Sturmkaempfer
einen Soldaten bemerken. Die Biene hingegen würde ihn als einen der Männer des Königs ausweisen. Man flüsterte sich düstere Dinge über die Männer des Königs zu, Gerüchte darüber, dass sie über dem Gesetz standen, was eine der wenigen Aussagen war, die der Wahrheit entsprachen. Wenn die Biene sichtbar wäre, würden ehrliche Männer in seiner Anwesenheit verstummen und sich fragen, welche Vergehen man ihnen vorwerfen mochte. Kein Richter würde es wagen, Doranei anzuklagen, für welches Verbrechen auch immer, solange er die königliche Duldung hatte. Es wäre fruchtlos, den Leuten zu erklären, dass der König eine völlige Selbstlosigkeit von den Männern in seinem Dienst verlangte. Er bestrafte Bestechlichkeit schwer und hatte ein untrügliches Händchen dafür, sie auszumerzen.
»Der Krann’s vermutlich hier, um ein Abkommen zu unterzeichnen«, erklärte der erste Bauer nach einer nachdenklichen Pause. »Jeder weiß, dass die Farlan Tor Milist einnehmen wollen, vielleicht wollense ja keinen Krieg mit uns, also wollen König Emin und der Krann… wie heisster noch mal?«
»Isak, sagt man. Sein Vater nannte ihn aus Trotz so. Verdammter typischer Farlan. Bereut es vermutlich, jetzt, wo sein Sohn der Krann is’!« Der griesgrämige Kerl lachte über seine Worte und seine Kumpanen nickten.
»Isak, genau. Ich wette, der’s hier, um einen Strich durch Tor Milist zu ziehen und’m König die Hälfte anzubieten. Der Mistkerl nimmt’s wahrscheinlich auch noch, sind noch’n paar Städte mehr, wo er seine Flagge hissen kann.«
Doranei ballte unwillkürlich die Hand. Die drei Bauern kicherten weiter, unwissend, wie kurz sie vor einer Abreibung standen, als eine Trompete durch die Nacht klang. Dies war eine Grenzstadt mit Männern auf ständigem Wachposten. Die Männer sahen sich an und ihr Lächeln verging. Reiter näherten sich. Es war nicht schwer zu erraten, dass einer von ihnen der Krann sein würde.
Die Gespräche in der Schenke wurden leiser, verstummten schließlich ganz, während sich die Leute umblickten, um zu erkennen, wer sich zuerst bewegte. Alle wollten das Weißauge in seiner schicken Elfenrüstung sehen, aber niemand wollte der Erste sein, der losstürmte und einen Fremden anstarrte. Man mochte die Arroganz der Farlan hier nicht, spätestens seit König Emins Macht sich der der Farlan oder der Chetse annäherte.
Doranei stand langsam auf und das Kratzen seines Stuhls zog alle Blicke auf sich. Er wickelte den Schal mit bewusster Sorgfalt ab und war sehr zufrieden, dass die drei Bauern zu zittern begannen, als sie die goldene Biene auf seinem Kragen sahen. Er zog ein abgenutztes Paar Handschuhe an, nahm seinen Mantel von
einem anderen Stuhl an seinem Tisch und ging dann hinaus. Hinter sich konnte Doranei die Leute in Bewegung kommen spüren, aber er hatte die Ställe schon erreicht, bevor er hörte, wie eilige Schritte den Mauern zustrebten. Er strich sanft über den grauen Hals seines Pferdes, es drehte sich ihm schnobernd zu, dann stupste es seine Hand mit den Nüstern an und bat um Futter.
Er legte einen Arm über den Hals des Tieres, blickte ihm tief in die braunen Augen und sagte: »Nun, mein Freund, sollen wir uns diesen Krann ansehen, der alle so in Aufregung versetzt?«
Die Stute schnaubte und schüttelte den Kopf. »Ah, vielleicht hast du damit recht. Dennoch wird es so sein, wie der König befahl. Der Krann mag dunkle Zeiten bringen, aber so ist unser Leben ja ohnehin schon seit einer ganze Weile.« Er zog sich geschickt in den Sattel und das große graue Tier lief in schnellem Trab zum Stadttor.
»Hey, wo glaubt Ihr denn hinzugehen?«, fragte der Wachmann streitlustig. Hinter ihm konnte Doranei eine Gruppe von Männern sehen, die ihn unruhig ansahen. Einer ritt ein schönes Jagdpferd, vielleicht war es der ansässige Lordprotektor. Er war alt, konnte aber die Klinge an seiner Seite offenbar noch immer führen. Die anderen waren Stadträte, die in ihrer zeremoniellen Kleidung vor Unruhe schwitzten. Doranei unterdrückte ein Lächeln … ihre Einstellung, dass alle Farlan eitle Pfauen waren, würde ein Weißauge wohl kaum einschließen.
»Man schickte mich, Lord Isak in Empfang zu nehmen und ihm zu Diensten zu sein.«
Der Wachmann kam mit einem Fluch auf den Lippen näher, dann entdeckte er das Zeichen an Doraneis Kragen. Er zügelte sein Pferd hart und kniff im matten Licht die Augen zusammen. »Du bist ein Mann des Königs?«
»Nein, ich trage dieses Abzeichen nur, weil
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