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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Zurückhaltung in dieser Angelegenheit war eine der erstaunlichsten. Mit der Spitze ihres Dolchs zeichnete sie gedankenverloren Muster in den Sand, während ihr Bruder den Kopf in die Hände stützte und dem Wortwechsel schweigend folgte.
    Nach ihrer Begegnung mit den Dschinnen waren sie mehrere Stunden nach Südwesten geflogen, fort von der Route, die das Dschinnheer aus den Zagrosbergen nach Bagdad nehmen würde. Seither hatten sie keinen Dschinn mehr zu sehen bekommen. Aber sie alle wussten, dass in den Wüsten noch andere Kreaturen lauerten und dass eine weitere Armee von Süden aus gen Bagdad zog.
    Junis hatte während des Fluges unablässig auf Tarik eingeredet: Maryam müsse im Honigschrein nach Skarabapur gebracht und dort ins Leben zurückgeholt werden. Spätestens da war Tarik klar geworden, was Sabatea seinem Bruder zugeflüstert hatte. Sonderbarerweise war er selbst nicht schon früher auf denselben Gedanken gekommen, was ihn der toten Maryam gegenüber mit einem nagenden Schuldgefühl erfüllte.
    Abgesehen davon machte ihn Khalis’ beharrliche Weigerung wütend. Nichts sollte die Reinheit seiner kostbaren Tochter beflecken, schon gar nicht der schmutzige Leichnam einer Sturmkönigin.
    Letztlich gab das den Ausschlag.
    »Gut«, sagte Tarik. »Wir nehmen sie mit.«
    »Das werden wir ganz sicher nicht«, ereiferte sich der Magier.
    Tarik sah ihn gelassen an. »Das hier ist nicht der Palast, Khalis. Dein Wort zählt hier draußen nicht mehr als das eines jeden von uns.«
    »Nicht so vorschnell, Schmuggler«, mischte sich Almarik zum ersten Mal in den Streit ein. Der Ifritjäger war ein bezahlter Söldner, und er klang leidenschaftslos, fast ein wenig verärgert darüber, dass seine eigene Position in diesem Zwist von vorneherein feststand, ganz gleich, was er von alldem halten mochte. Allerdings vermutete Tarik, dass Almarik weder zur einen, noch zur anderen Seite neigte. Maryams Schicksal – das Schicksal einer Toten – interessierte ihn so wenig wie die Tochter des Magiers.
    Tarik entschied, ihn vorerst zu ignorieren. Stattdessen schenkte er Khalis einen eisigen Blick. »Du verschenkst nichts, wenn du Maryam dieselbe Chance gibst wie deiner Tochter. Es wird nichts ändern am Ausgang dieser Sache, so oder so.«
    »Ihr begreift noch immer nicht!«, fuhr der alte Mann ihn an. Wäre er vor Zorn nicht so außer sich gewesen, hätte er womöglich einen seiner Trugzauber angewandt, um überzeugender zu wirken. In seiner Aufgewühltheit aber verließ er sich ganz auf die besseren Argumente. Er glaubte mit ganzem Herzen an das, was er sagte.
    »Atalis ist nicht tot«, sagte er. »In ihr ist noch Leben. Es ist nicht der Honig allein, der sie vor dem körperlichen Verfall bewahrt. Bei dieser Rebellin ist das anders. Innerhalb der nächsten paar Tage setzt die Verwesung ein, und ich werde ganz bestimmt nicht zulassen, dass ihre Fäulnis auf den Leib meiner Tochter übergreift.«
    »Du lügst«, warf Sabatea ein. »Du hast gesagt, es sei der Honig, der sie schützt. Das hast du gesagt, Khalis, mehr als einmal! Du willst nur nicht zulassen, dass Maryam den Schrein mit ihrer Anwesenheit… besudelt.«
    Junis ballte die Fäuste. Drohend machte er einen Schritt auf den Magier zu.
    »Almarik«, befahl Khalis hochmütig, »ich erwarte, dass du jeden tötest, der sich dem Schrein auf mehr als drei Schritte nähert.«
    Tariks Schwert zuckte schneller in die Höhe als das des Byzantiners – Was zum Teufel tue ich hier?, schoss es ihm durch den Kopf –, dann standen sich die beiden auch schon gegenüber. Tariks linkes Auge hinter dem Leder pochte. Der Ifritjäger und er waren sich gefährlich ähnlich, und bei aller gegenseitigen Abneigung herrschte in gewissen Dingen stumme Übereinstimmung zwischen ihnen. Das würde es schwierig machen, Almarik zu töten. Nicht unmöglich, aber mühsam.
    Tief in seinem Verstand heulte der Narbennarr auf vor Erregung.
    Sabatea wandte sich ab und eilte eine Düne hinauf.
    Tarik hatte keine Ahnung, was sie dort oben suchte. Sie glitt aus dem Blickfeld seines einen Auges, während er sich ganz auf seinen Widersacher konzentrierte.
    Junis sprang hinüber zu Ifranji. »Deinen Dolch!«, forderte er. »Gib ihn mir.«
    »Nein!«, rief Tarik ihm zu. »Das hier ist meine Sache.«
    Der Byzantiner verzog keine Miene. »Das hier ist nicht nötig. Ganz gewiss nicht hier und jetzt.«
    Khalis zerrte sich den nachtblauen Turban vom Kopf und schleuderte ihn zornig in den Sand; es fehlte nur, dass er darauf

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