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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Puderzucker, nur grober. Interessanterweise verdankt das Getränk Coca-Cola seinen Namen dem Kokain, da früher ein Absud aus Kokablättern mit in die Flaschen gefüllt wurde. Man kann Kokain schnupfen, das nennt man ›ziehen‹ oder ›koksen‹, man kann es schlucken, in die Venen injizieren oder sogar rauchen, wobei für Letzteres eher sogenanntes Crack verwendet wird, eine chemisch hergestellte Droge aus Kokain-Hydrochlorid und Natron.«
    Er überging die wissenschaftliche Erläuterung über die Herstellung von Crack und las dort weiter, wo er etwas über die Wirkung des normalen Kokains fand.
    »Es beeinflusst das Zentralnervensystem und löst euphorische Empfindungen aus, Ekstase, das Gefühl, Bäume ausreißen zu können. Außerdem unterdrückt es Hunger sowie Abgeschlagenheit und Müdigkeit.«
    Vielleicht, dachte er, sollte ich zukünftig Kokain ziehen, wenn ich wieder Mal die halbe Nacht gebüffelt habe und morgens nicht rauskomme.
    »Unerwünschte Nebenwirkungen sind erweiterte Pupillen, Krämpfe, Koordinationsstörungen, Fieber, Zittern, Angstzustände, Verfolgungswahn, Halluzinationen, Übelkeit, Erbrechen, Verengung der Blutgefäße, Anhebung des Blutdrucks, Herzrhythmusstörungen bis hin zur Herzattacke. Die langfristig gravierendste Nebenwirkung ist das ungemein hohe Suchtpotenzial.
    Von allen szenetypischen Namen des Kokains ist ›Schnee‹ der gebräuchlichste, doch auch andere Begriffe sind bekannt, beispielsweise Koks, Weißes Gold, Coca, Coke, Charlie, Omo, Persil, Jay Jo, Snow, Dust, um nur eine Auswahl zu nennen.«
    Lohmann musste unwillkürlich grinsen. Diese ganzen Bezeichnungen erinnerten ihn an die Krimiserie »Miami Vice«, die er noch aus seiner Kindheit kannte und immer heimlich, gegen das ausdrückliche Verbot seiner Eltern, angeschaut hatte, auf dem uralten Schwarz-Weiß-Fernseher im Gästezimmer. Wieder kam ihm das Bild eines Mannes mit Sakko und T-Shirt ins Gedächtnis, der eine kleine Portion Kokain auf die Tischplatte schüttete, es mit einer Rasierklinge zu einer Linie zusammenschob und es dann durch ein Röhrchen inhalierte. Hm, dachte er, jetzt wird mir auch klar, was es mit dem Begriff eine Line ziehen auf sich hat.
    »Bevor Kokain in den Straßenverkauf gelangt, wird es gestreckt, das heißt, es wird mit wertlosen Beimischungen versetzt, um seine Menge zu vergrößern. Dazu verwendet man vor allem Milchzucker. Wenn das Kokain schließlich beim Konsumenten ankommt, kauft dieser knapp zwei Drittel Milchzucker und nur noch ein Drittel echten Stoff.«
    Endlich, auf einer englischsprachigen Website der Vereinten Nationen, die sich mit dem Thema Drogenprävention befasste, stieß er auf die Information, die ihn am meisten interessierte.
    »Der Großhandelspreis reinen Kokains schwankt ständig. Derzeit liegt er auf dem europäischen Markt zwischen 21 000 und 79 000 Euro pro Kilogramm. In Rotterdam werden mit 21 000 Euro pro Kilo die niedrigsten Preise erzielt, in Moskau und St. Petersburg mit 79 000 die höchsten.«
    Lohmann musste die gerade gewonnenen Erkenntnisse erst einmal verdauen. Aus den 1700 Kilogramm Schnee, die Frau Sturm beschlagnahmt hatte, wurden also mittels Milchzucker drei Mal 1700 Kilo, was exakt 5100 Kilogramm ergab. Hastig griff er zum Taschenrechner, der in der Schreibtischschublade lag. Mit zitternden Händen tippte er: 5100 mal 79 000, die Menge gestreckten Kokains in Kilogramm, multipliziert mit der Summe, die ein Kilo in Russland einbrachte. Das Ergebnis war eine nicht alltägliche Zahl: 402 900 000!
    »Knapp über 400 Millionen. Puh, wer das Zeug in die Finger kriegt, hat ausgesorgt.«

Kapitel 30
    Mara gähnte, ihr war schwindlig vor Erschöpfung, das Bett schien sich unter ihr zu drehen. Es verging eine ganze Weile, bis sie ihre Sinne geordnet hatte.
    Sie lag neben Tom, nackt, an ihn geschmiegt, ihr Kopf an seiner Schulter. Er war ebenfalls nackt. Sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig, und gelegentlich schnarchte er leise.
    Der Mond tauchte das Schlafzimmer in fahles Licht.
    Behutsam, um Tom nicht zu wecken, hob sie den Kopf und linste zum Wecker. Kurz vor halb fünf. Es war zum Verzweifeln, also hatte sie wieder nur drei Stunden geschlafen, bevor sie aufgewacht war, aus dem Schlaf gerissen von einem Schuss, mit dem sie vor sechs Monaten ein Leben ausgelöscht hatte. Die Müdigkeit brannte sie restlos aus. Selbst Toms Nähe, die ihr so guttat, vermochte die Albträume nicht zu vertreiben.
    Sie senkte den brummenden Kopf und kuschelte sich

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