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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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beigebracht?«
    »Natürlich«, sagte sie. »Warum?«
    »Weil ich sie nicht gehört habe. Ich kenne beinahe keine der alten Geschichten. Da drüben an der Wand hängt ein Bild davon. Ich habe es schon früher auf einer Tempelwand gesehen, aber nie daran gedacht, danach zu fragen. Heute Morgen sah ich Lesarl eine bis zum Rand mit Gold beladene Kutsche den ganzen Weg bis nach Merlat schicken, allein wegen dieses dummen Bechers.«
    »Nun, Amavoqs Becher war nur der Ausgangspunkt für den
Streit mit den Yeetatchen. In der Zwischenzeit ist da deutlich mehr geschehen.«
    »Aber der Punkt ist doch, dass ich keine Ahnung davon hatte, und als ich fragte, wirkte ich wie ein verdammter Idiot …«
    »Isak!«, rief sie erschrocken.
    Er drehte sich zu ihr um und erkannte dann, worin das Problem bestand. »Ach, keine Sorge. Nartis hört nicht zu.«
    Tila errötete bei seinen Worten vor Wut. »Isak, so etwas dürft Ihr nicht sagen, schon gar nicht in einem Tempel. Wenn das jemand hört! Sogar den Krann kann man wegen Gotteslästerung anklagen, und die Götter …«
    »Mach dir keine Sorgen, du bist die Einzige, die es hören kann. Ich glaube, ich bin eng genug an Nartis gebunden, um seine Anwesenheit in einem Schrein zu erspüren. Und was die Lästerung angeht, wie wollten sie diese Klage denn durchsetzen? Ich bin doch augenscheinlich eine wichtige Figur im Kult des Nartis  – und Lord Bahl ist das offizielle Oberhaupt. Ich nehme an, dass eine Anklage wegen Lästerei gegen mich zumindest seiner Unterschrift bedürfte. Und selbst wenn nicht, sollen mich ein paar alternde Priester vor das Gericht zerrren?«
    »Was ist mit den dunklen Mönchen?«
    »Den was? Noch jemand, von dem ich wissen sollte? Sonst noch was?«
    »Ich … ich weiß nicht genau, aber ich kann Euch nicht viel über die dunklen Mönche sagen, nur dass sie auch die Bruderschaft der heiligen Lehre genannt werden. Es heißt, sie würden im ganzen Land Ketzer suchen und umbringen.«
    »Wunderbar! Religiöse Fanatiker und Meuchelmörder, was für eine vernünftige Kombination. Trotzdem, auch von denen ist keiner in der Nähe, also bin ich in Sicherheit.« Er erhob sich vom Kissen und fragte sich, was wohl für eine Legende dafür verantwortlich war, dass es in Nartistempeln keine Stühle gab. Ihm fiel
keine Erklärung ein, darum verwarf er den Gedanken auch rasch wieder. Er hatte Lord Bahl lang genug warten lassen.
    Sogleich richtete er die lange Robe, eine dunkelblaue, wie die von den Mönchen des Nartis getragenen. Seine wurde durch eine an seine Brust gesteckte Drachenbrosche ausgezeichnet. Man erwartete von Adligen, dass sie ihr Wappen in irgendeiner Form zu jeder Zeit trugen, und jetzt, da er das wusste, bemerkte er die dezenten Stickereien und Schmuckstücke, die die Männer im Palast trugen.
    Tila ließ weitere davon für ihn anfertigen, eine Anzahl, die seinem hohen Stand entsprach. Ihm wäre es gleich gewesen, aber die Art, wie Tila »Euer hoher Stand« gesagt hatte, hatte es dem Wagenzugkind in ihm unmöglich gemacht, abzulehnen.
    Er fuhr mit einer Hand durch sein geschnittenes Haar und lächelte bei dem Gedanken, was Carel jetzt sagen würde, wenn er ihn so sähe. Er genoss es, in einen Laden zu gehen, wo sich dann alle um ihn bemühten, als sei er ein Prinz, auch wenn Tilas Anstrengungen, ihn für die Mode zu begeistern, ihn manchmal überwältigten. Jeden Tag musste er über eine andere Garderobe entscheiden, obwohl er die Schlichtheit der formellen Roben, die von den meisten Adeligen seines Alters gemieden wurden, doch vorzog. Sie strebten ein prunkhafteres Aussehen an, mit reichhaltigen Verzierungen. Bei alldem war es ihm jedoch gelungen, seine Narbe geheim zu halten. Er war immer noch nicht sicher, warum das wichtig war, aber jetzt, da er auf Schritt und Tritt von Dienern und Wachen umgeben war, wollte er einige Dinge vor dem Rest des Palastes verbergen.
    Als Isak die Haupttreppe hinunterstieg, wurde ihm etwas bang zumute. Neben sich hörte er Tila mit ihm Schritt halten. In Ehrerbietung vor dem Hohepriester trug sie einen weißen Schal über dem Kopf und wand ihn um den einsamen Zopf, der auf ihren Rücken hing. Als sie an der Spitze der Treppe angelangt
waren, fragte ihn Tila, ob alle Amulette in ihrem Haar verdeckt waren.
    Auch Isak kannte den Grund für diese Tradition nicht, aber zumindest verstand er, dass sie vor dem Hohepriester die Zeichen anderer Götter nicht so offensichtlich zeigen wollte, selbst wenn Erwachsene so viele Amulette tragen

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