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Sturmkönige 01 - Dschinnland

Sturmkönige 01 - Dschinnland

Titel: Sturmkönige 01 - Dschinnland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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geben, nach mir zu suchen. Und Tariks Teppich – «
    »Den haben sie. Die Dschinne.«
    »Das hab ich befürchtet.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und blickte sich angestrengt in ihrem Gefängnis um. Es war albern, mit ihm zu streiten, und es führte zu nichts. Schließlich holte sie tief Luft, sah ihn wieder an und fragte: »Was hast du noch erfahren? «
    Er hielt Ausschau nach Dschinnwächtern, aber in der Dunkelheit des Höhlenhimmels waren sie nirgends zu erkennen. Umso beängstigender, dass sie umgekehrt ihre Gefangenen offenbar sehr genau im Auge behielten. Junis senkte die Stimme. »Das hier ist nur so was wie ein Zwischenlager. Anscheinend sind bereits Gefangene wieder von hier fortgebracht worden.«
    »Um sie anderswo zu töten?«
    »Keiner weiß das so genau. Aber es gibt Gerüchte, die etwas anderes besagen. Es heißt, ganze Heerscharen von Dschinnen bewegen sich in Richtung Bagdad, von überall her, und viele von ihnen haben menschliche Sklaven dabei.«
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich. »Sie planen einen Angriff auf Bagdad? «
    »Den mit Abstand größten bisher. Und wahrscheinlich auch den letzten, weil keine Stadt einem solchen Ansturm standhalten kann. Die Dschinne haben irgendeinen Plan, heißt es. Sicher ist das auch der Grund, warum sie seit Monaten ihre Krieger aus der Umgebung von Samarkand abgezogen haben und wir unterwegs auf so wenige von ihnen gestoßen sind. Sie konzentrieren all ihre Macht auf die Stadt des Kalifen.«
    »Warum nach all den Jahren ausgerechnet jetzt?« Sie hatte die Worte nur vor sich hin gemurmelt, aber Junis hörte sie trotzdem.
    »Keiner weiß, warum Bagdad – und warum erst heute und nicht schon vor zehn oder zwanzig Jahren. Aber Tatsache ist, dass der Angriff bevorsteht. Und dass die Dschinne all diese Menschen« – er schluckte – »dass sie uns gefangen haben, um auf ihrer Seite zu kämpfen.«
    »Das ist doch Irrsinn.« Sie schüttelte den Kopf so heftig, dass ihr das lange Haar um die Schultern flog. »Sie sind Zehntausende! Oder Millionen, wer weiß das schon? Wenn einer von ihnen stirbt, erscheint irgendwo ein neuer. Sie brauchen keine Menschen, die für sie kämpfen. Das ist, als würden wir Ameisen für uns in eine Schlacht schicken.«
    »Ameisen sind sehr viel widerstandsfähiger als wir«, erinnerte er sie. »Und, wer weiß, vielleicht haben auch die Dschinne etwas an uns entdeckt, irgendeinen Vorteil, den wir ihnen gegenüber haben, von dem wir selbst gar nichts ahnen.« Er lächelte schief. »Was würdest du tun, wenn du einen Ameisenhaufen zerstören willst?«
    »Ich habe keine verdammte Ahnung, Junis! Ich bin in einem Palast groß geworden.«
    »Du würdest versuchen, ihn zu verbrennen. Die stärkste Waffe, die der Mensch einsetzen kann, ist das Feuer.«
    »Und?«
    »Auch mit Feuer würdest du niemals alle Ameisen eines Volkes erwischen. Einige würden immer wieder davonkommen, weil sie Wege kennen und in Tunnel kriechen können, in denen du sie nie finden würdest.« Er sah sie an, mit einem Anflug von Triumph, den sie so kindisch wie liebenswert fand. »Wenn es dir dagegen gelingen würde, ein zweites Ameisenvolk gegen das erste aufzuwiegeln; wenn du sie dazu bringen könntest, sich zu hassen und gegenseitig auszurotten, dann hättest du eine Waffe in der Hand, die endgültig und absolut unschlagbar wäre.«
    Sie legte den Kopf schräg. »Junis?«
    »Hmm?«
    »Was, wenn ich Regenwürmer statt Ameisen gesagt hätte?«
    Er starrte sie einen Augenblick lang mit offenem Mund an, dann kehrte sein ansteckendes Grinsen zurück, dieselbe Miene, die ihn oft so viel wärmer und anziehender erscheinen ließ als Tarik.
    Zu ihrer Überraschung trat er vor und gab ihr erneut einen Kuss, ganz kurz nur, fast freundschaftlich. Sie war nicht sicher, ob sie wollte, dass er sie mochte. Und erst recht nicht, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte. Wahrscheinlich war es zu spät, etwas dagegen zu unternehmen.
    »Deine neuen Schafhirtenfreunde glauben also«, sagte sie, »dass wir hier unten nicht verschimmeln oder aufgefressen werden, sondern dass man uns von hier fortbringen wird?«
    »Ja.«
    »Warum haben sie uns dann nicht gleich nach Bagdad gebracht? Oder wo auch immer sie ihre Heere für den Angriff sammeln.«
    Sein Ausdruck verdüsterte sich wieder. »Offenbar holen sie alle paar Stunden einige aus dem Pferch und bringen sie in einen anderen, weiter am Rand der Höhle, wo es dunkler ist und weniger Feuer brennen.« Er deutete in eine unbestimmte

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