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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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wissen, weil sie keinen Hehl daraus gemacht hat, dass sie mich loswerden wollte. Aber dann, am Abend vor dem Angriff auf die Dschinne, und danach, als sie schon im Sterben lag…« Erneut wandte er den Blick ab und starrte mit bebenden Wangenmuskeln nach Süden. »Es spielt auch keine Rolle. Jetzt nicht mehr.«
    »Und dafür willst du dich umbringen lassen?«
    Junis schüttelte den Kopf. Bei der Schlacht war einer seiner goldenen Ohrringe ausgerissen worden, die Wunde hatte sich entzündet. »Das ist es nicht. Es geht um das, was ich ihr versprochen habe.«
    »Was für ein Versprechen war das?«
    »Jibril«, sagte Junis. »Ich habe ihr schwören müssen, dass ich versuchen würde, Jibril zu befreien.«
    Tarik schwieg einen Augenblick.
    Sein Bruder lächelte bitter. »Du hast selbst einen Eid geleistet, nicht wahr? Sabatea hat mir davon erzählt.«
    Tarik seufzte. »Almarik hat in Bagdad einen Ifrit zu Tode gefoltert, damit er ihm den Weg nach Skarabapur verrät. Als er im Sterben lag, musste ich ihm versprechen, ihn zu rächen. Also werde ich Almarik töten.« Er fand selbst, dass es müde und erschöpft klang, so wie er es sagte.
    »Wirst du das schaffen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber das war der Preis dafür, dass das Elfenbeinpferd uns nach Skarabapur führt. Es weiß von dem Schwur. Es bringt uns dorthin – wenn ich Almarik dafür umbringe.«
    Junis schüttelte langsam den Kopf. »Dann müsstest gerade du mich verstehen.«
    »Ich stelle nicht deine Entscheidung in Frage, nur Maryams Beweggründe. Warum hat sie so was von dir verlangt?«
    »Sie hat gesagt, Jibril sei unsere letzte Hoffnung. Dass dieser Junge der Einzige ist, der die Dschinne noch aufhalten kann.«
    »Offenbar hat das die Dschinnfürsten nicht davon abgehalten, ihn gefangen zu nehmen.«
    Junis schnaubte leise. »Ich hasse den kleinen Bastard. Die Sturmkönige waren abhängig von ihm. Jibril musste in ihrer Nähe sein, damit sie einen Tornado erzeugen konnten. Er trägt die Schuld daran, dass sie alle tot sind. Zu einem großen Teil wenigstens. Und dieser Auftrag, den er mir in den Bergen gegeben hat… die Kettenmagier abzulenken, damit er mehr Zeit hätte, sie anzugreifen… Er hat in Kauf genommen, dass ich dabei sterbe, ohne mich zu warnen. Und dann war er auch noch zu schwach, um es zu Ende zu bringen. Alles war umsonst, die ganze Schlacht, all die Toten. Maryams Tod.«
    »Trotzdem willst du ihn unbedingt da rausholen?«
    Junis verzog das Gesicht. Die Hilflosigkeit in seinen Zügen schmerzte Tarik. »Ich habe es ihr geschworen«, wiederholte er tonlos.
    Es gab eine ganze Reihe Argumente dagegen, bis hin zum getrübten Urteil einer Sterbenden. Aber Tarik sagte nichts mehr. Nickte nur. Junis hatte Recht: Er verstand ihn. Vielleicht besser als jemals zuvor.
    Sie stapften wortlos durch den Sand zurück zu den anderen. Sabatea blickte Junis sorgenvoll entgegen. Der Kummer in ihren Augen verriet, dass sie ahnte, was kommen würde, aber sie machte keinen Versuch, ihn umzustimmen.
    Junis ging zu ihr und umarmte sie schweigend.
    Er nickte Nachtgesicht und Ifranji zu, ignorierte den Magier und trat ein letztes Mal vor den Schrein. Langsam hob er eine Hand und legte sie an die Oberfläche. Maryam schwebte reglos dahinter im Honig. Ihre Fingerspitzen waren den seinen ganz nah, nur durch eine Schicht aus Kristall getrennt.
    Als er eine Bewegung neben sich bemerkte, wandte er langsam den Kopf. Widerwillig. Da stand Almarik mit einem seiner Schwerter, den lederumwickelten Griff in Junis’ Richtung ausgestreckt.
    »Was immer du auch vorhast – das hier wirst du brauchen.«
    Junis zögerte, dann nahm er die Waffe, wog sie in der Hand und ließ dabei den Ifritjäger nicht aus den Augen.
    »Ich danke dir.«
    Almarik wandte sich ab und ging zurück zu seinem Teppich. Tarik beobachtete ihn und fragte sich zugleich, ob nicht er selbst es hätte sein müssen, der seinem Bruder eine Waffe anbot. Zu spät. Auch dieses Mal.
    Junis nahm Platz auf seinem Teppich. Er war ein Geschenk von Maryam gewesen, und es schien passend, dass ausgerechnet er ihn auf diesem Weg tragen würde. Langsam hob sich das Knüpfwerk vom Boden.
    »Gebt auf sie Acht.« Er deutete aus der Luft herab auf Maryam im Honigschrein. »Tut für sie, was ihr könnt.« Es klang wenig hoffnungsvoll.
    Sabatea formte mit den Lippen: Pass auf dich auf.
    »Leb wohl«, sagte Tarik.
    Junis nickte und jagte davon, zurück nach Norden, der funkelnden Erinnerung an Bagdad entgegen.

 
Die Legende von

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