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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Nachtgesicht, »Herr, hätte ich das gewusst, so hätte ich nie -«
    »Schaff ihn mir aus den Augen, Pfauenschwester, und lehre ihn, dass in diesem Viertel gewisse Regeln gelten.«
    Deine Regeln, dachte Tarik.
    »Ich gehöre nicht zu deinen Leuten, Kaufmann«, entgegnete Ifranji trotzig. Sie hatte Mut, das musste Tarik ihr lassen. »Und deine Befehle sind nicht mehr als Bitten für eine Schwester der Pfauen.«
    Der Stumme Kaufmann seufzte leise. »Lass uns nicht streiten. Ich bin gerade eine Menge Stufen heraufgestiegen, um dich davon abzuhalten, unserem Freund aus Samarkand den Hals durchzuschneiden. Wir könnten dieses Spiel bis zum Abend fortsetzen. Du willst dein Gesicht wahren, ich auch, wir drohen einander, wir sprechen all die üblichen Warnungen aus, und alles würde schrecklich unerquicklich und, offen gestanden, sehr langweilig, weil wir das Gleiche schon zu viele Male ganz genauso gemacht haben. Warum also nimmst du nicht einfach deinen lästigen Bruder und gehst? Das würde uns beiden Zeit und Ärger ersparen.«
    Tarik sah verblüfft hinüber zu dem Mädchen. Ein Grinsen stahl sich auf Ifranjis Gesicht, das bis zu ihren ausgeprägten Wangenknochen reichte. Fast hätte man meinen können, dass sie und der Stumme Kaufmann sich mochten, trotz allem, was gerade gesprochen worden war.
    »Heben wir es uns für ein andermal auf«, lenkte sie ein.
    Der Kaufmann deutete eine Verbeugung an. »Ein andermal.«
    »Komm«, zischte sie ihrem Bruder zu, der sich mit einem erleichterten Schnaufen das Lendentuch über seinem Hüftspeck zurechtzog. Ifranji warf Tarik einen letzten Blick zu. »Wir sehen uns wieder.«
    »Nicht, wenn es sich vermeiden lässt.«
    »Bagdad ist nicht so groß.«
    Er zuckte die Achseln. »Bagdad wird bald untergehen.«
    Sie schob die Spitze ihres weichen Lederschuhs unter den Dolch am Boden und schleuderte ihn mit einer beiläufigen Bewegung in die Luft. Ihre Hand zuckte blitzschnell vor, schnappte ihn auf und ließ ihn in einer Scheide an ihrem Oberschenkel verschwinden.
    Als sie und ihr Bruder davongingen, fiel Tarik erneut auf, wie klein und ungeheuer schmal sie war. Erst recht neben dem dickleibigen Koloss, der sie um anderthalb Köpfe überragte und dreimal so breit war wie sie.
    »Nimm es ihr nicht übel«, sagte der Stumme Kaufmann.
    Tariks Hand berührte abermals die Wunde an seiner Kehle. »Wie könnte ich.«
    Der Kaufmann schmunzelte und deutete zurück zum Badehaus. »Gehen wir.«
    »Wohin?«
    Ein fliegender Teppich passierte über ihnen die Gasse. Zu schnell – Tarik hatte nicht erkennen können, ob Gardisten darauf ritten.
    »An einen Ort«, sagte der Kaufmann, »wo nur die Nachtigallen uns zuhören.«
     

     
    Es waren tatsächlich viele Stufen. Unterwegs begegneten sie keiner Menschenseele. Nur einmal glaubte er im Dunkeln einen hellen Schemen zu sehen, wie ein Stück Seide, das ein Windstoß durch Bagdads Unterwelt trug. Aber es hätte alles Mögliche sein können, und der Kaufmann schien nicht beunruhigt.
    »Diese Gänge sehen uralt aus«, sagte Tarik. »Aber Bagdad steht nicht einmal fünfzig Jahre.«
    Der Stumme Kaufmann ging voran. Tarik konnte sein Gesicht nicht sehen, als er antwortete, aber er klang, als lächelte er beim Sprechen. »Hier stand früher ein Tempel, viel zu alt, als dass noch irgendwer wüsste, wer einst darin angebetet wurde. Als die Baumeister des Kalifen anrückten, waren nur noch ein paar Ruinen übrig – und dieses Labyrinth hier unten. Es erstreckt sich weiter unter der Stadt, als die meisten ahnen. Auch wenn wir einen Großteil der Gänge zugemauert haben.«
    »Für Diebe müssten das ideale Fluchtwege sein.«
    »Ich bin kein Dieb«, entgegnete der Kaufmann gereizt. »Ich treibe Handel.«
    »So hättest du den Dieben die Erlaubnis zur Benutzung dieser Wege verkaufen können.«
    »Um mich den lieben langen Tag mit Quälgeistern wie Ifranji herumzuschlagen? Davor bewahre mich Allah in seiner unermesslichen Güte! Ganz abgesehen davon – was einst in diesen Katakomben umging hätte womöglich weniger Geduld mit ihr als ich.«
    »Geister? Oder Gerüchte, die einen davon abhalten sollen, in deinen Lagerräumen zu stöbern?«
    Der Kaufmann lachte. »Dein Vater hat mir einmal dieselbe Frage gestellt.«
    »Hat er eine ehrliche Antwort bekommen?«
    »Wer würde schon Gerüchte über Geister erfinden, wenn draußen in den Wüsten die Dschinne toben?«
    Tarik beließ es dabei. »Du hast dieses Mädchen eine Pfauenschwester genannt. Was bedeutet das?«
    »Die

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