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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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klauenbewehrten Fuß eine Furche in den Boden, schüttelte dann den gehörnten Kopf in Styrax’ Richtung und breitete die Schwingen zur vollen Breite aus. Er brachte sie mit einer kurzen Geste zur Ruhe, doch der Blick, den sie ihm zuwarf, als sie sich niederließ, zeigte, dass sie nicht ganz eingeschüchtert war. Nach einigen Minuten des Suchens hatte er einen Armvoll Stöcke beisammen, allerdings nicht genug, um ihn die lange Nacht über warm zu halten, doch genug für seine Bedürfnisse. Nachdem sich die Wyvern für die Nacht zur Ruhe gelegt hatte, würde sie ihm gern erlauben, sich an ihrem Bauch auszustrecken.
    Styrax teilte die Stöcke in zwei Haufen und fuhr mit der Hand über den einen. Das Holz ging in Flammen auf. Er lächelte und
fragte sich kurz, wann er das letzte Mal ein Feuer auf natürlichem Wege entfacht hatte, bis ihn ein Schnauben der Wyvern zu den entfernten Gebäuden blicken ließ. Eine Figur kam langsam näher, ein stämmiger Soldat, der in der einen Hand einen Beutel und in der anderen einen Weinschlauch trug. Er war zwar groß und gut gebaut, aber als er näher kam, wurde seine Jugend ebenso offensichtlich wie seine Angst.
    Styrax konnte sich vorstellen, was dem jungen Mann durch den Kopf ging. Die Menin hatten eine offene und freizügige Einstellung zur körperlichen Liebe – die männliche Gestalt wurde in einem Kriegerstamm zu Recht bewundert – aber der Junge schien von der Aussicht nicht eben angetan. Das würde schon bald nicht mehr wichtig sein. Was Styrax da vorhatte, war entsetzlich unangenehm.
    Er drehte sich schnell um und holte zwei kleine Lederbeutel aus einem größeren. Mit dem Fuß zog er einen groben Kreis in die Erde und leerte dann den Inhalt des kleineren Beutels hinein. Etwa ein Dutzend weiße Gegenstände fielen zu Boden. Styrax prüfte rasch, ob auch keines den Rand berührte, dann holte er ein Bündel schwarzer vertrockneter Kräuter aus dem anderen Beutel. Als der junge Mann die letzten Meter überwand, hob Styrax die Finger an die Nase und roch den sauren, Übelkeit erregenden Gestank von Totenfluch, das in Blut getränkt und dann getrocknet worden war. Dies war zwar ein wirklich widerwärtiger Geruch, aber er musste dennoch sichergehen, dass die Kräuter ihre Kraft behalten hatten.
    Der Soldat erreichte ihn und sank auf ein Knie, doch er befahl ihm sofort, sich zu erheben und Wein und Essen beim Feuer abzulegen.
    Der Junge hielt den Blick auf Styrax’ Gesicht geheftet. Die Wyvern schnaubte und zischte im Hintergrund, schwenkte den Kopf hin und her, bis ein zweiter Blick des Lords sie zum Schweigen
brachte. Styrax stand an einer Seite des Kreises und winkte den Jungen zu sich heran. Ein Schritt, dann noch einer – und der junge Mann stand in dem Kreis.
    Ohne Vorwarnung zuckten Styrax Hände vor und der Soldat schnappte entsetzt nach Luft, die Hände an seiner Brust, als der ganze Körper unter dem unerwarteten Treffer schwankte. Styrax zog die Hände zurück – und der Junge keuchte vor Schmerz und Angst, als er den Dolch sah, der bis zum Griff in seiner Brust steckte. Abgehackte Laute entrangen sich seiner Kehle. Seine Knie gaben nach, aber irgendwie hielt er sich doch noch aufrecht. Er hob die zitternden Finger, um den verzierten Beingriff zu berühren, der da aus seiner Brust ragte.
    Styrax streckte den Arm aus, die behandelten Kräuter auf seiner Handfläche, und die getrockneten Pflanzen wanden sich und knackten vor Schmerz, weil man sie aus der Erde gerupft hatte. Er hob die Hand zum Gesicht des Mannes, und als dessen Finger den Griff des Dolches erreichten, entzündete er die Kräuter. Plötzlich traf die Pein seiner tödlichen Wunde den Verletzten und er rollte mit den Augen, während heißer Schmerz seinen Körper erfüllte. Mit einem letzten entsetzten Keuchen sog er den schmutzigen Rauch der brennenden Kräuter ein, dann aber brach er zusammen. Als Styrax den Dolch aus seiner Brust riss, wurde der Sturz des Soldaten mit einem erstaunlichen Ruck gestoppt.
    Düsternis legte sich über den groben Kreis, der matte Atem des Windes kam zur Ruhe und die Zeit selbst schien zu erbeben und sich zu verlangsamen. Styrax zuckte unwillkürlich zusammen, als es ihm kalt den Rücken herunterlief. Er starrte auf den Leichnam, der wieder ungelenk in eine aufrechte Stellung ruckte. Er konnte nun die Leere des Todes in seiner Nähe spüren. Er seufzte. Nur ein Verrückter könnte sich in einer solchen Lage wohlfühlen.

    Das Gesicht des Jungen wirkte leer, wie

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