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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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geisterhafte Finger, die in seinen Geist stachen.
Dann hielten die Kräfte inne und er entspannte sich, öffnete die geballten Fäuste.
    Er versuchte, die Angst zu verdrängen, die in seinem Geist lauerte und atmete tief durch, während er darauf wartete, dass der Hohepriester fortfuhr. Er erschauderte, als die geschickten, aber gnadenlosen Finger die Form seiner Seele abtasteten, und schloss die Augen.
     
    Schwertmeister Kerin beobachtete Lord Bahl, während sie schweigend warteten. Das Weißauge hatte die Augen geschlossen und den Kopf auf eine Hand gestützt. Es war ein beunruhigender Anblick – ein müder König auf seinem Thron. Für den Schwertmeister war Bahl immer ein Mann mit unendlicher Stärke und Energie gewesen, dem die Bürden der Macht nichts ausmachten.
    Bahl riss die Augen auf – und er stand bereits aufrecht, als ein blendender Blitz und lautes Krachen aus der Nebenkammer drangen. Kerin zuckte vor der Explosion zurück und hob die Arme schützend vor das Gesicht, als Splitter der zerstörten Tür durch den Raum flogen.
    In der Stille, die nun folgte, sahen sie den zerrissenen Körper des Hohepriesters Wetlen und Isak, noch immer auf dem Kissen sitzend, das Gesicht zu einer Maske des Entsetzens verzerrt. Ein goldener Schimmer glitzerte und wogte um seinen geschorenen Kopf.

9

    »Und? Wird es gehen?«
    Der Baumeister wischte sich die Stirn mit einem ölverschmierten Tuch ab und riskierte einen Blick auf seinen Lord. Das riesige Weißauge stand völlig still, schaute durch die Wolke auf die Stadtmauern. Lord Styrax bewegte sich entweder schnell, aber mit bestimmten Bewegungen, oder er war so reglos wie eine der vielen Statuen von Karkarn, dem Gott des Krieges und Schutzherren des Menin-Stammes, dessen Heimatstadt mit ihnen übersät war. Dazwischen gab es nichts, und das war sehr verstörend.
    Er verschwendete keine Zeit auf persönliche Angewohnheiten. Es wirkte, als hätten die Götter die Weißaugen vervollkommnet, und Kastan Styrax sei das Ergebnis ihrer Bemühungen gewesen. Seit ihrem ersten Treffen vor zwei Monaten war der Baumeister von Ehrfurcht erfüllt, und sogar jetzt, während er in Lord Styrax’ unbewegtes Gesicht blickte, fiel es ihm schwer, sich vorzustellen, dass dieser Mann nur ein Sterblicher aus Fleisch und Blut war.
    »Ich glaube schon, mein Lord«, sagte er, nachdem er sich einen Augenblick Zeit genommen hatte, den nervösen Schluckauf zu unterdrücken, der ihn zu unterbrechen drohte. »Das Holz ist stark und meine Männer haben gute Arbeit geleistet. Etwas Besseres kann man unter diesen Umständen nicht erwarten. Ich
würde gerne erst einmal zur Probe schießen, aber da uns diese Möglichkeit nicht zur Verfügung steht, kann ich nur vermuten, dass es so gehen wird, wie ihr es wünschtet. Wenn ihr einen behauenen Stein nehmt, würde ich schätzen …«
    Er verstummte, als Styrax eine Hand hob. Sie war bis auf seinen Kopf das Einzige vom Körper des Weißauges, das nicht in einer abschreckenden schwarzen Rüstung steckte. Aber diese Hand, ebenso wie die Rüstung, war das Ergebnis seines größten Sieges. Sie war vom Handgelenk bis zu den Fingerspitzen knochenweiß, die Haut war von verdrehten Narben bedeckt, und unter den Fingernägeln blieben bis in alle Ewigkeit blutige Flecken. Es hieß, Kastan Styrax habe ihre Verbrennung in Kauf genommen, um Koezh Vukotic im Kampf niederzustrecken und so seinen größten Triumph zu erringen. Kein Krieger hatte das geschafft, seit sich der Vampir zum ersten Mal aus seinem Grab erhoben hatte. Styrax schätzte den Preis als gering ein.
    »Ist die Sehne noch stark?«, fragte eine raue Stimme hinter ihnen.
    Der Baumeister drehte sich zu General Gaur um, der näher kam und dabei den Helm seines Lords ehrfürchtig in den schwarz bepelzten Händen trug. Nur wenige würden es wagen, ein Gespräch von Lord Styrax zu unterbrechen, aber trotz seines monströsen Aussehens und seiner Hybridnatur war General Gaur genau das, was bei dem Weißauge einem Freund am nächsten kam.
    »Wir haben zwei mitgebracht, für alle Fälle, und eine davon ist unbeschädigt geblieben«, bestätigte der Baumeister. »Ich habe das Katapult überprüft: es kann noch immer feuern.«
    »Hervorragend. Ihr habt alles getan, wofür ich Euch brauchte.«
    Der Baumeister erbleichte und sein Blick wurde zum großen Breitschwert von Lord Styrax gezogen.
    »Gaur, bring unseren talentierten Freund zu den Pferden und dann auf den Weg. Und schicke Kohrad zu mir.«

    Der Baumeister sank

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