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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Knie. Sie lag auf seinem ausgebreiteten Teppich, das Gesicht nicht länger verhüllt, die ausgezehrten Züge bleich und mit Staub gepudert.
    Nachtgesicht räusperte sich. »Der Sand ist fast durchgelaufen.«
    Tarik nickte. »Beeilen wir uns.«

 
Junis’ Entscheidung
     
     
    Bevor sie Maryam in den Honig hinabließen, zog Sabatea sie aus und wusch sie notdürftig mit einem kleinen Teil des Trinkwassers. Sie schickte die anderen fort, damit niemand zusah. Ungeduldig standen sie hinter einer Düne, Khalis in stummer Wut, Almarik fast amüsiert, Tarik und Junis nervös und gereizt. Nachtgesicht und Ifranji tuschelten.
    Schließlich rief Sabatea, dass sie fertig sei. Sie hatte Maryams drahtigen Körper wieder in Hose und Hemd gekleidet, beides blutbefleckt, aber das Gesicht der Sturmkönigin wirkte jetzt unversehrt bis auf die alte Narbe, die vom Jochbein über die Wange am Hals hinablief.
    Khalis murmelte widerwillig eine Beschwörung, die es ermöglichte, den runden Deckel des Schreins von dem Kristallzylinder zu heben. Sie ließen Maryam von einem fliegenden Teppich in den Honig hinab, ganz langsam, mit den nackten Füßen zuerst. Sie war so leicht und ausgemergelt, dass der Honig nicht einmal überlief, obwohl er fast bis zum Rand des Gefäßes reichte. Nachdem sie den Schrein wieder verschlossen und Khalis ihn mit einem Zauberspruch versiegelt hatte, schwebten die beiden jungen Frauen ganz nah beieinander in der goldenen Flüssigkeit, die Gesichter einander zugewandt, als flüsterten sie miteinander.
    Junis selbst hatte Maryam mit Tarik in den Honig hinabgesenkt. Auch jetzt noch wirkte er abwesend und gedankenverloren. Das hier war für ihn kein Abschied. Vielleicht, weil er noch Hoffnung hatte. Vielleicht auch nur, weil sein Abschied von Maryam schon viel früher stattgefunden hatte, in den Stunden allein mit ihr in der Wüste, bevor Tarik und die anderen sie entdeckt hatten.
    Bisher hatte keine ihrer Ruhepausen länger als zwei Stunden gedauert – so lange brauchte der Sand, um einmal durch die Uhr zu rieseln. Tarik wollte auch jetzt darauf bestehen, sich an den Rat seines Vaters zu halten; Jamal al-Abbas hatte seine Söhne einst gewarnt, dass jeder längere Halt im Dschinnland den Tod bringen konnte. Doch während sie ihren Aufbruch vorbereiteten, fiel sein Blick erneut auf Junis, und diesmal dachte er, dass es Wichtigeres gab, als die Regeln eines toten Schmugglers zu bewahren, ganz gleich, ob sie ihre Berechtigung hatten oder nicht.
    Er nahm Junis beiseite und führte ihn ein Stück von den anderen fort. Sie stapften über einen Streifen aus weichem Sand und gelangten auf eine härtere Bodenscholle, wo sich Felsbuckel wie verscharrte Tierkadaver aus dem Boden wölbten. Ein Skorpion, bräunlich gelb wie der Boden, suchte Zuflucht hinter einem Stein.
    »Was hast du vor?«, fragte Tarik, als er stehen blieb und sich zu Junis umwandte. »Was es auch ist, es wird dich umbringen.«
    »Ich kann nicht mit euch gehen.«
    »Warum?«
    »Das geht nur mich etwas an.«
    »Ich hab das Gleiche auch schon mal durchgemacht. Sechs Jahre lang war ich sicher, dass Maryam tot ist. Du hast gesehen, wohin mich das gebracht hat.«
    »Was willst du? Eine Entschuldigung?« Junis’ Augen funkelten. Alles war besser als diese abwesende Leere in seinem Blick. »Dafür, dass ich mir damals nicht genug Mühe gegeben habe, dich zu verstehen?«
    »Früher oder später hätte es mich erwischt«, sagte Tarik. »Die Teppichrennen oder ein Messer zwischen die Rippen bei irgendeiner Tavernenschlägerei. Aber du willst in einen verdammten Krieg ziehen. Was hast du vor? Die Dschinnarmee ganz allein angreifen?«
    »Und ihr?«, entgegnete Junis. »Ist das, was ihr tut, vielleicht vernünftiger? Ihr wisst nicht mal, nach was ihr da unten im Süden wirklich sucht. Geschweige denn, was ihr anstellen werdet, falls ihr es jemals findet. Denkst du denn, in Skarabapur sind keine Dschinne? Dass sie alle nach Bagdad ziehen und ihre wundersame Geheimwaffe unbewacht in der Wüste liegen lassen?«
    Tarik gab keine Antwort. In Wahrheit ging es in diesem Moment nicht um die Dschinne oder Skarabapur, und sein Bruder wusste das so gut wie er.
    Junis senkte die Stimme und blickte zu Boden. »Sie ist dir so ähnlich gewesen«, sagte er unvermittelt. »Am Ende, meine ich. Das Leben da draußen hatte sie verändert, all das, was sie durchgemacht hat. Ich hab keine Ahnung, was sie für mich empfunden hat – das heißt, die meiste Zeit über war ich sogar sicher, es zu

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