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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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hinüber. Mit einem Knurren erhob sich das Tier und stürzte sich auf den toten Soldaten. Die gebogenen Klauen hatten mit der Lederrüstung des Mannes leichtes Spiel. Bald rissen bösartige Zähne Stücke aus dem Fleisch des Jungen.
    »Ich sehe dich, Schatten«, rief Styrax erschöpft und hielt den Blick aufs Feuer gerichtet. »Du gehst ein großes Risiko ein, wenn du einem Prinzen deiner eigenen Art nachspionierst. Ich frage mich warum.«
    »Meiner Art?« Die Stimme ähnelte keinem Dämonen, dem Styrax jemals begegnet war. »Und doch nicht meiner Art. Ich fühle mich einer so nach innen gerichteten Kreatur kaum verwandt. So unfähig ist sie, über ihre eigenen Bedürfnisse und Obsessionen hinauszusehen, dass sie beinahe schon menschlich sein könnte.«
    Unwillentlich lachte Styrax auf, ein kaltes, müdes Lachen. Das war ein Dämon nach seinem Geschmack. »Warum bist du dann hier? Willst du einen Handel mit mir schließen?«

    »Ich brauche keinen Vertrag, aber vielleicht weißt du eine Warnung zu schätzen. Der Farlan-Welpe wird nicht der Einzige sein, dem eine kühler Empfang zuteilwird.«
    Styrax dachte über die Worte und die Stimme, die sie ausgesprochen hatte, nach. Aus dem Augenwinkel konnte er nur einen schattenhaften Umriss erkennen. Die Stimme klang voll und gebildet, zugleich aber auch uralt und unheilvoll.
    »Und wer spricht diese Warnung aus?«
    »Ein Beobachter der Ereignisse. Jemand, der den Ehrgeiz zu würdigen weiß. Der Verborgene versteckt mehr, als du annehmen würdest.«
    »Wie viel beobachtest du?«
    »Viel. ›In Flammen, Zerstörung gefunden.‹«
    Styrax versteifte sich. »Ist das eine Zeile aus der Prophezeiung von Shalstik?«
    Innerlich war er außer sich vor Wut. Wenn ein Dämon, wie außergewöhnlich er auch sein mochte, seine Geheimnisse aufdecken konnte, so konnten es andere auch, andere, die an seine Feinde gebunden sein mochten. Styrax war noch nicht stark genug, um die Götter herauszufordern, und den Kristallschädel zu besitzen wurde nicht gutgeheißen, nicht einmal bei ihren größten Erwählten.
    Es kam keine Antwort.

28

    Doranei kratzte gedankenverloren an den Stoppeln auf seiner Wange, hielt die Augen gesenkt und gab sich gelangweilt, während er das Gespräch am Nebentisch belauschte. Er saß allein in der dunklen Ecke der Taverne, nippte am schwachen Bier und prüfte gelegentlich, ob nicht der Schal von seinem Hals gerutscht war. Der Schankraum war warm und der eng gewickelte Schal hatte einige Aufmerksamkeit erregt, aber Doranei hatte kein Gesicht, das Fragen ermutigte. Am nächsten Tisch saß eine Gruppe von Bauern, die das Thema besprach, das im Augenblick die ganze Stadt beschäftigte. Vor zwei Tagen hatte man erfahren, dass Lord Isaks Ankunft bevorstand, und so erwartete man ihn an diesem Abend. Die Zungen überschlugen sich förmlich.
    »Kann mir nich’ vorstellen, dass der den Krann wegschickt, wenn se verstritten sin’. Der’s ein irrer Schweinehund, wenner wütend is’.«
    »Das sindse alle«, unterbrach ihn ein anderer. Aus seiner kurzen Beobachtungszeit des Trios schien es Doranei so, als müsse dieser Sprecher bereits mürrisch geboren worden sein. Den ganzen Abend schon hatten nur verbitterte kleine Gemeinheiten seine Lippen verlassen. »Ein Reisender sagte mir, dass sich der Krann nachem Kampf von Lomin so geschämt hat, dasser sein Zelt drei Tage nich’ verlassen hat. Sogar für ein Weißauge hat er
gekämpft, als sei er ein Dämon im Blutrausch.« Der Mann beugte sich über sein Getränk und starrte resignierend in seinen beinahe leeren Becher.
    Die Schenke war bei Weitem nicht das Beste, was die kleine Stadt zu bieten hatte. Die hölzernen Wände hatten Risse und waren verbogen. Der Gestank von Schweiß und Schimmel, altem Rauch und verschüttetem Bier füllte die Luft. Doranei war daran gewöhnt, unter den Sternen oder in einem Stall zu schlafen. Der tief sitzende Dreck hier nagte an seinen Nerven.
    Sieh es ein, dachte er mit einem müden Lächeln, der König hat einen verwöhnten Weichling aus dir gemacht. In Schenken wie dieser hast du in jüngeren Jahren viel zu viel Zeit verbracht.
    »Also, warum kommter dann?«, wollte der Jüngste der drei wissen. Der Schmutz hatte sich bei ihm noch nicht wie bei den anderen in die Haut eingegraben. Noch trug er einen Funken Interesse an dem Land in sich.
    Doranei kannte die Antwort. Unter seinem Schal verbarg er das Bienenzeichen. Er trug wattiertes Leder und Kette, aber das sah man hier oft. Niemand würde

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