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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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    Bernd starrte auf das Display des Handys, das Robert ihm vor die Nase hielt.
    »Tamara Sturm«, las er und verstand die Welt nicht mehr. »Sie hat mir gesagt, ihr Name wäre Hanna.« Ein schaler Geschmack breitete sich in seinem Mund aus, seine Stimme wurde rau. »Also hat sie mich von Anfang an belogen.«
    Lohmann staunte mit offenem Mund, während er das Album durchblätterte. Schon das erste Foto bereitete ihm ein mulmiges Gefühl.
    Es zeigte eine Bande Schwarzafrikaner, überwiegend junge Burschen, die für die Kamera posierten. Siegesgewiss reckten sie ihre Gewehre in die Höhe und fuchtelten mit Pistolen und Macheten herum. Einer hielt sogar eine Panzerfaust in den Händen. Obwohl bis an die Zähne bewaffnet, trug keiner von ihnen eine richtige Uniform. Einige steckten zwar in Tarnhosen, doch die waren mit zivilen Karohemden kombiniert oder mit T-Shirts, eins davon gar mit dem Hasen-Logo des Playboy . Andere hatten die Beine ihrer Uniformhosen abgeschnitten, sodass sie aussahen wie eine Bermuda-Shorts. Fast jeder hatte sich einen Patronengurt um die Brust geschnallt, und sämtliche Füße steckten in ausgetretenen Sandalen, was beinahe lächerlich wirkte angesichts des martialischen Auftritts. Trotzdem war der Gesamteindruck, den die Bande vermittelte, alles andere als zum Lachen. Im Gegenteil, dieser bewaffnete Pöbelhaufen strahlte eine beängstigende Brutalität aus.
    »Was sind das für welche?«, wollte Lohmann wissen.
    »Milizen«, erklärte sie leichthin. »Oder sagen wir besser: selbsternannte Milizen. In Wirklichkeit sind sie nichts weiter als gemeingefährliche Verbrecher, die von einem reichen Oberverbrecher mit Waffen ausgestattet wurden, um ihn noch reicher zu machen. Diese Typen haben Allüren wie Rockstars. Der hier nennt sich General Rashid.« Sie tippte mit dem Zeigefinger auf den breit grinsenden Kerl mit dem Playboy-Shirt. Er war um einiges älter als seine Kampfgefährten, trug eine Sonnenbrille mit Spiegelgläsern, und in seinem Mundwinkel steckte eine gigantische Zigarre.
    »General?«, fragte er. »Ist das der Anführer?«
    Sie verneinte. »Der Anführer war leider fotoscheu. Doch dafür hat er uns in seinem Hauptquartier empfangen und nach einigem Hin und Her gestattet, ihn zu interviewen. Wie gesagt, ein Rockstar ist nichts dagegen. Nur dass man Rockstars im Allgemeinen nicht mit Hoheit ansprechen muss.«
    »Hoheit? In Afrika gibt es zahlreiche regionale Fürstentümer und Königreiche, aber …«
    »Er ist genauso wenig von Adel wie du und ich«, unterbrach sie ihn. »Von wegen Hoheit, eine Schraube hat der Typ locker, das ist alles. Ich habe gründlich über ihn nachgeforscht. Bevor er sich zum großen Guerillaführer aufgeschwungen hat, war er ein stinknormaler Fischer namens Asad.« Sie ballte die Hand zur Faust, dann streckte sie Daumen und Zeigefinger in die Höhe. »An der linken Hand hat er nur noch zwei Griffel. Die anderen hat er sich selbst abgehackt, wie er uns voller Stolz erzählte.«
    »Ab-abgehackt?«
    Sie nickte. »Ja, für seinen Bruder, der angeblich das Gleiche für ihn tat. Er hat mir seine Stummel vor die Nase gehalten und irgendetwas von Familienkodex und Ehre geschwafelt.« Sie schüttelte sich bei der bloßen Erinnerung.
    Er blätterte schweigend weiter, betrachtete Häuser, deren Fassaden mit Einschusslöchern gespickt waren, sowie Jeeps, die durch zugemüllte Gassen rasten und auf denen sich Horden zerlumpter Waffenschwinger drängten. An den Straßenrändern standen verängstigte Menschen. »Das ist schlimm«, murmelte er.
    »Das ist Bürgerkrieg«, sagte sie.
    Er hielt inne, als er auf ein Foto stieß, das Frau Sturm zeigte. Sie war in die Hocke gegangen und streichelte einen kleinen, zotteligen Hund, der direkt in die Kamera schaute.
    Sie lächelte. »Das bin ich mit meinem treuen Begleiter, einem Straßenköter, der mir ziemlich am Anfang der Reise zugelaufen ist. Ich habe ihn … Pluto genannt.«
    Das stimmte natürlich nicht, denn sie hatte das Tier Bodo getauft, doch das hätte Lohmann kaum als schmeichelhaft empfunden. Klar, wer will schon der Namensgeber einer Promenadenmischung sein.
    »Und wo ist Pluto jetzt?«
    »Ich musste ihn zurücklassen. Einfuhrverbot für lebende Tiere«, setzte sie hastig hinzu, doch Lohmann hatte den Eindruck, dass sie ihm etwas verheimlichte.
    Dennoch hakte er nicht nach, sondern klappte das Album zu. »Wie ging es weiter?«
    »Nachdem

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