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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Staatsexamen gepaukt, weshalb der ganze Wirbel mehr oder weniger unbeachtet an ihm vorübergegangen war. Jetzt kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    Als er alles gelesen hatte, was die Archive über diesen Fall hergaben, stieß er auf einen weiteren Artikel, der sich auf ein Ereignis bezog, das später stattgefunden hatte, ungefähr vier Monate nach der unseligen Todesschuss-Affäre. Die Schlagzeile lautete: Neues von der Pistolen-Lady. Hastig überflog er die ersten Zeilen. »Wahnsinn«, murmelte er.
    Im Vergleich zu dem ganzen Zinnober, den er zuvor gelesen hatte, war die Meldung recht knapp, verzichtete jedoch nicht auf die Sensationsschreierei der Boulevardpresse. Er las den Artikel dreimal, von Anfang bis Ende.
    Darin wurde von einem beeindruckenden Schlag gegen das organisierte Verbrechen berichtet, bei dem es der örtlichen Polizei gelungen war, die gewaltige Menge von 1700 Kilogramm reinsten Kokains zu beschlagnahmen. Ort des Geschehens war der Umschlagbahnhof Eifeltor gewesen. Dann kam das Beste, ein Zitat des für das Ermittlungsverfahren verantwortlichen Staatsanwalts: »Wir verdanken diesen Erfolg den Beamten des Kriminalkommissariats 21, insbesondere der ausgezeichneten Arbeit und dem Engagement einer einzelnen Fahnderin.« Der Reporter kommentierte in bissigen Sätzen, dass es sich bei der engagierten Fahnderin wohl um die berühmt-berüchtigte Tamara S. handele, die den Lesern sicherlich noch als Pistolen-Lady in Erinnerung sei.
    Neben dem Text befanden sich ein kaum zu erkennendes Schwarz-Weiß-Bild, das einige uniformierte Beamte zeigte, die gerade eine Absperrung aufbauten, sowie eine unvorteilhaft getroffene Frau in Motorradkluft, die sich mit einem augenscheinlich älteren Mann besprach. Hinter der Absperrung sah man mehrere Gitterboxen, samt und sonders bis obenhin mit transparenten Päckchen gefüllt. In diesen Päckchen befand sich etwas Undefinierbares, von dem man nur erkennen konnte, dass es hell war.
    Lohmann betrachtete das Bild genauer, ging so nahe heran, dass seine Nasenspitze fast den Monitor berührte.
    Das helle Zeug musste Kokain sein. Klar. Wer die Frau war, stand ebenfalls fest. Doch dann war da noch der Mann, mit dem sie sich unterhielt und der ihm seltsam bekannt vorkam. Bereits im nächsten Moment wusste er, wer es war, nämlich sein eigener Mentor, der ihn durch die Referendariatszeit begleitete: Oberstaatsanwalt August »Eisenschädel« Kunze, dessen Spitznamen man tunlichst nur verwendete, wenn er außer Hörweite war.
    »Aha, deshalb ist er so begeistert von ihr«, murmelte Lohmann.
    Er fasste den Entschluss, bei nächster Gelegenheit im Archiv der Staatsanwaltschaft zu stöbern und sich die entsprechende Akte hinsichtlich der Beschlagnahme des Kokains zu Gemüte zu führen. Daraus würde vielleicht hervorgehen, was genau Frau Sturm geleistet hatte, dass Kunze sie eigens erwähnte, noch dazu vor der Presse. Der Eisenschädel lobte nicht oft.
    Wieder fiel sein Blick auf die Gitterboxen, dann stieß er einen leisen Pfiff aus. Über anderthalb Tonnen Kokain, sinnierte er. Respekt. Wie viel mag das Zeug wert sein? Die Zeitungsmeldung gab darüber keine Auskunft. Schlechter Journalismus!
    Sogleich wurde ihm bewusst, dass er bestenfalls eine vage Vorstellung hatte, was Kokain überhaupt war. Sicher, man kannte es aus Krimis, man wusste, dass es eine illegale Droge war, die süchtig machte, und man hatte das Bild eines Yuppies vor Augen, der es mit einer Rasierklinge portionierte und anschließend mit einem zum Röhrchen gedrehten Geldschein in die Nase sog. Doch das war im Grunde schon alles, was er wusste.
    Er fütterte die Suchmaschine mit einem neuen Stichwort: Kokain. Sekunden später erschien eine Fülle von Informationen auf dem Bildschirm:
    »Kokain wird aus den Blättern des südamerikanischen Kokastrauchs gewonnen, wobei 100 Kilogramm Blätter gerade mal ein halbes bis ein Kilo Kokapaste ergeben.«
    Hmmm … Wie, bitte schön, hat man sich denn Kokapaste vorzustellen? Wie Zahnpasta, nur grün, weil sie aus Blättern gewonnen wird?
    Er rechnete. Für die am Eifeltor beschlagnahmte Menge von 1700 Kilogramm waren somit 170 Tonnen Blätter nötig gewesen. Himmel, das musste einen ganzen Güterzug gefüllt haben. Aber weiter.
    »Aus der Kokapaste wird anschließend Kokain-Hydrochlorid hergestellt, und genau das ist jenes kristalline weiße Pulver, das man landläufig als Kokain bezeichnet.«
    Aha, nicht grün, sondern weiß.
    »Auf den ersten Blick sieht Kokain aus wie

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