Sturms Jagd
Die Türen flogen auf, bewaffnete Männer, allesamt Fahnder des Bundeskriminalamtes, sprangen heraus.
Zwei von ihnen, namentlich Hauptkommissar Steiner und Hauptkommissar Heinemann, kannte Strasser persönlich. Er verabscheute sie, und deshalb nannte er sie Schleimscheitel und Ziegenbart. Die beiden waren diejenigen, die ihm in der vergangenen Nacht vor der Haustür seiner Schwester aufgelauert hatten.
»Job twoju mat!« , zischte Smertin.
Strasser hob abwehrend die Hände. »Ich soll meine Mutter ficken? Victor, was bist du nur für ein ungehobelter Klotz.« Die Arroganz des Narbigen war zurück. »Und was ich dir noch sagen wollte, Towarisch «, fuhr er in stockendem, aber gut verständlichem Russisch fort. »Ich mag es nicht, wenn man mich andauernd Hurensohn nennt. Klar, Sukin Sin ?«
Smertins Totenkopfgesicht war wie in Stein gemeißelt. Nur seine Nasenflügel bebten.
Hauptkommissar Heinemann, Ziegenbart, trat indes hinter Strasser und klopfte ihm plump vertraulich auf die Schulter. »Das werden Sie nicht bereuen, Strasser. Sie haben richtig gehandelt, als Sie sich entschlossen haben, mit uns zusammenzuarbeiten. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Kronzeugenreglung bei Ihnen in vollem Umfang zur Anwendung kommt.«
»Gut gemacht, Sportsfreund«, schloss sich Hauptkommissar Steiner alias Schleimscheitel dem Lob an.
Der narbige Mann entfernte Ziegenbarts Hand von seiner Schulter, wie man eine lästige Fliege verscheucht. »Hören Sie gefälligst auf, mich zu betatschen. Und Ihnen habe ich gestern schon gesagt, dass ich nicht ihr Scheiß-Sportsfreund bin.« Der zweite Satz war an Steiner gerichtet.
Er machte einige Schritte in Smertins Richtung, bis er so dicht vor dem Russen stand, dass ihn dessen Aftershave in der Nase kitzelte. »Diese Kakerlaken haben mich erpresst«, erklärte er, womit er die beiden Kommissare meinte und sich nicht darum scherte, dass die Kakerlaken neben ihm standen und hörten, wie er sie titulierte. »Haben mir gedroht, mich wegen einer ganzen Latte von Verbrechen anzuklagen, wenn ich ihnen nicht helfe. Als Mittäter und Planer sei ich genauso dran wie du, haben sie gesagt. Sie wissen schon ziemlich lange Bescheid. Merkwürdiger Verein, dieses BKA. Die Typen tun so geheim, dass noch nicht mal die normale Polizei weiß, was sie gerade aushecken. Verrat ist im Grunde nicht mein Ding, Smertin, aber wie gesagt, ich hatte keine Wahl.« Er spuckte aus und traf Smertins rechte Schuhspitze. »Das heißt, bei einem Furunkel wie dir mache ich gelegentlich eine Ausnahme. Nichts für ungut, Towarisch .«
Der Russe stand immer noch wie versteinert da. »Du bist nicht der Einzige, der eine Überraschung unter seinem Hemd trägt«, eröffnete er sodann mit unbewegter Miene. »Heute ist anscheinend der Tag der großen Enthüllungen.« Er machte Anstalten, unter sein Sakko zu greifen, doch Schleimscheitel brüllte ihn an, sich gefälligst nicht zu rühren. Die umstehenden Fahnder, insgesamt sechs Leute, brachten ostentativ die Waffen in Anschlag.
Genauso nachdrücklich hob Smertin die Hände und verschränkte sie hinter dem Kopf. »Öffne mein Hemd«, wies er den Narbigen an.
Dieser bedachte seinen Widersacher mit einem scharfen Blick. »Wie bitte?«
»Du sollt mein Hemd aufknöpfen. Darunter befindet sich eine Überraschung für dich und deine neuen Freunde von der Miliz. Wie ich schon sagte, nicht nur unter deiner Kutte gibt es etwas Interessantes zu sehen.«
»Schluss mit dem Unsinn!«, polterte Schleimscheitel. Dann befahl er seinen Leuten, Smertin die Handschellen anzulegen und ihn abzuführen. Die Fahnder traten auf ihn zu, doch der Russe wich vor ihnen zurück.
»Keinen Schritt weiter!«, herrschte er sie an. »Oder wollt ihr alle in die Luft fliegen?«
Die Polizisten zögerten.
Ruckartig krallte Smertin die Finger in sein Designerhemd und zerrte daran. Die Knöpfe spritzen regelrecht davon, einer landete genau vor Strassers Füßen. Die helle Haut des Russen kam zum Vorschein. Und die Überraschung, von der er gesprochen hatte und die um seinen Leib geschnürt war. Die Fahnder hielten inne, sahen sich Hilfe suchend nach ihren Vorgesetzten um.
»Scharfschützen!«, brüllte Ziegenbart in sein Handfunkgerät, ohne Smertin aus den Augen zu lassen. »Zielperson erfassen!«
»Zielperson ist erfasst!«, quäkte es umgehend aus dem Lautsprecher.
»Er trägt eine Weste«, sagte Ziegenbart in das Funkgerät. »Eine Weste mit aufgenähten Päckchen. Ist wahrscheinlich Sprengstoff
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