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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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musste sich mit einem weitaus weniger prominenten Platz begnügen. Gleiches galt für die zahlreichen Familienfotos aus längst vergangenen Tagen und die Urlaubsbilder.
    Dann entdeckte er eine Aufnahme, die Mara Hand in Hand mit einem Mann zeigte. Anders als die übrigen Fotos hatte dieses noch keinen Platz an der Wand erhalten, sondern lag lose auf der Kommode. Wahrscheinlich, weil es neu war.
    Strasser nahm das Foto in die Hand. »Das ist also der Rosenkavalier.«
    Er erinnerte sich, dass Mara ihm von dem Kerl erzählt hatte, als sie ihn am Montag in seinem Laden aufgesucht hatte, um ihn wegen der Russen auszuhorchen. Er schickt mir Rosen nach Hause, hatte sie gesagt. Wusste er denn nicht, dass sie auf Chrysanthemen stand, der Blödmann? Wie war noch gleich sein Name gewesen? Jerry? Nee, aber es hatte etwas mit Jerry zu tun. Ach ja, Tom, wie Tom der Kater von Tom und Jerry. Bescheuerter Name. Er erinnerte sich, dass sie ihm ein Foto von Tom dem Kater gezeigt hatte, das er nur mit halbem Auge betrachtet hatte. Aber er hatte es heimlich eingesteckt, da er den Typen checken wollte. Alte Angewohnheit. Wo war das Ding nur geblieben?
    Früher hatte er ihre Freunde immer gründlich unter die Lupe genommen, bevor die sich mit ihr treffen durften. Sollte sie jemals dahinterkommen, wie vielen Verehrern er Schläge angedroht hatte, wenn sie nicht die Finger von seiner kleinen Schwester ließen, würde es vermutlich jetzt noch, zwanzig Jahre später, ein Riesendonnerwetter geben. Tom den Kater jedenfalls hatte er noch nicht gecheckt, da er nicht mehr daran gedacht hatte.
    Er überlegte. Auf der Rückseite des Katerfotos, das er am Montag eingesteckt hatte, befand sich eine handschriftliche Notiz, dort hatte Tom eine Telefonnummer aufgeschrieben. Damit sollte sich etwas anfangen lassen, um den Kerl auf Herz und Nieren zu prüfen, dann würde sich zeigen, ob er etwas taugte. Eine Scheidung war genug für Mara.
    »Lass dich mal anschauen, Rosenkavalier.«
    Er hielt das Foto ins Licht, betrachtete den Mann an Maras Seite – und glaubte, seinen Augen nicht zu trauen!
    Was er sah, war unmöglich. Klar gab es abenteuerliche Zufälle, sonst würde wohl niemals jemand sechs Richtige im Lotto tippen, doch solche Zufälle waren schlichtweg unmöglich. Da hatte jemand dran gedreht.
    »Das kann nicht sein, das kann nicht sein, das darf nicht sein!«
    Er ließ das Foto fallen und rannte aus der Wohnung. Die Tür fiel krachend ins Schloss, dass es im Treppenhaus nur so schallte. Er flog regelrecht über die Stufen, immer zwei auf einmal nehmend. Er musste etwas tun, auch wenn er in diesen Sekunden nicht die leiseste Ahnung hatte, was das sein sollte. Mara war verarscht worden, ganz gewaltig sogar, und das konnte sie den Kopf kosten.
    Die Haustür war kaum hinter ihm zugefallen, als sich ihm zwei Schatten in den Weg stellten, die ihm aufgelauert haben mussten.
    »Wen haben wir denn da?«, hörte er eine spöttische Stimme fragen. »Der liebe Herr Strasser. Noch so spät auf den Beinen? Wohin des Weges, Sportsfreund?«
    Strasser entspannte sich, als er die beiden Männer erkannte. Sie waren widerlich, Parasiten, aber sie wollten ihm zumindest nicht ans Leder. Dass heißt, eigentlich war genau das ihr Ansinnen, nur dass sie nicht gewalttätig wurden. Sie hatten andere Methoden. Im Grunde waren sie nichts weiter als miese Erpresser.
    »Ich bin nicht Ihr Sportsfreund«, schnappte Strasser.
    »Na, na, na, Sportsfreund. Warum denn so ruppig?«
    Strasser schwieg. Er schaute die beiden herausfordernd an. Der eine, der ihn Sportsfreund genannt hatte, war ein grauhaariger Schleimer mit Scheitel, der unentwegt Kaugummi kaute, der andere, deutlich jüngere, hatte ein idiotisch aussehendes Spitzbärtchen am Kinn, das wie angeklebt wirkte. Beiden gemein waren die dreiviertellangen Jacken, die trotz der Witterung halb zugeknöpft waren, womit sie ihre Pistolen verbargen, die in Schulterholstern steckten, wie Strasser wusste. Die Typen gingen ihm schon seit geraumer Zeit auf die Nerven.
    »Wo sind wir denn gewesen, Strassman?«, fragte der Schleimscheitel. Er nickte in Richtung Haustür.
    »Familienfest«, versetzte Strasser. »Meine Schwester will wieder heiraten. Sie hat mich ihrem Zukünftigen vorgestellt.«
    »Ach ja?«, höhnte der Spitzbart. »Und wir dachten, Ihre Schwester wäre gar nicht zu Hause.«
    »Stimmt, aber ihr Hamster war zu Hause. Er hat mich reingelassen.«
    Der Spitzbart funkelte Strasser bösartig an, bevor er sich in gespielter

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