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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Stundenplan gestanden, sehr zur Belustigung der Auszubildenden, von denen kein einziger auf eine Karriere bei der Wasserschutzpolizei scharf gewesen war. Doch seither wusste sie, wie schwer es war, sich mit vollgesogener Kleidung über Wasser zu halten, selbst wenn es sich dabei nur um leichte Sommergarderobe handelte.
    Als sie den Ballast los war, gelang es ihr mit hastigen, aber kraftvollen Schwimmbewegungen, die Oberfläche zu erreichen.
    Ein Rauschen und Pfeifen und Tosen begrüßte sie sowie eine von der Felswand zurückschwappende Welle. Sie schluckte Wasser, hustete, was zu unkontrolliertem Strampeln führte und zu noch mehr Wasser in der Kehle und zu noch mehr Husten. Für einen bangen Moment fürchtete sie, zu ertrinken, doch dann bekam sie etwas zu packen, an dem sie sich festklammern konnte: ein leeres Fass, das vermutlich zuvor eine provisorische Boje gewesen war, die sich irgendwo losgerissen hatte.
    Sie lachte wild. Erst vor Kurzem hatte das Schicksal ihr Leben verkürzt, und nun setzte Fortuna alles daran, dieses Leben zu erhalten, indem sie ihr eine Art Rettungsring zuwarf.
    Die Erkenntnis, sich mit Hilfe des Fasses einige Zeit über Wasser halten zu können, senkte den Adrenalinspiegel in ihrem Blut. Endlich übernahm der Verstand die Kontrolle.
    Das Erste, was dieser bewusst registrierte, war die Tatsache, dass die Brandung wesentlich schwächer war als befürchtet. Die Sorge, mit an den Klippen zerschmetterten Knochen als Fischfutter zu enden, erwies sich als unbegründet. Doch dafür gab es ein anderes Problem, nämlich die Länge der Steilküste, die sich in beide Richtungen bis zum Horizont erstreckte und wie ein Dom am strahlend blauen Himmel kratzte. Eine flache Stelle, die sich eignete, um an Land zu gehen, war nirgends in Sicht.
    Plötzlich erscholl über ihr ein gewaltiges Getöse. Sie blinzelte in Richtung Felskuppe, wo sie ein Gewimmel aus zappelnden Leibern und gestikulierenden Armen entdeckte. Die ganze Bande hielt Ausschau nach ihr, nur Asad war nicht auszumachen, da ihn höchstwahrscheinlich die Höhenangst vom Abgrund fernhielt und der Schmerz in seinem Fuß.
    Im nächsten Augenblick erhoben sich überall um sie herum kleine Wasserfontänen, gefolgt vom hektischen Rattern mehrerer automatischer Waffen, das an ihr Ohr drang.
    Verdammt, sie musste tauchen, und zwar so schnell und so tief wie möglich. Doch dazu musste sie das Fass aufgeben. Das wiederum bedeutete den Tod, da sie es vermutlich nicht schaffen würde, aus eigener Kraft einen Küstenabschnitt zu erreichen, der flach genug war, um an Land zu klettern.
    Sie heulte vor Wut und Verzweiflung, doch da griff Fortuna abermals ein und schickte ihr eine Möwe.
    Diese schien aus dem Felsen zu kommen, genau vor ihr, aus einem Riss in der Steilwand. Der Vogel protestierte lautstark gegen die wilde Schießerei und ließ vor Nervosität Kot ab, dann erhob er sich in die Lüfte.
    Mara hielt sofort auf die Öffnung zu, was ihr leichtfiel, da sie von einer Welle getragen wurde. Zusammen mit ihrem Fass wurde sie in einen Hohlraum gespült, in einen kalten, nassen, glitschigen Felsspalt, den das Meer drei oder vier Meter tief ins Gestein gewaschen hatte.
    Dort gelang es ihr, aus dem Wasser zu klettern und sich in eine Ecke zu kauern. Sie zog die Knie an und hielt sie mit den Armen umschlungen. So weinte sie, bis die Sonne unterging. Von ihren Häschern, die mit Motorbooten nach ihr suchten, nahm sie kaum Notiz. Sie hob nicht einmal den Kopf, als ein Boot nur wenige Meter von ihrem Versteck entfernt vorbeifuhr.
    Tausend Jahre später, als sich der Mond auf der Wasseroberfläche spiegelte, war sie so durstig, dass sie an nichts anderes mehr denken konnte als an eisgekühlte Coca-Cola. Sie warf das Fass ins Wasser und sprang hinterher. Dann schwamm sie. Die ganze Nacht spürte sie ihre aufgeplatzten Lippen und den Brand in ihrer Kehle. Und sie dachte an Haie und an Aidid und an Bodo, der inzwischen im Hundeparadies war.
    Wieder tausend Jahre später wurde sie im Morgengrauen an eine malerische Küste gespült. Ein Fischerboot lag auf einem weißen Sandstrand, während ein alter Mann und ein Junge, der vielleicht sein Neffe war, es mit Netzen und Proviant beluden.
    Sie schleppte sich aus dem Wasser, bekleidet mit nichts weiter als einem Slip und einem triefnassen Karohemd. Darunter trug sie einen Brustbeutel um den Hals, der ihren Personalausweis und ihren Führerschein enthielt, aber kein Geld. Auch ihr Handy war zusammen mit der Hose im Golf

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