Sturms Flug
dem ein stilisierter Hasenkopf mit Kellnerfliege prangte: das Logo des US -Männermagazins Playboy . Passend zum Playboyhäschen baumelte auf der einen Seite seines Gürtels eine unterarmlange Machete, während auf der anderen eine Pistole im Holster steckte. An seiner Unterlippe klebte eine Zigarre, so groß und gewaltig, als könnte man auch sie als Waffe einsetzen.
»Das General Rashid«, raunte Yussuf dem Filmteam zu. »Ihn immer mit ›General‹ oder ›General Rashid‹ ansprechen. Auch seine Leute immer mit Militärrang ansprechen.«
Mara zog die Braue hoch. »General Rashid, wie? Wer hat den denn zum General gemacht? Er sich selbst? Oder war das Asad? Meines Wissens sind die beiden noch vor ein paar Jahren einfache Fischer gewesen und niemals Angehörige einer richtigen Armee …«
»Still!«, zischte Yussuf. Wäre seine Haut nicht schwarz gewesen, wäre er in diesem Moment vermutlich kreidebleich geworden angesichts einer derartigen Majestätsbeleidigung. Schweiß bedeckte sein Gesicht. In unfreundlichem Tonfall ratterte er noch einmal hastig die Anweisungen herunter, die er bereits zuvor ein halbes Dutzend Mal gegeben hatte. »Vergesst nicht, Asad ansprechen mit ›Hoheit‹ oder ›mein Prinz‹. Vermeiden Augenkontakt. Ihr nicht blicken in Augen von Asad.«
»Wir haben es hier mit ein paar Irren zu tun«, murmelte Mara auf Deutsch.
Zöllner grunzte einen zustimmenden Laut, während Kameramann Karpinski mit seiner Ausrüstung hantierte, die sich in einer viel zu kleinen Tasche auf seinem Schoß befand.
General Rashid blieb mit in die Hüften gestemmten Fäusten ein paar Schritte vor dem Wagen stehen, um die Insassen zu begutachten. Das tat er durch eine Sonnenbrille mit Spiegelgläsern, sodass seine Augen nicht zu sehen waren. Trotzdem wurde Mara das Gefühl nicht los, dass er sie besonders eindringlich musterte. Schließlich sagte er etwas zu seinen Begleitern, was sofort für allgemeine Heiterkeit sorgte. Er grinste und erlaubte den Passagieren mit einer großspurigen Geste, aus dem Fahrzeug zu klettern.
Yussuf verneigte sich tief, beinahe ehrfürchtig, doch anstatt eines Gegengrußes wurde er von dem falschen General scheinbar grundlos angeschnauzt. Yussuf wich einen Schritt zurück, hob abwehrend die Hände und widersprach, allerdings nur kleinlaut. Doch das machte Rashid noch wütender. Ohne Vorwarnung schlug er Yussuf mit dem Handrücken ins Gesicht. Augenblicklich floss Blut aus dessen Nase, was eines der bewaffneten Kinder zu einem dämlichen Kichern veranlasste.
Die Journalisten hielten sich zurück.
»Was ist dem denn quergekommen?«, flüsterte Zöllner.
Er erhielt keine Antwort, denn selbstverständlich hatten auch seine beiden Begleiter keine Ahnung, was der Grund für Rashids Tobsuchtsanfall war. Dieser offenbarte sich jedoch kurz darauf, als der General auf Mara zeigte.
»Du sein … Weib«, stammelte Yussuf.
»Ist nicht wahr!«, entgegnete sie in gespieltem Entsetzen. Sie erwiderte Rashids Spiegelglas-Blick. In seiner Brille sah sie sich selbst, eine Frau in stinkenden, durchgeschwitzten Klamotten, die sich soeben fragte, welcher Teufel sie geritten hatte, sich auf diese Sache einzulassen. Wenn das Ganze aus dem Ruder lief, konnte man nicht einfach die Eins-eins-null wählen und auf Rettung hoffen.
»Du verschwinden!«, fuhr Yussuf weinerlich fort. »Weiber hier nichts zu suchen. Hauen ab!«
Obwohl ihr das insgeheim sogar lieb gewesen wäre, weckte die offenkundige Ablehnung ihre angeborene Sturheit.
Rashid stieß einen neuen Redeschwall hervor.
Yussuf übersetzte. »Ihr alle verschwinden. Interview abgesagt. Ihr Regeln gebrochen.«
»Welche verdammten Regeln?«, blaffte Zöllner. Falls er eingeschüchtert war, wovon man ausgehen musste, verstand er es meisterhaft, seine Furcht zu verbergen.
»Keine Frauen. General Rashid sagt, das eine von Prinz Asads wichtigsten Regeln.«
Zöllner schimpfte. »Und warum hat er uns das nicht vorher mitgeteilt, die hohle Frucht? Dieses Interview hat mich einen Monat intensive Vorbereitung gekostet.«
Mara schluckte. Ehe Yussuf übersetzen konnte, griff sie in die Beintasche ihrer Cargohose. Ihre Hand war klebrig vor Schweiß, was nicht nur an der Hitze lag. Kurz darauf holte sie etwas hervor und hielt es in die Höhe. »Frag den General, ob ihn das hier davon überzeugen kann, eine Ausnahme zu machen«, wies sie Yussuf an.
Alle starrten auf das Bündel in ihrer Hand.
»Was ist das?«, fragte Zöllner überflüssigerweise.
Es handelte
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