Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
Vom Netzwerk:
von Aden versunken, sodass sie nicht nur mittellos war, sondern zudem niemanden anrufen konnte, der sie rettete. Ein Glück, dass sie zumindest die mit dem Handy geschossenen Fotos beizeiten an ihre Mailadresse verschickt hatte.
    Mit einer Haut, die an eine verschrumpelte Backpflaume erinnerte und sich auch so anfühlte, ging sie auf die Einheimischen zu. Diese musterten sie wie einen Wassergeist.
    Sie lächelte. Dann brach sie zusammen und ließ sich von der Ohnmacht in eine bessere Welt tragen, in der es weder blutrünstige Warlords gab noch AIDS .

Kapitel 35
    Das Türblatt krachte gegen die Wand, und der dumpfe Laut, der dabei entstand, rollte durch das menschenleere Terminal und pflanzte sich scheinbar unendlich fort.
    Lohmann wich einen Schritt zurück, Mara starrte den kleinen, faltigen Wicht an, der plötzlich in der Tür stand. Mit knochigen Fingern schlug er seinen Trenchcoat zur Seite, demonstrativ, wodurch die Pistole in dem Schulterholster zum Vorschein kam. Seine Hand griff nach der Pistole, ohne sie jedoch zu ziehen. Die Drohung war dennoch unmissverständlich.
    »Herr Grillo!«, entfuhr es Lohmann. Sein Gesichtsausdruck glich dem eines Zwölfjährigen, der von seiner Mutter mit einem Pornoheft erwischt worden war. »Das … das ist Herr Grillo, der Einsatzleiter«, stammelte er in Maras Richtung.
    »Sparen Sie sich den Herrn. Grillo reicht vollkommen. Höflichkeit ist pure Zeitverschwendung. Sie ist nur etwas für schwache Gemüter.« Er würdigte Lohmann keines Blickes und fixierte Mara aus zusammengekniffenen, intelligenten, eiskalten, grauen Augen. »Vor wenigen Minuten habe ich eine bemerkenswerte Geschichte gehört, in der die Flughafenwache eine Rolle spielt sowie eine Gefangene und drei Polizeibeamte. Angeblich ist diese Gefangene jetzt flüchtig. Soweit ich weiß, ist das eine Straftat.«
    »Blödsinn!«, schnappte sie angriffslustig. »Was ich getan habe, ist nicht vorwerfbar. Sie können mir gar nichts.«
    Das stimmte, zumindest prinzipiell, denn weder im Strafgesetzbuch noch in seinen zahlreichen Nebengesetzen existierte eine Norm, die das Entweichen aus dem Gewahrsam oder aus der Haft, wie es im Juristendeutsch hieß, unter Strafe stellte. Fing man den Flüchtigen wieder ein, musste er lediglich seine ursprüngliche Strafe absitzen, während die Flucht als solche ohne Sanktionen blieb.
    Grillo zeigte sich unbeeindruckt. »Die Geschichte von der Gefangenen geht noch weiter«, sagte er gefährlich leise. »Um ihre Flucht zu erzwingen, hat sie nämlich eine Polizistin überwältigt und ihr die Waffe abgenommen. Anschließend wurden zwei andere Polizisten mit eben dieser Waffe bedroht. Das wiederum ist sehr wohl vorwerfbar.«
    Diese Behauptung stimmte ebenfalls, denn selbstverständlich blieb das Entweichen aus dem Gewahrsam für den Flüchtigen nur dann ohne Folgen, wenn er dabei nicht gegen das Gesetz verstieß, etwa, indem er Menschen verletzte, Geiseln nahm oder Sachen beschädigte. Oder Polizisten mit Schusswaffen bedrohte.
    Grillos Finger schlossen sich fester um den Pistolengriff. »Plant die Gefangene noch weitere Kunststücke dieser Art?«
    Sie lächelte gezwungen. »Die Waffe, mit der diese mysteriöse Gefangene die Flucht erzwang, war nicht geladen. Die Munition hatte sie nämlich vorher herausgenommen und im Visitationsraum auf den Tisch gelegt, versteckt unter den Formularen, die normalerweise dazu verwendet werden, die Wertsachen der Gefangenen aufzulisten. Und da liegt sie vermutlich jetzt noch. Überprüfen Sie das, wenn Sie wollen.«
    Der kleine Mann verzog keine Miene. Er richtete das Wort an Lohmann, als ob Mara nicht anwesend wäre. »Ist das die Frau, die behauptet, Asad Aidid zu kennen?«
    Der Jungstaatsanwalt nickte eifrig. »Das ist sie. Frau Sturm.«
    Grillo musterte sie abschätzig. »Frau Sturm. So, so.«
    Sie nickte. »Sparen Sie sich die Frau, Mara reicht vollkommen. Höflichkeit ist pure Zeitverschwendung. Sie ist nur etwas für schwache Gemüter.«
    »Ich habe von Ihnen gehört«, sagte er, ohne auf die Provokation einzugehen. Stattdessen setzte er die Musterung ihrer Person fort, und zwar so intensiv, dass es an Unverschämtheit grenzte. »Die Geschichte von der Flucht aus der Flughafenwache war nicht die erste und einzige Räuberpistole, die man sich über Sie erzählt, Frau Sturm.« Die Anrede betonte er besonders. »Da kursieren noch eine ganze Reihe anderer Anekdoten. Geradezu haarsträubende Anekdoten.«
    Sie fragte sich, was das für Anekdoten sein

Weitere Kostenlose Bücher