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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Bestürzung breit.
    »Victor Smertin«, murmelte Mara. »Ich hatte ihn von Anfang an im Verdacht.«
    »Smertin ist allerdings nicht der alleinige Drahtzieher«, erklärte Greiner. »Er hat einen Partner, einen gleichberechtigten Teilhaber, der das ganze Ding gemeinsam mit ihm geplant hat.«
    Sie hob eine Braue. »Ein Teilhaber? Das passt nicht zu Smertin. Wer soll das sein? Eine bekannte Größe aus der Unterwelt?«
    »Keine Ahnung, ich kenne den Kerl nicht und bin ihm gestern Nacht zum ersten Mal begegnet, auf einem Waldparkplatz. Man hat mich zwar in Smertins Gilde aufgenommen, aber eingeweiht hat man mich längst nicht in alles. Um das Vertrauen dieser Leute zu gewinnen, muss man sie ein Leben lang kennen. Oder Russe sein. Würde ich nicht Russisch sprechen, hätten sie mich nie in ihren engeren Kreis aufgenommen.«
    Wieder ging er zur Tür und vergewisserte sich, dass die Luft rein war, bevor er fortfuhr.
    »Wie gesagt, den Namen dieses Teilhabers kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass Smertin ihn hasst wie die Pest, und das wiederum beruht unverkennbar auf Gegenseitigkeit. Der liebe Victor hat nur deshalb mit ihm gemeinsame Sache gemacht, weil er ihn braucht. Wie es heißt, hat er Verbindungen nach überall, er ist der perfekte Organisator. Sie nennen ihn den Narbigen.«
    »Den Narbigen? Nie gehört.«
    »Sein gesamtes Gesicht ist voller Pockennarben. Er ist ein hässlicher Vogel mit platter Nase und nach hinten gekämmten Haaren. Sieht aus wie ein abgehalfterter Boxer.«
    Plötzlich wurde Mara von einer düsteren Ahnung beschlichen. »Wissen Sie sonst noch etwas über ihn?«
    Greiner machte eine unverbindliche Geste. »Nur, dass er einen aufgemotzten Hummer fährt. Das ist so ein Geländewagen, wie er eigentlich von der Armee benutzt wird …«
    »Ich weiß, was ein Hummer ist.« Sie stand kurz davor, durchzudrehen. Erst die Hiobsbotschaft bezüglich Tom und jetzt das. Dieser geheimnisvolle Narbige, der Organisator im Hintergrund, konnte niemand anderes sein als Jo.
    Das war ein Albtraum!
    Der verdeckte Ermittler sah ihre Bestürzung. »Kennen Sie den Mann?«
    Sie blieb ihm die Antwort schuldig.
    Indes wurde unter den Geiseln aufgeregtes Murmeln laut. Hoffnung keimte auf, weil zwei Gesetzeshüter anwesend waren. Die Frau mit der nassen Hose schluchzte durchdringend, ein unsympathisch aussehender Mann mit senffarbener Krawatte verlangte, dass man die Kabelbinder an seinen Handgelenken durchtrennte, ein anderer schimpfte auf die Verbrecher.
    Greiner brachte die Leute zum Schweigen, die aufgeregt herumrutschten und an ihren Fesseln zerrten. »Still!«, zischte er. »Wir kümmern uns um Sie.«
    Der Mann mit der Senfkrawatte gab keine Ruhe. »Und wann gedenken Sie, das zu tun? Wenn Sie mit Ihrer Konferenz fertig sind? Befreien Sie uns endlich von diesen Dingern!« Damit waren zweifellos die Fesseln gemeint. »Ich verlange, dass Sie mich auf der Stelle losschneiden und in Sicherheit bringen. Das steht mir zu! Immerhin werden Sie von meinen Steuern bezahlt.«
    Die beiden Polizisten schauten besorgt zur Tür.
    »Geht’s noch lauter?«, schimpfte Greiner im Bühnenflüsterton.
    Mara nahm ihre Pistole aus dem Handtäschchen und stopfte sie in die Innentasche des Blousons. »Er hat recht, wir haben genug Zeit mit Reden vertrödelt. Wir müssen die Leute hier rausschaffen, und zwar sofort!«
    Der Mann mit der Senfkrawatte stieß einen Grunzlaut aus.
    Sie wandte sich an die Geiseln, ohne jemanden speziell anzusprechen. »Dieser Raum hier ist fensterlos. Was ist mit den Nachbarzimmern? Gibt es dort eine Möglichkeit hinauszuklettern?«
    Allgemeines Kopfschütteln. »Die Fenster in den unteren drei Etagen lassen sich nicht öffnen«, gab jemand Auskunft. »Das schreibt die Versicherung vor.«
    »Und einschlagen können wir sie auch nicht«, meldete sich ein anderer zu Wort. »Sicherheitsglas, Sie verstehen? Wie es heißt, halten die Scheiben sogar dem Beschuss mit einer Panzerfaust stand.«
    »Was ist mit der Tür neben dem Serverraum?«, mischte sich eine Frau ein. »Die führt doch nach draußen? Und sie ist nicht allzu weit weg. Nur ein paar Meter den Gang hinunter.«
    Wenig später stand Mara vor genau dieser Tür. Sie diente als Fluchtweg für den Brandfall und ließ sich nur von innen öffnen. Das tat Mara dann auch, um einen Blick nach draußen zu werfen.
    »Gerettet«, verkündete sie, als sie eine halbe Minute später in den Aufenthaltsraum zurückkehrte. Greiner war gerade dabei, mit einem Küchenmesser die Fesseln

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