kapuzenmantels hervor, den sie gegen die Abendkälte um sich geschlungen hatte. Isak nickte zustimmend und trieb Toramin zu zügigerem Trab an.
    »Nun, niemand soll mir vorwerfen können, ich ließe es an Respekt mangeln. Wir sollten sie besser nicht warten lassen.« Als das Streitross loskanterte, hörte er Tila Carel etwas zuflüstern. Die Worte waren zu leise, um sie zu verstehen. Aber als sie aufholten und neben ihm ritten, lächelten beide.
    Es dauerte nicht lange, bis Ghorents drei Türme und die hölzerne Palisade, die die auf einem Hügel liegende Stadt umgab,
in Sicht kamen. Das Tor selbst bestand aus Stein und lag im höchsten Turm. Leuchtfeuer strahlten in die herannahende Nacht hinaus und erhellten eine Reihe von Bogenschützen, die ihnen interessiert entgegensahen.
    Vesna und die beiden Waldläufer warteten mit zwei anderen Berittenen hundert Meter vor dem Tor. Als sie näher kamen, gab Carel ein Zeichen und die vor ihnen reitenen Geister teilten sich, um Isak nach vorne durchzulassen.
    »Willkommen, Lord Isak. Ihr ehrt Ghorent mit Eurer Anwesenheit«, rief der Bessergekleidete der beiden Männer neben dem Grafen. Sein Farlan trug einen schweren Akzent. Die gewählten Worte erinnerten Isak an eine Erkenntnis, die ihm Tila vor wenigen Minuten mitgeteilt hatte: Die Leute betrachten Ghorent als eine Wesenheit. Ghorent wurde geehrt, nicht »wir«. Sie hatte recht. Man respektierte zwar Ghorent, nicht aber einzelne Leute. Ein Abgesandter aus der Fremde würde in Tirah eine solche Einigkeit nicht vorfinden.
    »Ich bin Ratsherr Horen, dies ist Hauptmann Berard«, fuhr der Mann fort. »Bitte, betretet Ghorent als Freunde. Wir haben uns auf Eure Ankunft gefreut.«
    Isak legte den Kopf schief und fragte sich, ob er damit auf ihre wirksame Überwachung hinweisen wollte.
    Der Ratsherr bemerkte Isaks Ausdruck und lächelte. »Alles wird sich aufklären, wenn Ihr den Seher trefft. Er hat darum gebeten, dass

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