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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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sich um Geld, um Banknoten, augenscheinlich US-Dollar. Die richtige Frage wäre also gewesen: Wie viel ist das?
    »Das hier sind Hundert-Dollar-Noten«, erklärte sie und sah ihr Spiegelbild in Rashids Brille größer werden, als sie langsam auf ihn zuging. »Und es sind mehr als fünfzig Scheine.«
    Zöllner und Karpinski schnappten hörbar nach Luft.
    »Du kannst doch nicht …?«
    »Woher hast du …?«
    Sie machte eine lässige Handbewegung. »Keine Angst, ich habe Geld im Überfluss. So viel, dass ich nicht weiß, was ich damit anfangen soll. Wer kann das schon von sich behaupten?« Sie lachte, doch es war ein Lachen ohne Freude.
    Rashid riss ihr das Bündel aus der Hand und blätterte die Scheine mit dem Daumen durch. Er war offensichtlich genauso erstaunt wie alle anderen.
    In diesem Moment fragte sie sich, was diesen Halsabschneider daran hindern sollte, das Geld zu behalten und sie mit einem Tritt in den Hintern zu verabschieden. Oder mit einem Kopfschuss. Für eine Sekunde wallte Panik in ihr auf.
    Sie dachte an das Springmesser in der anderen Beintasche ihrer Hose, ein aufgezwängtes Geschenk ihres Bruders, das jahrelang in der Krimskrams-Schublade der Wohnzimmerkommode dahinvegetiert hatte. Als sie nach Afrika aufgebrochen war, um den Blutskandal aufzudecken, hatte sie mit Schwierigkeiten gerechnet und überlegt, sich zu bewaffnen. Da Faustfeuerwaffen wegen der Sicherheitskontrollen am Flughafen ausschieden, hatte sie das Springmesser eingepackt. Natürlich konnte sie nicht damit umgehen, obwohl ihr Bruder mehrfach versucht hatte, sie im Messerkampf auszubilden, was sie selbstverständlich abgelehnt hatte. Im Ernstfall, dachte sie, würde ihr das Ding rein gar nichts nützen. Stattdessen würde man es ihr vermutlich einfach abnehmen, bevor sie damit etwas ausrichten konnte, und es dann gegen sie selbst einsetzen.
    Doch zum Glück kam sie nicht in die Verlegenheit, es zücken zu müssen, da Rashid schlagartig handzahm wurde. Was gewiss an dem kleinen Vermögen lag, das ihm so unverhofft in die Finger gefallen war. Blitzschnell ließ er das Geldbündel in seiner Hosentasche verschwinden und grinste zufrieden mit sich und der Welt.
    »Also gut«, ließ er durch Yussuf übersetzen. »Machen Ausnahme.«
    Sie vermerkte im Geiste, dass der General höchstwahrscheinlich nur ein Handlanger war, trotz seines vorgeblichen Ranges. Wäre er Angehöriger der Chefetage gewesen, hätten fünftausend Dollar nicht derart schnell und radikal seine Meinung geändert. Sie fragte sich, ob sein Boss, Asad, tatsächlich der große Rädelsführer war, der er zu sein vorgab, oder ob er in Wahrheit auch zur unteren Charge gehörte und sich enorm wichtig nahm.
    Während sie überlegte, machte sich die Gruppe zu Fuß auf den Weg zur Residenz des selbst gekrönten Prinzen.
    Sie folgten einer Schotterpiste, die zu beiden Seiten von Eukalyptusbäumen und Buschwerk gesäumt wurde. Die Hitze unter dem grünen Dach war nahezu unerträglich, die Luftfeuchtigkeit machte ihnen zu schaffen. Mara klebten Hemd und Unterwäsche an der Haut, Mücken umschwirrten sie.
    »Warum gehen wir zu Fuß?«, raunte Zöllner.
    Die Antwort erhielt er hinter der nächsten Biegung. Dort sahen sie nämlich einen Betonlaster, der aus unerfindlichen Gründen umgekippt war und den Weg versperrte. Das Fahrzeug musste schon länger dort liegen, da es überall angerostet war. Außerdem fehlten die Scheiben, und irgendjemand hatte das Führerhaus komplett zerlegt. Sie vermutete, dass dies das Werk von Einheimischen war, denn die Menschen in diesem Land waren dermaßen arm, dass sie alles gebrauchen konnten, sogar Autositze und anderes Zubehör.
    Der Betonbehälter des Fahrzeuges hatte ein gewaltiges Loch, sodass mitten auf dem Weg ein Großteil des einst zähflüssigen Inhalts ausgelaufen war. Dort war er hart geworden, und inzwischen wuchs Moos auf dem riesigen Betonfladen.
    Der Kameramann kam seiner Aufgabe nach und hielt die Szenerie in bewegten Bildern fest, während Mara ihr Mobiltelefon als Fotoapparat einsetzte. Zwei Tastendrücke später waren die Schnappschüsse bereits an ihre E-Mail-Adresse verschickt. Das war zwar unanständig teuer, und auch die Qualität der Handykamera ließ zu wünschen übrig, doch seit sie auf der Flucht vor den beiden Strohhutträgern in Swasiland ihre Nikon im Hotelzimmer zurückgelassen hatte, fotografierte sie ständig mit dem Handy. Wenn sie wieder zu Hause war, würde sie in aller Ruhe ihr Mailpostfach öffnen und sich die selbst

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