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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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ihn mit einem giftigen Blick, doch diesmal erwiderte er den Augenkontakt. »Sagen Sie«, wandte er sich laut in ihre Richtung, »was würden Sie tun, wenn Sie eine gut aussehende, sympathische Frau wären …« Er unterbrach sich und winkte ab. »Vergessen Sie’s, zu absurd. Ich versuch’s noch mal neu. Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Mann und ich die gut aussehende, sympathische Frau, und wir beide hätten soeben die schönste Woche unseres Lebens miteinander verbracht. Und stellen Sie sich weiter vor, Ihnen wäre lediglich mein Vorname bekannt und sonst nichts. Würden Sie dann tatenlos zusehen, wie ich über Nacht in ein Flugzeug steige und aus Ihrem Leben verschwinde? Würden Sie?«
    Die Frau machte ein Gesicht, als wäre ihr der Leibhaftige erschienen. Mit weit aufgerissenen Augen wich sie ein paar Schritte zurück, wobei sie fast über den Stuhl mit dem Badetuch gestolpert wäre. Dann keifte sie: »Sind Sie betrunken?« Und noch lauter: »Ernst, komm schnell her! Hier ist ein Verrückter auf dem Balkon!«
    Bernd schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln. »Sie würden also versuchen, mich aufzuspüren, ja? Und Sie würden an der Rezeption anfangen, denn dort gibt es Gästelisten. Ein oder zwei Geldscheine würden sicherlich die Mitteilungsfreude des Hotelpersonals anregen. Ist ja auch nichts dabei, einen Namen und eine Adresse herauszurücken.« Er nickte ihr zu, noch immer lächelnd. »Sie sind ein Goldstück. Genauso werde ich es machen. Vielen Dank. Ich wünsche Ihnen noch einen wundervollen Tag. Und morgen nicht so lange in die Sonne, das schadet Ihrem Teint! Sie sind eine wundervolle Frau. Grüßen Sie Ernst schön von mir!«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ im Laufschritt den Balkon.
    Keine drei Minuten später stand er in der Hotelhalle. Dort herrschte Hochbetrieb, denn kurz zuvor war eine größere Reisegruppe angekommen, und alle wollten so schnell wie möglich einchecken. Die Rezeption war regelrecht belagert. Also übte er sich in Geduld und ließ sich auf einer Polstergarnitur mit Zebramuster nieder, wie sie überall in der Halle zu finden waren. Federleicht schwebten seine Gedanken in eine andere Dimension, in das Hanna-Universum.
    »Na?«, holte ihn eine Stimme unverhofft in die Wirklichkeit zurück. »Heute ausnahmsweise ohne Freundin unterwegs?«
    Bernd schrak auf und sah, wer ihn angesprochen hatte: Robert Regensburg, an diesem Tag ohne Karohemd.
    »Freundin?«, fragte er stirnrunzelnd. Dann begriff er, dass damit Hanna gemeint sein musste. Für einen Sekundenbruchteil war er versucht, sich damit zu brüsten, sie erobert zu haben, und irgendwelche wilden Geschichten zu erfinden, doch dann verbot er sich dieses schwachsinnige Machogehabe, sondern erklärte: »Sie ist weder meine Freundin, noch wird sie es jemals werden.«
    Robert lachte. »Das sah aber anders aus in den letzten Tagen.« Er blickte sich um, sah jedoch nur Menschen, die mit Koffern kämpften und an die Rezeption drängten. »Wo ist sie?«
    »Abgereist. Schon vor drei Tagen.«
    Robert wirkte zerknirscht. »Mist! Ich wollte ihr noch meine Visitenkarte geben. Bei unserer letzten Begegnung hatte ich meine Brieftasche nicht dabei. Klar, immerhin bin ich im Urlaub. Danach habe ich nicht mehr daran gedacht.«
    »Deine Visitenkarte?« Bernd kniff misstrauisch die Augen zusammen.
    »Genau, ich bin selbstständig, musst du wissen, und betreibe einen Großhandel für Garten- und Landschaftsbau. Mara trug sich mit dem Gedanken, eine professionelle Blumenzucht aufzubauen. Chrysanthemen, glaube ich. Also wollten wir in Kontakt …«
    »Mara?«, fiel Bernd ihm ins Wort. »Wer, zur Hölle, ist Mara?« Er war verwirrt.
    Robert lächelte schelmisch. »Deine Freundin«, erklärte er. »Oder die Frau, von der du vor zwei Minuten behauptet hast, dass sie nicht deine Freundin ist und es auch nie werden wird.«
    »Die heißt aber Hanna!«
    »Das dachte ich anfangs auch, denn so hatte sie sich vorgestellt. Bis wir uns beim Tauchkurs angemeldet haben und dort diese schriftliche Belehrung über die Risiken unterschreiben mussten. Außerdem mussten wir unsere Personalausweise vorlegen. Bei der Gelegenheit habe ich erfahren, dass Hanna gar nicht Hanna heißt. Ihr richtiger Name ist Tamara. Tamara Sturm. Allerdings will sie viel lieber Mara genannt werden.« Er griff nach seinem Mobiltelefon, das in einem Etui am Gürtel steckte. »Ohne dieses Ding wäre ich aufgeschmissen«, erklärte er. »Es enthält meine sämtlichen

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