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Sturmkönige 01 - Dschinnland

Sturmkönige 01 - Dschinnland

Titel: Sturmkönige 01 - Dschinnland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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ließ.
    Sabatea bewegte sich unruhig in seinem Rücken, während er den Teppich durch einen Einschnitt zwischen kahlen, sandgelben Bergrücken lenkte.
    »Einen halben Tag noch«, sagte er, »nicht mehr.«
    Sie hatten während der vergangenen Tage oft darüber gesprochen, was sein würde, wenn sie auf einen unüberwindlichen Belagerungsring stießen, auf Tausende von Dschinnen, die niemanden in die Stadt hinein- und keinen mehr hinausließen. »Bagdad ist niemals belagert worden«, hatte er ihr erklärt, »in all den Jahrzehnten nicht. Die Kalifen haben den Krieg stets zu den Dschinnen hinaus in die Wüste getragen. Und es gab nie den einen großen Schlag gegen Bagdad, ganz ähnlich wie in Samarkand. Es ist fast, als hätten sich die Dschinne erst alle Ländereien, die Dörfer und kleineren Städte vorgenommen und sich die großen Siedlungen bis zuletzt aufgehoben.«
    War es dieser finale Schlag, der nun bevorstand? Hatten die Dschinnfürsten die Geduld verloren? Oder war schlichtweg kaum noch etwas anderes übrig, das erobert werden konnte? Die Wüsten und die angrenzenden Regionen waren überrannt worden. Bagdad ruhte wie ein funkelndes Juwel inmitten einer matt und blind gewordenen Krone. Bald würde es ganz von selbst aus seiner Fassung fallen und feststellen, dass rundum nichts als rostiger Staub geblieben war.
    Es dauerte nicht lange, da tauchten vor ihnen zwischen den Gipfeln Punkte am Himmel auf. Diesmal waren es weder Vögel noch Dschinne.
    »Teppichreiter«, knurrte Tarik zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    »Aus Bagdad?«
    »Woher sonst?«
    Sie atmete auf. »Dann sind sie auf unserer Seite.«
    »Nicht unbedingt. Sie werden uns entweder für Spione der Dschinne halten – «
    »Spione! Das ist doch lächerlich!«
    » – oder für Schmuggler.«
    Sie zögerte. »Oh«, machte sie dann.
    »Was nicht weiter tragisch wäre, wenn wir Waren dabeihätten, um sie zu bestechen. So aber werden sie glauben, dass wir Schmuggler der allerschlimmsten Sorte sind: solche, die dumm genug waren, unterwegs alles zu verlieren. Einschließlich unserer Berechtigung, am Leben zu bleiben.«
    »Und das hast du gewusst?«
    »Ich hab es kommen sehen.«
    »Warum hast du nichts – « Sie brach ab, presste einen Moment lang die Lippen aufeinander und starrte ihn mit einem Mal zornig an. »Du hast das geplant!«
    Er schüttelte den Kopf. »Nur mit einer gewissen Gelassenheit auf mich zukommen lassen.«
    Die Punkte fächerten auseinander. Es waren sechs, soweit sich das vor dem flimmernden Horizont zwischen den Gipfeln erkennen ließ.
    »Wie konntest du das – «
    »Meine Aufgabe ist so gut wie beendet. Jetzt bist du an der Reihe.«
    »Und was soll ich wohl deiner Ansicht nach tun?«
    »Du bist keine Sklavin und auch kein Haremsmädchen. Aber du kommst aus dem Palast des Emirs von Samarkand, und du hast Junis genug Gold geboten, um damit eine kleine Armee auszurüsten. Was immer dich dazu bewogen hat, um jeden Preis nach Bagdad zu gehen, du hast irgendetwas vor. Und ich müsste mich sehr täuschen, wenn dich das nicht an die allerhöchsten Stellen führen sollte.« Er zuckte die Achseln und schenkte ihr ein Lächeln, vielleicht ein wenig kraftlos und ganz sicher ohne jede Spur von Triumph. »Jetzt ist der Zeitpunkt da, an dem du dein geheimes Zeichen zückst und ihnen klarmachst, wer oder was du wirklich bist.«
    Sie verdrehte die Augen. »Was denn für ein Zeichen?«
    »Sag du’s mir. Ich hoffe nur, es war kein Schriftstück oder Amulett oder irgendwas in der Art – denn das hätten wir dann wohl verloren.«
    »Oh, Tarik, verdammt noch mal!«
    »Vielleicht eine Tätowierung, irgendwo, wo ich nicht hingesehen habe?« Er hob eine Augenbraue. »Oder eher ein Passwort? Eine verschlüsselte Formel?« Er schaute nach Westen, wo die Patrouille aus Bagdad rasch näher kam. »Was immer es ist – besser, du machst kein großes Geheimnis daraus, wenn sie erst einmal hier sind. Lange fackeln werden diese Kerle ganz bestimmt nicht.«
    Sie sah aus, als wollte sie ihm liebend gern an die Kehle gehen. Dann aber zerfloss ihr Zorn zu Kummer, und sie schüttelte langsam den Kopf. »Deshalb hast du keine Fragen mehr gestellt. Weil du wusstest, dass du die Antworten früher oder später ganz von selbst erhalten würdest.«
    »Nicht ganz von selbst«, gab er zu. »Es gibt Wege aus diesen Bergen, auf denen uns die Patrouillen nicht bemerkt hätten.«
    »Soll das immer so weitergehen? Misstrauen gegen Misstrauen?«
    Er drehte sich halb um, damit er ihr

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