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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Farlan spürten den Sommer kommen, als sie die Schatten der Berge verließen und offene, weite Ebenen überquerten. Narkang lag im Südwesten, aber sie wollten weder Vanach nahekommen, wo man strenge religiöse Gesetze hatte, die man versehentlich zu leicht brechen konnte, noch Tor Milist – niemand wusste, wie Isak dort empfangen werden würde.
    Stattdessen reisten sie den Großteil des Weges auf dem Fluss, der die Grenze zwischen Tor Milist und Scree darstellte. Es bestand ein gewisses Risiko, dass es zu Schwierigkeiten käme, doch ihre Truppe war in der Lage, mit jedem Problem fertig zu werden, das auftreten könnte.
    Es war seltsam, ohne einen Berg am Horizont zu erwachen, aber der morgendliche Sonnenschein entschädigte sie dafür. Der Anblick dünner, goldgerahmter Wolkenfäden zauberte ein Lächeln auf Isaks Lippen. Er erinnerte sich allmählich wieder an die Freude, die er in der Wildnis erlebt hatte. Die angenehme Erinnerung an Xeliath im Kopf und von Freunden umringt, genoss Isak das Leben mehr denn je. Nur die Erinnerung an die Worte
des dunkelhäutigen Mädchens plagte ihn, auch wenn er beschlossen hatte, sich nicht weiter darum zu kümmern, bis sie Narkang und den hell leuchtenden König Emin trafen. Trotzdem konnte er die Beunruhigung nicht ganz abschütteln.
    Als sie Tor Milists offizielle Grenze umgingen, berichteten die Leute, die sie trafen, davon, dass der Bürgerkrieg wieder aufgeflammt war. Herzog Vrerr hatte in diesem Jahr bereits zwei kleinere Niederlagen hinnehmen müssen und war gerade so mit dem Leben davongekommen. Die Gerüchte über seinen Tod waren also übertrieben gewesen. Der Herzog hatte ein riesiges Kopfgeld auf die Hexe Leferna ausgesetzt, nachdem sie versucht hatte, ihn umzubringen. Bisher aber hatte es sich niemand verdient. Die Bauern hassten ihren Lord mit Leidenschaft, denn schon jetzt forderte er ihr Getreide ein. Wenn das so weiterging, bliebe nichts mehr, um es für den Winter einzulagern.
    Auch Hoftratsch wurde weitergegeben: Ein Chetse-Söldner lieferte den Großteil des Gesprächsstoffes der Adeligen von Tor Milist, denn er hatte dem furchtbar eifersüchtigen Herzog offenbar erfolgreich Hörner aufgesetzt.
    »Das glaube ich gern«, kommentierte Vesna, als sie sich im Schankraum einer Hafentaverne erholten, die sie mit ihrer Anwesenheit beehrten.
    »Und warum?« Tilas Gesichtsausdruck blieb unbemerkt.
    Vesna starrte in seinen Becher und verzog bei dem bitteren Nachgeschmack das Gesicht. »Nun, ich bin dort als einer der Unterhändler wegen der jüngsten Grenzübergriffe hingereist – ein berühmter Name, um den Herzog abzulenken.«
    Isak lächelte. Vesna verriet Tila nicht alle Gründe, wegen denen er auf diese Mission geschickt worden war: nicht nur, dass Männer nervös wurden, wenn der berühmte Ehebrecher in der Nähe war, Vesna war zudem von den besten Giftmischern im Dienste des Haushofmeisters ausgebildet worden. Viele Verhandlungen
wurden schnell und erfolgreich beendet, wenn erst ein dickköpfiger alter Mann zur rechten Zeit dahinschied.
    »Ich habe die Herzogin nur einmal getroffen, aber sie …« Jetzt sah er in Tilas Gesicht. »Äh, ich meine … Nun, du weißt, was man über die Chetse sagt …« Der Verstand des Grafen holte seinen Mund ein und er verstummte.
    »Nein«, sagte Tila unschuldig. »Was erzählt man sich denn?«
    »Ich … ähm … man sagt …« Er blickte in die lächelnden Gesichter und verzog das Gesicht. »Ach, lasst mich doch in Ruhe. Ich bin der Frau nie nahegekommen, trotz ihrer Offerten. Sie stank so sehr, dass ich es nicht ertrug, mit ihr in einem Raum zu sein.«
    Carel klopfte dem niedergeschlagenen Grafen auf die Schulter, aber Vesna stand auf und ging zur Tür.
    »Ich denke, es würde schneller gehen, wenn du ihn einfach fragtest, welchen Frauen er wirklich nähergekommen ist«, sagte Carel mit einem gnadenlosen Lächeln zu Tila.
    Tila konnte nun sehen, warum der Graf seinen Namen vor allen anderen geheim hielt, sogar vor seinen Freunden. »Und ich denke, du solltest still sein, alter Mann«, gab sie scharf zurück. »Zumindest versucht Graf Vesna achtbar zu sein. Du ermutigst ihn immer … ganz zu schweigen davon, dass du dein Geld mit liderlichen Schankmaiden durchbringst.«
    Diesmal war das Gelächter weniger laut. Die zahlreichen Wachen an der Bar wollten nicht riskieren, sich zu sehr auf Kosten ihres Kommandanten zu amüsieren. Zudem hatte Tila eine deutliche Erinnerung an die Adresse jener ausgesprochen, die zu Hause

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