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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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gewählt … und ich verstehe noch immer nicht, was das mit mir zu tun hat.« Jetzt klang er wehleidig.
    »Du bist das Herz des Ganzen. ›Erlöser‹ ist nur ein Name, aber er ist mit genug Macht aufgeladen, um diejenigen zu beeinflussen, die damit in Verbindung gebracht werden. Namen können von Männern und Göttern für ihre eigenen Zwecke genutzt werden. Du bist in das Zentrum der Prophezeiungen des Erlösers gerückt, ob du es willst oder nicht, aber die Gesetze der Magie sind nicht die gleichen wie die Gesetze der Natur.
    »Jeder mit etwas Macht hat versucht, deine Geburt zu beeinflussen, um den Mann zu schaffen, der gebraucht wird. Sie haben versagt. Sie gaben dir die Macht, das Land um dich herum zu verändern, Schicksal deinem Willen zu unterwerfen. Aber sie haben den Unterschied zwischen Magie und Natur vergessen: Wenn die Kräfte der Natur aufeinandertreffen, siegt eine von beiden sofort oder sie löschen sich gegenseitig aus. Wenn magische Kräfte aufeinandertreffen, korrumpieren und verändern sie einander.

    Das Ergebnis ist, dass du die Macht, aber nicht das Begehren in dir trägst. Keinen Traum, kein Bestreben, keine großen Pläne, nur ein Fehlen jeden Ehrgeizes. Schicksal hat sich um dich gebogen und ist dabei zerbrochen.«
    Isak atmete tief durch. Er wusste nicht, welche Fragen er noch stellen sollte. Sein Kopf schien leer.
    »Ich … woher weiß ich, dass du die Wahrheit sagst?« Xeliath lächelte, konnte sein Misstrauen verstehen. »Nun, zum einen erkennst du meine Stimme wieder, oder? Ich habe in dieser ersten Nacht im Turm zugesehen. Obwohl ich nicht wusste, wo du bist, konnte ich deine Seele spüren, die mit der meinen verwoben ist. Ich war vom Anbeginn deines neuen Lebens bei dir.«
    Isak riss die Augen auf, als er sich erinnerte, und öffnete den Mund. Aber Xeliath legte einen Finger auf seine Lippen und brachte ihm zum Schweigen. Dann legte sie ihre Hand auf seine Brust und drückte die Finger auf die Narbe dort. »Und ich weiß, dass du es in deinem Inneren spürst. Du wurdest erwählt, doch es interressiert dich kaum, oder? Es hat dich nicht beeinflusst. Jedes Streben entspringt deinem Verstand, nicht deinen Instinkten. Ich …« Xeliath sah sich plötzlich erschrocken um.
    Isak sah ebenfalls hin, konnte in der verlassenen Landschaft aber nichts entdecken. Dann erinnerte er sich daran, dass sie nur ein Bild in seinem Verstand war. Er schloss die Augen und streckte den Geist vorsichtig aus.
    Es war, als gäbe es da zwei Länder, die übereinanderlagen. Er konnte seine schlafenden Freunde um sich herum spüren, unter einem Dach aus Bäumen, und auch das Gras, das sich auf der Ebene bewegte. Er konzentrierte sich auf die Traumszene und entdeckte die Quelle von Xeliaths Sorge. Ein Schatten wirbelte um sie herum, wie Wolkenfäden, die über eine unsichtbare Sonne zogen. Isak erkannte das Gefühl, er hatte es auf den Zinnen gespürt, bei Lordprotektor Fordans Fest.

    »Ich muss gehen«, sagte Xeliath. »Sorge dich aber nicht. Ich werde mich darum kümmern – was es auch ist. Hat Morghien dir Briefe für den König von Narkang gegeben?«
    Isak nickte, mit den Gedanken noch immer bei dem Schatten.
    »Gib sie König Emin, aber unter vier Augen. Er wird es dir genauer erklären. Ich kenne ihn noch nicht, aber der Verstand des Königs strahlt so hell wie deiner und er könnte ebenso wichtig sein, wie du selbst es bist. Schatten fürchten ihn. Ich werde wieder zu dir kommen, sobald ich kann.« Sie zögerte und ihre Zuversicht schmolz dahin, während sie in die Augen sah, die wie die ihren waren.
    Vorsichtig kam sie näher, atmete den Geruch seines Körpers ein und küsste ihn sanft auf den Mund. Isak spürte, wie ihre Zunge an seiner spielte, dann zog sie sich zurück. Sie wirkte traurig.
    Sie stand Isak nun völlig offen und verletzlich gegenüber. Die Narbe auf seiner Brust brannte vor Scham und Lust. »Warte«, rief er aus und spürte, wie er langsam erwachte. »Wenn ich deinen Geist zerschmettert habe, warum hilfst du mir dann noch?«
    Jetzt konnte er nur noch ihre Umrisse vor dem sternenhellen Himmel sehen. Die Trauer in ihrer Stimme war fast mehr, als Isak ertragen konnte. »Weil es das ist, was ich bin; weil es alles ist, was mir noch bleibt.«

26

    Je weiter sie nach Süden kamen, umso schwächer wurde die Umklammerung des Winters. Die Nächte waren kalt, vor allem wenn sie an Bord des Flussschiffes schliefen, aber die vertraute klirrende Schneekälte schien aus der Luft gewichen. Die

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