Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmkönige 01 - Dschinnland

Sturmkönige 01 - Dschinnland

Titel: Sturmkönige 01 - Dschinnland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
sie stürzten leblose Dschinne in die Tiefe. Einer verfehlte das Becken nur um eine Mannslänge.
    Tarik zog sich neben Sabatea auf den Rand, presste die Lippen zusammen – und stieß sich ab. Es war nur ein kurzer Sprung, der Abstand betrug nicht einmal einen Schritt. Aber die Schmerzen verschleierten seine Sicht, und er wusste nicht, wie der Teppich reagieren würde, wenn er klatschnass auf seine Oberfläche prallte.
    Stocksteif erwartete das Gewebe den Aufprall. Dann spritzten Wassertropfen, als Tarik mit den Füßen aufkam, sofort nach vorn auf alle viere kippte und im selben Augenblick die Hand ins Muster rammte.
    Gerade noch rechtzeitig.
    Er spürte den Widerstand des Teppichs, sah schon ein heftiges Aufbäumen kommen, wappnete sich für den Sturz in die Tiefe. Doch dann berührten seine Finger die richtigen Stränge und zurrten sie mit einem instinktiven Griff zusammen, während er in Gedanken die nötige Beschwörung murmelte. Die Macht der Worte raste wie ein Hitzestoß seinen Arm hinab ins Knüpfwerk, erstickte den Widerwillen des Musters und zwang es zum Gehorsam. Selten zuvor hatte er dem Teppich mit solchem Nachdruck seinen Willen aufgenötigt. Er war nicht sicher, wie lange das gut gehen konnte.
    In Sabateas Rücken explodierte das Wasser.
    Der Leichnam eines Dschinns war von hoch oben in die Tränke gestürzt. Sabatea schrie auf, als die Erschütterung sie erfasste und vornüberstieß. Aus der Hocke kippte sie über den Rand. Ihr Arm schoss in Tariks Richtung vor, streifte die Fransen des Teppichs – und bekam sie zu fassen.
    Tarik kniete zu weit vorn. Er hätte die Hand aus dem Muster reißen müssen, um Sabatea zu packen. Damit aber hätte er auch den Rest seiner Kontrolle über den Teppich aufgegeben.
    Stattdessen ließ er ihn ein Stück weit aufsteigen, mit Sabatea im Schlepptau, die jetzt mit beiden Händen an der Kante hing. Sie schrie gellend auf, als Tarik den Teppich über dem Becken auf die Wand zusteuerte und unmittelbar vor der Wassersäule des Sturzbachs verharren ließ. Strampelnd verlor sie endgültig ihren Halt – und wurde vom Wasser der Tränke aufgefangen.
    Sie fiel genau auf den toten Dschinn, tauchte kurz unter, kam triefend wieder hoch und zog sich zu Tarik auf den Teppich, der nur knapp über der Oberfläche schwebte.
    Der Ruck, der durch das Gewebe fuhr, als ein zweiter klatschnasser Körper darauf Platz nahm, war mörderisch. Tarik hatte noch nie eine solche Auflehnung des Musters gegen seinen Willen erlebt, niemals solche Panik in einem Teppich verspürt. Er glaubte, sein Arm würde ihm aus der Schulter gerissen, als die Hitze, die er eben erst hinab ins Muster gesandt hatte, mit hundertfacher Kraft auf ihn zurückschlug. Wie ein unsichtbarer Feuerball fauchte sie an seinem Arm hinauf und schien jedes einzelne Nervenende zu entzünden. Er brüllte auf, spürte, wie seine Macht über den Teppich verpuffte, und hörte nun auch Sabatea hinter sich schreien. Für einen endlosen Augenblick verlor das Gewebe unter ihnen an Festigkeit, wellte sich, sackte durch – und versteifte sich wieder.
    Tarik gewann abermals die Oberhand.
    Sabatea klammerte sich von hinten an ihn, als er den Teppich von der Tränke fortlenkte. Felswand und Sturzbach blieben hinter ihnen zurück.
    Ein einziger Blick nach oben zeigte ihm, dass es Selbstmord gewesen wäre, hinauf zur Höhlendecke zu fliegen. Selbst wenn ihm der Teppich so lange gehorchen würde, war es schier unmöglich, durch die Masse der Dschinne und rasenden Wirbelstürme den Tunnel ins Freie zu erreichen. Die Staubwolke senkte sich allmählich tiefer, hüllte bereits die Hängenden Städte ein und würde bald die gesamte obere Hälfte des Grottendoms vernebeln.
    Ihnen blieb nur der Weg nach unten. Als Tarik dem Teppich seinen Befehl gab, war der Widerstand im Muster bereits schwächer geworden. Kein gutes Zeichen. Solange sich die Stränge gegen ihn sträubten, besaßen sie genug Kraft, um die beiden Reiter in Sicherheit zu tragen. Dass die Auflehnung nachließ, konnte hingegen nur eines bedeuten: Die Nässe, die von Tarik und Sabatea ins Knüpfwerk triefte, zeigte bereits Wirkung.
    Überall um sie herrschte Chaos. Von oben regnete es tote Dschinne, manche aufgeplatzt wie Fischbäuche, so heftig waren sie von den Stürmen gegen die Felsen geschleudert worden. Von unten stiegen immer noch neue Krieger auf, womöglich die Wächter der Pferche, die jetzt von ihren Anführern in die Schlacht geschickt wurden.
    Während der Teppich

Weitere Kostenlose Bücher