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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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auseinander. Zudem war er höchstens fünfundzwanzig Zentimeter breit. Laura bewegte sich auf allen vieren vorwärts. Ihre Knie hatte sie gegeneinander gepresst, wodurch sie ziemlich genau die gesamte Breite des Schwebebalkens ausfüllten. Rechts und links war nicht ein Millimeter Platz, ein Abrutschen hätte das sichere Ende bedeutet.
    Doch das Ende würde warten müssen, denn Laura wurde von neuem Mut angetrieben, nachdem sie zuvor lange geweint hatte. Eine schiere Ewigkeit hatte sie in ihrem Versteck gelegen, von Heulkrämpfen geschüttelt, doch dann, wie auf Knopfdruck, war der Tränenstrom versiegt, und ihr war klar geworden, dass die menschliche Seele unendlich viel mehr aushalten konnte als das, was ihr bisher widerfahren war. Klar konnte sie das, ansonsten würde sich jede Frau, die das Opfer einer richtigen Vergewaltigung geworden war, auf der Stelle umbringen.
    Auf die Brücke in die Freiheit war Laura gestoßen, als sie ihr Gefängnis erkundet hatte. Da waren Steigeisen in der Wand gewesen, rostige, wenig vertrauenerweckende Dinger, die vermutlich schon seit ewigen Zeiten niemand mehr erklommen hatte. Sie führten hinauf zu einer winzigen Plattform, und von der Plattform aus gelangte man durch eine Luke nach draußen, damit man an den Kabelkanal herankam, beispielsweise für den Fall, dass Wartungsarbeiten nötig wurden. Jedenfalls nahm Laura das an. Ohne zu zögern hatte sie das Sprungbrett in die Freiheit genutzt und war hinausgeklettert.
    Momentan fragte sie sich, wie viele Meter noch vor ihr lagen. Zehn? Zwölf? Schwer zu schätzen im Halbdunkel. Ein Blick zurück hätte ihr verraten, wie weit sie schon gekommen war, doch den verkniff sie sich aus Angst, das Gleichgewicht zu verlieren. Der Schatten des Gebäudes gegenüber wurde größer. Endlich. Was wartete dort auf sie? Eine ähnliche Plattform wie auf der anderen Seite? Und eine Steigleiter nach unten? O ja, bitte!
    Tastend ging es weiter. Das Zinkblech unter ihren Händen knackte und knirschte, das Material protestierte gegen eine Belastung, für die es nicht geschaffen war.
    Sie ignorierte die Geräusche, bis sich ein anderer, furchtbarer Gedanke in ihr Bewusstsein drängte. Sie war aus einem halb verfallenen Gebäude geflohen, aus einer mehr oder weniger leer stehenden Halle, abgesehen von dem Flugzeug und den Müllbergen. Dieses Gemäuer zu verlassen war leicht gewesen, nachdem der Ausgang erst gefunden war. Doch nun wollte sie in ein modernes Gebäude eindringen, in eins, in dem regelmäßig Leute ein und aus gingen, in dem gearbeitet wurde und das man noch nicht vergessen hatte. Würde sie dort ohne weiteres einsteigen können?
    Sie versuchte, mit ihren Blicken die Dunkelheit zu durchdringen. Was, wenn sich dort drüben ebenfalls eine Luke befand, die aber verschlossen war?
    Eine Umkehr war illusorisch, da der Platz fehlte, sich zu drehen. War es vielleicht möglich, rückwärts zu kriechen? Dämliche Idee, was wäre damit gewonnen? Auf der anderen Seite würde morgen das Scheusal mit einem Spürhund nach ihr suchen. Dann schon lieber in den Abgrund stürzen.
    Hinter sich hörte sie einen Knall, gleich darauf knackte und knirschte etwas. Die gesamte Konstruktion schwankte. Eine volle Minute wagte Laura kaum zu atmen, geschweige denn sich zu bewegen. Doch dann ließ das Schwingen nach, und auch das Knarren verstummte.
    Vorsichtig weiter, ganz sachte.
    Zehn Minuten später war es geschafft, die Schlucht war überwunden. Laura atmete auf.
    »Nein!«, entfuhr es ihr in der nächsten Sekunde.
    Das durfte nicht wahr sein! Was hatte sie sich vorhin als schlimmstes Szenario ausgemalt? Eine verschlossene Luke? Was sie nun sah, war weitaus schlimmer, denn vor ihr befand sich – nichts. Der Kabelkanal verlor sich einfach in der Gebäudewand, er war fein säuberlich eingemauert und hatte keine Öffnung, keine Luke, keine Leiter und erst recht keine Wartungsplattform.
    Laura kam nicht mehr dazu, sich ihrer Verzweiflung hinzugeben. Hinter ihr krachte und knallte es, die gesamte Konstruktion sackte schlagartig um einen halben Meter in die Tiefe. Dort verharrte sie, aber nur für ein, zwei Sekunden.
    Unter fürchterlichem Getöse ging es endgültig abwärts.

Kapitel 28
    Der Einbrecher wurde beobachtet, als er sich an Maras Wohnungstür zu schaffen machte. Beobachtet, aber nicht aufgehalten.
    Obwohl ein Klingelschild fehlte, das Tamara Sturm als Wohnungsinhaberin auswies, wusste er, dass er das richtige Schloss in Angriff nahm, denn er war bereits zweimal

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