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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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schwarzhaarigen Schauspielerin, die aussah wie Lisbeth Salander, eine Gnadenfrist zu erkaufen, dummerweise mit dem eigenen Leben.
    »Noch siebzig Sekunden!«
    Grillo schwieg immer noch beharrlich. Der Mistkerl würde ihn glatt über die Klinge springen lassen. Bernd glaubte, sein Atmen zu hören, das aus dem Lautsprecher des Mobiltelefons in Asads Brusttasche kam. Doch warum sagte er nichts? Warum bereitete er diesem Wahnsinn kein Ende?
    Er lachte. Seit mehr als 15 Jahren träumte er von einer Frau, mit der er Kinder haben und gemeinsam alt werden konnte, doch meistens hatte er sich zu dusselig angestellt, um die passenden Kandidatinnen überhaupt erst kennenzulernen. Und dann, in einem Urlaub, zu dem ihn sein bester Freund überreden musste, hatte er die Richtige gefunden, und sie hatte ihn gefunden. Doch ausgerechnet diese Frau war sterbenskrank. Mehr noch, sie war hoch ansteckend, verseucht mit einem tödlichen Virus, das durch ihre Venen pulsierte und ein gemeinsames Altwerden unmöglich machte. Aber das war inzwischen egal, denn er war genauso todgeweiht. Verdammter Mist! Sein Lachen wurde lauter, immer lauter und wilder und viehischer.
    »Hör auf!«, schnauzte Asad.
    Bernd gehorchte nicht, sondern lachte und feixte und kreischte wie irre. Sein Körper bebte, Tränen liefen ihm über die Wangen.
    »Du sollst aufhören, habe ich gesagt!«, schrie der Entführer.
    »Ich bin sowieso tot!«, prustete Bernd außer Rand und Band. »Womit wollen Sie mir da noch drohen? Mich zweimal zu erschießen? Haha. Sie sind ein blöder Hund. Ein dämliches Arschloch!«
    Asad rammte ihm das Knie ins Gesicht, und das tat höllisch weh. Bernd kippte nach hinten, stöhnte vor Schmerz, hielt sich die blutende Nase. Und kicherte leise.
    »Verdammt, Grillo!«, blaffte der Entführer. »Du hast noch fünfzig Sekunden, dann werde ich diesem Schwachkopf vor meinen Füßen den verdammten Schädel wegblasen! Hör gefälligst mit dem dämlichen Gekicher auf, du Idiot!«
    Endlich ließ sich Grillo dazu herab, etwas zu sagen. »Dazu gibt es keinen Grund mehr, Hoheit«, gab er enthusiastisch bekannt. »Ich habe gute Nachrichten. Der Justizminister hat zugestimmt, Ihren Bruder freizulassen, Omar wird in Kürze hergebracht. Außerdem hat der Staatssekretär sein Einverständnis erklärt, Ihnen das Geld zu überlassen, das Sie verlangt haben. Ein Bote ist bereits hierher unterwegs. Ich schlage vor, dass Sie im Gegenzug die Hälfte der Geiseln freilassen und die andere Hälfte, bevor wir mit dem Betanken des Flugzeugs beginnen.«
    Bernd, der sich am Boden krümmte und dem das Blut aus der Nase lief, schielte zu Asad empor.
    Ein wölfisches Grinsen huschte über dessen Züge, ein Ausdruck unendlichen Triumphes. Er hatte gewonnen, und das brüllte er laut hinaus, in seiner Heimatsprache, die nur sein Kumpan im Cockpit und die beiden im hinteren Teil der Maschine verstanden. Begeisterter Jubel war die Antwort.
    »Wann wollen Sie die ersten Geiseln freilassen?«, fragte Grillo.
    Wieder grinste Asad. »Sobald du mir meine Kanister gebracht hast.« Nun ging es ihm darum, seinen Sieg komplett zu machen. »Die Zeit ist fast abgelaufen. Noch dreißig Sekunden.«
    »Ka–Kanister«, stammelte Grillo. »Sie haben erreicht, was Sie wollten. Wozu dann noch die Kanister?«
    »Weil es mir so gefällt. Zwanzig Sekunden.«
    Bernd klopfte das Herz bis in den Hals.
    Lohmann presste das Handy ans rechte Ohr, während er sich das linke zuhielt.
    »Was ist da los bei dir?«, wollte Frau Sturm wissen, als sie das hektische Durcheinander im Hintergrund vernahm.
    Er lachte freudlos. »Ich befinde mich in der Krisenzentrale. Ihr alter Bekannter, Asad der Fischer, hat vor fünf Minuten eine Geisel erschossen. In wenigen Augenblicken will er die nächste hinrichten.«
    »Großer Gott!«, murmelte sie. »Da ist ein … Freund von mir an Bord.« Ihre Gedanken schienen weit weg zu sein, in einem anderen Universum. »Hoffentlich ist ihm nichts zugestoßen. Hör zu, es wird allerhöchste Zeit, Asad zu stoppen. Ich habe einen Plan, aber dazu bin ich auf deine Hilfe angewiesen.«
    »Ein Freund von Ihnen ist an Bord des entführten Flugzeugs? Was für ein Freund?«
    »Ein Freund eben«, gab sie ausweichend Antwort. »Ein Bekannter.«
    Der Klang ihrer Stimme hatte sich verändert, und er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Person, von der sie da sprach, der Freund oder Bekannte, weit mehr war, als sie vorgab. Vielmehr schien er jemand zu sein, der Abdrücke auf ihrer

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