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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Bagdad unterzugehen mochte mittlerweile die reizvollere Aussicht sein. Es sei denn, Skarabapur war auch für die Geschwister weit mehr als nur das Ziel einer Reise auf fliegenden Teppichen.
    Was also bedeutete diese Stadt einem jeden von ihnen? Welche Verheißung lag hinter dem Bild, das sich jeder in seiner Vorstellung davon machte? Und musste die Wahrheit am Ende nicht immer nur eine Illusion bleiben, ganz gleich wie lebensecht sie sich geben mochte – eben weil sie jedem als eine andere, eine eigene Wahrheit erschien? Das zumindest war der Mythos von Skarabapur, und vielleicht war selbst das nur ein Trugbild. Sie waren einem Zauberpferd ins Nirgendwo gefolgt und hofften, ja, was zu finden? Den Schlüssel zur Rettung der Welt? Sich selbst? Den Beweis einer Illusion?
    Wieder wurde ihm klar, dass sie viel zu wenig wussten. Über Skarabapur, den Dritten Wunsch – und über den Magier Qatum und seinen Plan, das Siegel der Weltenflasche zu öffnen, damit die Magie zurück in seine Wirklichkeit entweichen konnte. Wenn Khalis die Wahrheit gesagt hatte, dann musste auch Qatum jetzt auf dem Weg hierher sein, um den Dritten Wunsch für seine Zwecke zu missbrauchen und damit Menschen und Dschinne ins Verderben zu reißen.
    Vielleicht wäre es besser so, dachte Tarik. Sie gaben eine schöne Gemeinschaft von Helden ab. Wie hatten sie jemals annehmen können, auch nur in Skarabapur anzukommen, ohne sich zuvor gegenseitig die Schädel einzuschlagen? Vielleicht lag die Stadt – oder das, wofür sie stand – wirklich am Ende dieser Brücke. Dann war der Steg die letzte große Herausforderung vor dem Ziel.
    Er wusste nichts von Symbolen und Philosophie. Magie war ihm suspekt, sobald sie über den Ritt auf einem Teppich hinausging. Er war nur hier, weil Sabatea hatte gehen wollen, weil sie von ihnen allen als Einzige den aufrichtigen Wunsch gehabt hatte, die Welt vor Qatum zu retten. Sie hatte sich verändert, seit sie aus Samarkand aufgebrochen waren. Tariks eigene Wandlung mochte augenfälliger sein, aber sie ging nicht weit genug, sich für eine vage Drohung des Weltuntergangs zu opfern. Sabatea aber vertraute auf das, was Khalis über Qatum, über die Wilde Magie und den Dritten Wunsch gesagt hatte, und sie war bereit, diesen Weg bis zum Ende zu gehen.
    Ein Grund mehr, jetzt nicht mehr von Khalis’ Seite zu weichen. Und wenn auch nur, um ihn bezahlen zu lassen, falls sich seine Behauptungen als Hirngespinste herausstellen sollten; wenn Qatum gar nicht existierte und sie nie eine Chance gehabt hatten, den Dritten Wunsch gegen die Dschinne zu wenden; wenn Sabatea allein dort hinausgeritten war, weil sie einer Lüge vertraut hatte.
    Ausgerechnet sie, die sich doch bestens darauf verstand, andere mit der Unwahrheit zu manipulieren, sollte zuletzt zum Opfer einer Täuschung geworden sein? Falls es so war, dann würde Khalis die Konsequenzen tragen müssen. Keine Fessel und auch kein Narbennarr würden Tarik dann noch zurückhalten.
    »Bringen wir es zu Ende«, sagte er, ehe ihm wieder bewusst wurde, dass er in keiner Lage war, Entscheidungen zu treffen. »Machen wir uns auf den Weg.«

 
Über der Tiefe
     
     
    Fahler Glanz überzog den Scherbensteg wie Morgentau. Der Mond war hinter dem Dunst kaum auszumachen, nur eine Verdichtung matter Helligkeit inmitten grauschwarzer Finsternis.
    Längst war es Nacht geworden. Nur unter ihnen, rechts und links der Brücke, verriet das Glosen und Glühen in der Tiefe, dass sie sich noch immer über dem unheimlichen Abgrund befanden. Feuerbänder flatterten durch die Schwärze. Flirrende Ringe stiegen auf und verpufften lautlos an der Oberfläche des Nebels. Dann und wann hörten sie Geräusche: Stampfen wie von einem mächtigen Herzen, das näher kam und sich wieder entfernte; Ächzen und Flüstern, das lange Zeit wie der Wind klang, ehe doch noch Silben daraus wurden, nur dass sie sich für jeden von ihnen zu unterschiedlichen Worten zusammensetzten; und nicht zuletzt das rhythmische Rauschen, das von Schwingen oder Flossen oder beidem rühren mochte.
    Tarik hatte die dunklen Flecken im Nebel nicht vergessen, die er vom Rand aus beobachtet hatte. Er war sicher, dass sie nun ihn beobachteten. Nur gerecht, dachte er. Er war in ihr Reich eingedrungen, nicht sie in das seine. Er hatte so wenig das Recht, hier zu sein, wie einer der anderen auf den drei Teppichen, und er fragte sich, wann eines der Wesen im Nebel das genauso sehen und angreifen würde.
    Der Gedanke an Sabatea allein in diesem

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