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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Motorrollers quetschen, wo sie fast zwei Stunden lang durchgeschüttelt wurde.
    Boosaaso war eine Hafenstadt im nördlichen Puntland, und obwohl es ein unvergleichliches Drecksloch war, galt es für somalische Verhältnisse als reich. Außerdem war es vom Bürgerkrieg weitestgehend verschont geblieben.
    Ibrahim brachte sie ins europäische Viertel, das so hieß, weil dort zahlreiche italienische, spanische, portugiesische und griechische Reedereien ihre Kontore unterhielten. Sie fand eine Bank und rief den Anwalt ihres Bruders an. Zehn Stunden später traf die Blitzüberweisung ein, und Mara war gerettet. Sie umarmte Ibrahim zum Abschied, und er umarmte sie. Das Geld, das sie ihm schenken wollte, lehnte er vehement ab. Als er auf seinem Motorroller in den Sonnenuntergang davontuckerte, hatte sie das Gefühl, einen Familienangehörigen zu verlieren.
    Sie verließ Somalia am nächsten Morgen an Bord eines Frachters, der einen Hafen in Kenia anlief. Dort angekommen, ging sie zum erstbesten Taxistand und bat den Fahrer, sie vor einem schönen Touristenhotel abzusetzen, wo sie in Ruhe zu sich selbst finden wollte, wie sie es in Gedanken nannte.
    »Woher kommen?«, erkundigte sich der Fahrer.
    »Germany«, antwortete sie knapp.
    »Ah, Michael Schumacher«, frohlockte er. Den Rest der Fahrt tat er alles, um zu beweisen, dass er Schumi in nichts nachstand.
    Schließlich endete die Fahrt im Renn-Taxi vor einem Vier-Sterne-Hotel.
    Am Abend telefonierte sie mit der Heimat, wobei sie bei offen stehender Balkontür in ihrem Zimmer auf und ab ging. Wie sie erfuhr, galten zwei Berichterstatter, die für Docolonia gearbeitet hatten, namentlich Zöllner und Karpinski, seit über drei Wochen als vermisst. Umgebracht , dachte sie bitter. Ermordet.
    Nachdenklich trat sie aus dem Zimmer in die laue Abendluft, als sie auf dem Nachbarbalkon eine Gestalt im Halbdunkel entdeckte.
    Die Gestalt war ein Mann, ein gut aussehender Kerl mit freundlichem Gesicht, der intelligent und schüchtern wirkte und melancholisch und sympathisch und irgendwie verloren.
    »Und?«, fragte sie ihn, um sich von ihren düsteren Gedanken abzulenken. »Wie fandest du die Safari?«

Kapitel 40
    Noch 13 Minuten bis zur Stürmung von Flug SWX 714
    Der Benzingestank war bestialisch.
    Dennoch nahm Mara ihn nur unterbewusst wahr, da Bernds Anblick einen Orkan in ihrem Inneren entfacht hatte. Der war so heftig, dass sie kaum mitbekam, wie der Entführer die Sanikoffer ihrer beiden Begleiter durchsuchte. Zuvor hatte er eine Machete mit einseitig gezackter Klinge aus der Hand gelegt, deren bloßer Anblick ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dann wurde ihr bewusst, dass der Kerl sie offensichtlich nicht kannte, und auch sie erinnerte sich nicht, ihn jemals gesehen zu haben. Demnach war er damals nicht in Asads Unterschlupf gewesen, als das Interview außer Kontrolle geraten war.
    Die Durchsuchung des ersten Koffers war rasch beendet. Der Sani wurde mit einem Kopfnicken angewiesen, an Bord zu gehen. Der zweite folgte wenig später.
    Dann kam ihr Koffer an die Reihe.
    Der Geiselnehmer durchwühlte ihn, doch seine Bemühungen wirkten lustlos.
    Einmal hielt er kurz inne, und sie befürchtete, dass er das Handy ertastet hatte, das sich in einer Außentasche mit Reißverschluss befand. Er öffnete die Außentasche, sah aber nur die Mullbinden, unter denen das Handy versteckt war, und das genügte ihm.
    Anschließend musterte er sie von den Haarspitzen bis zu den Fesseln, grinste über ihre Gänsehaut, dann durfte sie ihm die Gangway hinauf folgen. Es platschte unter ihren nackten Füßen, als sie durch triefende Kleidungsstücke watete.
    Etwa auf halber Strecke standen Bernd und eine Frau, die aussah wie eine Punkerin. Er hatte ihr die Hand auf die Schulter gelegt, und die Punkerin hatte sie ergriffen. Die beiden waren nass und stanken wie menschliche Zapfsäulen. Das Händehalten diente zweifellos dazu, sich gegenseitig Mut zu machen.
    »Hallo«, hauchte sie mit einer Stimme, die ihr kaum gehorchen wollte. Die Begrüßung war unbeholfen und kaum der Situation angemessen, doch etwas Besseres wollte ihr nicht einfallen.
    Er öffnete den Mund, musste jedoch mehrere Male schlucken, bevor er einen Ton herausbrachte. »Hanna! Was tust du denn hier?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich will ich dich retten.« Am liebsten hätte sie ihn umarmt, doch der Mann mit der Fackel beobachtete sie.
    Bernd starrte sie entgeistert an. Sein Blick streifte den Sanikoffer. »Also

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