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Sturmkönige 01 - Dschinnland

Sturmkönige 01 - Dschinnland

Titel: Sturmkönige 01 - Dschinnland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Artgenossen erlegt und eingeäschert haben.«
    Er ließ den Teppich langsam rückwärtsschweben, ohne ihn zu wenden. Das Licht der Fackel zog sich mit ihnen zurück. Die Finsternis rückte nach und drängte das armselige Flackern vor sich her.
    Das Scharren, Klacken und Rasseln wurde heftiger.
    Er starrte angestrengt in die Dunkelheit. Hoffte, dass sich seine Augen schnell daran gewöhnten und er etwas erkennen würde.
    Da waren Bewegungen. Vielleicht nur Staubschlieren.
    Dann wieder Ruhe.
    »Du hast auf dem Weg hierher nicht zufällig Abzweigungen gesehen?«, flüsterte er.
    Sie schüttelte nah an seinem Nacken den Kopf.
    Er blickte über die Schulter, um ihr in die Augen zu sehen. Im Fackelschein sahen sie noch heller und rätselhafter aus. Mondsteinaugen.
    »Zurück in den Staub?«, fragte er nur.
    Bevor sie antworten konnte, erklang das Knirschen und Schaben erneut. Noch näher.
    Als Tarik herumfuhr, schob sich etwas ins Licht der Fackel. Feuerschein zuckte über schwarze Panzerschalen aus Horn, bedeckt mit Höckern und Auswüchsen, die vom Reiben am Fels rund geschliffen waren. Keine Augen, dafür mehrfach gewinkelte Fühler. Ein Maul, das im Verhältnis zum Rest zu klein erschien, aber flankiert wurde von zwei gewaltigen Hornscheren und einer Vielzahl tastender Greifarme. Das Wesen füllte den gesamten Tunnel aus, vom Boden bis zur Decke.
    »Zeit für den Rückzug«, flüsterte Tarik.
    Im selben Augenblick schoss das Ding auf sie zu, getragen von Beinen, die von vorn nur zu erahnen waren. Krachend und schnaufend donnerte es heran, mit zuckenden Fühlern und schnappenden Scheren.
    Der Teppich wirbelte auf der Stelle herum, verlor darüber fast seine Reiter, und sauste zurück Richtung Höhle. Schon nach kurzer Zeit wurde die Luft wieder stickiger. Die Flammen am Ende der Fackel schrumpften zusammen, die Dunkelheit rückte von allen Seiten näher. Es roch jetzt beißend nach getrocknetem Vogelkot. Der Staub brannte in Nase und Hals und machte jedes Luftholen zur Qual. Tarik zog sich den Ausschnitt seines Wamses über Mund und Nase und hoffte, dass Sabatea hinter ihm das Gleiche tat.
    Noch immer keine Abzweigung. Nicht mehr lange, dann würden sie wieder an den Ausgang zur Höhle gelangen. Vorausgesetzt, er war nicht von dem zerschmetterten Rochnest verschüttet worden.
    »Es ist langsamer als wir«, rief Sabatea.
    »Gibt es auf?«
    »Nein. Es folgt uns noch immer. Aber unser Vorsprung wird größer.«
    Oder die Sicht schlechter, dachte Tarik, sprach es aber nicht aus.
    Kurz darauf lichtete sich der wogende Staubnebel. Da erst wurde ihm bewusst, dass sie den Tunnel bereits verlassen hatten. Sie waren wieder zurück im Höhlendom der Hängenden Städte, schossen aufwärts und brachen bald darauf durch den grauen, ätzenden Dunst. Hinter ihnen ertönte ein wütendes Trompeten und Brüllen, das bald leiser wurde und zurückblieb. Wahrscheinlich wagte das Ungetüm nicht, ihnen aus dem Tunnel zu folgen.
    Von oben sahen sie durch die Schwaden die geborstenen Ruinen der Hängenden Stadt. Sie war beim Aufprall in kleinste Teile zersprengt worden, ihre Trümmer bedeckten den gesamten Boden der Grotte. Die einstigen Sklavenpferche waren viele Meter tief darunter verschüttet. Im Dunst brannten Feuer, flackernde Lichtflecken unterhalb des Staubs. Bruchstücke waren in Brand geraten. Falls die Flammen auf die gesamte Ruine übergriffen, würde sich die Grotte in Windeseile in einen kilometerhohen Schmelzofen verwandeln.
    Ein scharfkantiger Trümmergipfel ragte aus den Staubschleiern. Wo er durch die Schwaden stieß, musste das Zentrum des Aufschlags liegen. Hier türmten sich die meisten Splitter aufeinander, bizarre, scherbenartige Überreste, die einem Haufen zerschlagener Korallen oder Knochen ähnelten.
    Tarik blickte nach oben und sah, dass auch unter der Höhlendecke, rund um die zweite Hängende Stadt, Dunstwolken wogten. Etliche Feuerbecken und Fackeln an den Höhlenwänden waren erloschen, aber die Flammen unterhalb des Dunstes breiteten sich aus, brachten die Schwaden am Boden zum Glühen und erhellten die Grotte. Undeutlich ließ sich der kolossale Umriss des unversehrten Rochnestes erkennen; auch auf seiner Oberfläche brannten vereinzelte Feuer.
    Dort oben wurde nach wie vor gekämpft. Viele Sturmreiter, die nicht von der abstürzenden Stadt mitgerissen worden waren, mussten durch den Spalt in der Höhlendecke ins Freie entkommen sein. Aber eine stattliche Anzahl von ihnen wütete noch immer unter den Dschinnen,

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