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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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fünfzehn Minuten ist mir die gesamte Bundespolizei auf den Fersen«, zischte sie. »Also hör gefälligst auf zu lamentieren, sondern setz deinen Hintern in Bewegung, verdammt! Aber sieh zu, dass keiner etwas mitbekommt. Du hast mich nicht gesehen, nichts von mir gehört, und du hast nicht den leisesten Schimmer, wo ich stecken könnte. Kapiert?«
    Er senkte die Stimme. »Aber wieso? Was ist geschehen?«
    »Das erkläre ich dir, wenn du hier bist. Jetzt beeil dich!«
    »Ich halte das für eine Schnapsidee. Ein Treffen auf der Damentoilette … Was soll diese Geheimnistuerei? Und überhaupt, ich kann doch nicht auf die Damentoilette …«
    Sie hatte das Gespräch längst beendet.
    Er schaute sich verstohlen um. Wolf führte eine erregte Diskussion mit einer Gruppe Uniformierter, die wie er auf die Leinwand starrten, auf der das Flugzeug zu sehen war. Auch sonst achtete niemand auf den Jungstaatsanwalt, außer vielleicht Grillo, der telefonierte und ihm einen flüchtigen Blick zuwarf. Doch dann konzentrierte sich der kleine Mann auf sein Gespräch.
    Lohmann nutzte die Gunst des Augenblicks, um sich abzusetzen, und wenig später lief er durch menschenleere Korridore.
    Denn er wurde erwartet. Auf der Damentoilette.

Kapitel 33
    Maras Nerven waren zum Zerreißen gespannt. »Verdammt, wo bleibt diese kleine Kröte?«
    Gemeint war Bodo Lohmann, während als Adressat der Frage ihr Spiegelbild über dem Waschbecken in der Flughafentoilette herhalten musste. Die wenig schmeichelhafte Anrede für Lohmann war indes nicht böse gemeint, sondern einzig ihrer Nervosität zuzuschreiben, denn in Wirklichkeit mochte und schätzte sie Bodo, den stockkonservativen und zuweilen etwas einfältigen, aber gleichzeitig auch blitzgescheiten und liebenswerten Erbsenzähler.
    Sie streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus. Die kurzen blonden Haare gefielen ihr nicht besonders, obwohl die neue Frisur durchaus Vorteile hatte, beispielsweise beim Waschen, Kämmen und vor allem unter dem Motorradhelm.
    »Heiland, siehst du kaputt aus«, verhöhnte sie die Blondine im Spiegel. »Außerdem bekommst du allmählich Falten. Hässliche Kuh!« Sie schnitt Grimassen, doch dann wirbelte sie herum, nachdem sie draußen Schritte vernommen hatte.
    Das musste Lohmann sein. Oder eine Patrouille der Bundespolizei. Ob inzwischen ein Streifenwagen zur Flughafenwache zurückgekehrt war? Dann würde man mit Sicherheit nach ihr suchen.
    Sie presste das Ohr gegen die Tür und lauschte. Die Schritte kamen eindeutig näher, wobei sie einen befremdlichen Hall im menschenleeren Terminal verursachten. Einen höchst befremdlichen Hall! Irgendwie wurde sie den Eindruck nicht los, dass sich da jemand anschlich. Doch warum sollte Lohmann das tun?
    Nach einer Weile entfernten sich die Schritte wieder, und sie öffnete vorsichtig die Tür, nur einen Spalt, um hinauszuspähen.
    Nichts.
    Sie ging zurück zum Spiegel. Abermals richtete sie das Wort an ihr Abbild. »Wenn er in einer Minute nicht hier ist, kann er was erleben!« Da er sie vorhin angerufen hatte, kannte sie nun seine Nummer. Das heißt, ihr Handy kannte seine Nummer.
    Wieder vernahm sie von draußen sich nähernde, leise pirschende Schritte. Das war unerklärlich und vor allem unheimlich.
    Verdammt, was ist das für ein Schleicher?
    Plötzlich stand jemand vor der Tür. Mara sah ihn nicht und hörte ihn nicht, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass er da war. Blitzschnell huschte sie in eine der Toilettenkabinen.
    Gerade rechtzeitig, denn im nächsten Moment wurde die Klinke nach unten gedrückt.
    Sie hielt die Luft an. Über sich, an der Decke, entdeckte sie einen Lüftungsschacht. In ihrer Fantasie sah sie sich bereits durch düstere, staubige Röhren kriechen wie der junge Bruce Willis im ersten Stirb-Langsam-Film. Dann tat sie den Einfall als den Unsinn ab, der er war.
    Jemand trat ein, ging ein paar Schritte, stockte, blieb reglos stehen.
    »Hallo? Frau Sturm, sind Sie hier?« Lohmanns Stimme hallte von den gefliesten Wänden wider.
    Mit einem Seufzer, der sowohl Genervtheit als auch Erleichterung verriet, verließ sie ihr Versteck. »Bodo, endlich! Ich habe schon befürchtet, du wärst eine Streife der Bundespolizei. Ich habe doch gesagt, du sollst dich beeilen, stattdessen trödelst du herum. Und wieso, zur Hölle, schleichst du dich an?«
    Der Jungstaatsanwalt war empört. »Anschleichen? Ich? Keine Spur! Und von Trödeln kann erst recht keine Rede sein. Allerdings habe ich mich ein wenig … äh, verlaufen.

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