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Sturmkönige 01 - Dschinnland

Sturmkönige 01 - Dschinnland

Titel: Sturmkönige 01 - Dschinnland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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alle zu erfassen und bildete eine Wand aus Rauch und Sand um die schreiende Menge und den Sturmreiter in ihrer Mitte. Plötzlich wurden sie alle wie auf einer unsichtbaren Plattform angehoben, während sich unter ihnen der Trichter des Wirbelsturms emporschraubte. Einen Moment lang sah es aus, als müssten sie von den kreisenden Luftmassen nach außen geschleudert werden. Aber sie standen nur da, eng zusammengedrängt, während der Boden unter ihnen zurückblieb.
    Der Sturm wuchs immer höher, bis sich die Menschen sechzig, siebzig Mannslängen über dem Boden befanden. Dann setzte sich die Windhose in Bewegung, fräste zwischen den Feuern und Pferchen zur Höhlenwand und raste daran hinauf. Dabei bog sich der Windrüssel mit seinem breiten Ende nach oben, sodass die verängstigten Männer und Frauen weiterhin aufrecht standen. Sie wurden durchgeschüttelt, schwankten, hielten sich aneinander fest, aber keiner stürzte in die Tiefe. Es war, als hätte sich um sie eine unsichtbare Blase gebildet, die verhinderte, dass sie aus dem Zentrum des Sturms in seine tödlichen Ausläufer gerieten. Zugleich formierten sich drei kleinere Windhosen um den Flüchtlingstransport und wehrten angreifende Dschinne ab.
    »Da sind noch mehr!«, rief Sabatea.
    Tarik sah, wie weitere Wirbelstürme unweit der Pferche niedersanken. Viele Gefangene hatten mit angesehen, was geschehen war. Rasch bildete sich ein wildes Gedränge um die Sturmreiter. Manche Sklaven bejubelten ihre Befreier mit heiseren, ausgedorrten Stimmen. Andere dankten händeringend ihren Göttern, als hätten sie die vermummten Gestalten in den brausenden Windstrudeln zu ihnen herabgesandt.
    Alles musste sehr schnell gehen. Die Reiter nahmen keine Rücksicht auf jene, die zu weit außen standen oder trotz ihrer Warnungen mit in den Pulk drängen wollten. Als die Stürme um die Menschenmengen aufstiegen, erfassten sie ein paar Unglückliche und wirbelten sie davon. Der Rest aber wurde von den rotierenden Winden angehoben und in einer waghalsigen Flucht die Felswände hinaufgetragen.
    Wie viele Opfer die Urgewalt dieser Winde am Boden kostete, blieb ungewiss. Sicher war, dass irgendjemand eiskalt abgewogen hatte: Gegen Dutzende, vielleicht Hunderte, die befreit wurden, standen einige, die auf der Strecke blieben. Eine kühl kalkulierte Rechnung, die Verluste in Kauf nahm.
    Auch Dschinne hatten beobachtet, was rund um die Pferche geschah, und sie erkannten rasch die Schwächen ihrer Gegner. Sie warteten ab, bis die Windhosen in sich zusammensanken, und gingen erst dann zum Angriff über. Ein Tornadoreiter wurde von mehreren Pfeilen zugleich durchbohrt, während die Menschen um ihn herum auseinanderströmten und panisch nach Deckung suchten. Links von Tarik und Sabatea formierten sich drei Dschinne mit gespannten Bogen rund um einen Wirbelsturm, der bis auf wenige Meter eingefallen war; entweder sah der Reiter in seinem Zentrum die feindlichen Bogenschützen nicht, oder er war wagemutig genug, das Risiko einzugehen.
    »Lass mich das machen!«, rief Tarik über die Schulter und spürte, wie Sabateas Hand sich aus dem Muster zurückzog. Er lenkte den Teppich in eine scharfe Kurve und raste von hinten auf einen der Dschinne zu. Unten am Boden liefen schon die ersten Gefangenen zusammen, während sich die strudelnden Staubarme rund um den Reiter auflösten.
    Tarik streifte den ersten Bogenschützen mit der Teppichkante, raste auf den zweiten zu und stieß ihn mit aller Macht in ein nahes Feuer. Sabatea klammerte sich an ihm fest, während sie von dem Zusammenprall durchgeschüttelt wurden. Der Pfeil des Dschinns sauste ziellos davon, während der Krieger in die Flammen stürzte, gleich darauf wieder auftauchte und lichterloh brennend davontrudelte. Tarik sah ihn kreischend auf die Höhlenwand zurasen. Die Flammen erhellten für Sekunden die äußeren Pferche und enthüllten rasendes, tollwütiges Wimmeln hinter den Gittern. Jeden Augenblick musste der Dschinn gegen den Fels prallen. Doch zu Tariks Erstaunen kam es nicht zum Zusammenstoß – vielmehr fiel der Schein der lodernden Kreatur auf eine kreisrunde Öffnung im Gestein, einen breiten dunklen Tunnel, in den der Dschinn hineinraste, jetzt völlig außer Kontrolle. Wohin das Loch in der Höhlenwand führte, war nicht zu erkennen; vielleicht ein Fluchtweg aus den Zeiten der Roch. Der schreiende Dschinn stieß in heilloser Panik gegen die Schachtwände und ließ bei jedem Aufprall brennende Hautfetzen zurück. Tarik sah ihn im

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