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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Art. Sei es, wie es ist: Der Herr Oberstaatsanwalt hat gestern hier im Präsidium angerufen, natürlich keinen Geringeren als den Leiter der Abteilung ZA, der hat den Leiter der Direktion Kriminalität angerufen, und der hat mich angerufen. Das war heute Morgen um halb sieben. Dreimal darfst du raten, was er wollte.«
    »Sag jetzt nicht«, ereiferte sie sich, »dass ich den Referendar des Oberstaatsanwaltes unter meine Fittiche nehmen soll.« Sie zögerte. »Oder etwa doch?«
    Schmitz kicherte. »Das ist der Preis dafür, berühmt zu sein, Tamara.«
    Wolf nickte und musste nun ebenfalls lachen. »Eisenschädel Kunze wünscht, dass du dich ein paar Wochen um den guten Bodo Lohmann kümmerst. Der Junge ist wohl so etwas wie sein Ziehsohn, eine Art Wunderknabe, wie Kunze mitteilte, und für Wunderkinder kommen schließlich nur die besten Eltern in Frage. Scheint so, als ob dich der alte Eisenschädel für eine Übermami hält. Du und nur du sollst dem guten Lohmann die andere Seite des Ermittlungsverfahrens zeigen, und deshalb hat der Leiter der Abteilung ZA den Direktionsleiter angewiesen, mich anzuweisen, dich anzuweisen«, er kicherte, »den Wunderknaben an deine Brust zu nehmen, ihn in alles einzubinden, ihn an sämtlichen Ermittlungen zu beteiligen, kurz und gut: ihm nicht von der Seite zu weichen.«
    Sie blies die Backen auf. »Das ist doch hoffentlich ein Scherz? Für solche Spielchen fehlt mir die Zeit. Ich weiß jetzt schon nicht mehr, wo mir der Kopf steht, da habe ich bestimmt keinen Nerv, mit einem Lehrling der Staatsanwaltschaft Händchen zu halten. Und nebenbei gefragt: Wo soll er denn sitzen, der gute Bodo? Auf meinem Schoß?«
    Die Frage entbehrte nicht einer gewissen Grundlage, denn das Büro, das sie sich mit Schmitz teilte, maß knapp vierzehn Quadratmeter und platzte bereits aus allen Nähten, dabei enthielt es lediglich zwei Schreibtische und Stühle, vier Aktenschränke sowie einen kleinen Beistelltisch, auf dem sich ein Drucker, ein Fotoprinter, eine antike Olympia-Schreibmaschine sowie 41 Schlümpfe drängten, die aus Überraschungseiern stammten. Verschlimmert wurde die drangvolle Enge durch die ungespülten Kaffeetassen, die überall herumstanden, durch die Ordner, die sich auf dem Fensterbrett türmten, und die herumliegenden Bücher, Blätter, alte Pizzaschachteln, noch mehr Ordner, noch mehr Pizzaschachteln.
    Es war Wolf anzumerken, dass er die Geduld verlor. »Du hast die Anweisung gehört, und ich denke, du weißt, was nicht von der Seite weichen bedeutet.«
    »Toll! Soll ich ihm vielleicht auch noch beim Pinkeln den Piephahn halten, oder kann er das schon selbst?«
    Schmitz brach in schallendes Gelächter aus, doch Wolf hatte genug. »Möchtest du die Telefonnummer des Leiters ZA haben?«, zischte er. Der Leiter der Abteilung ZA – Zentrale Aufgaben – war in jeder Behörde der direkte Stellvertreter des Polizeipräsidenten. »Dann kannst du ihn selbst fragen, warum gerade du den Babysitter spielen sollst. Ach ja, bevor ich es vergesse: Der Leiter ZA und Eisenschädel Kunze spielen zusammen Golf. Das ließ man mich gleich zu Beginn des Gesprächs wissen. Noch was?«
    Sie hob beschwichtigend die Hände, seufzte, betrachtete den Aktenkoffer mit den polierten Scharnieren. »Wo steckt er denn, mein lieber Sohn?«
    »So ist es richtig«, lobte Wolf. »Er sitzt drüben in meinem Büro und brennt darauf, dich kennenzulernen. Ich habe mich den ganzen Morgen mit ihm unterhalten. Als hätte ich nicht genug zu tun.«
    Gut, dass ich den lieben langen Tag nur Däumchen drehe, dachte Mara. Wahrscheinlich sind die sechshundert Überstunden vom Himmel gefallen. Sie schluckte den Ärger hinunter. »Und? Was macht er für einen Eindruck? Wie ist er so?«
    Wolf legte die Stirn in Falten. »Besser, wenn du dir selbst ein Urteil bildest. Warte, ich schicke ihn rüber.« Der Satz war kaum verklungen, da war Wolf bereits verschwunden.
    Eine halbe Minute herrschte Schweigen.
    »Bo-do«, sagte Mara schließlich, die einzelnen Silben betonend. »Ein schöner Name.« Sie kicherte. »Nee, eigentlich ein ziemlich dämlicher Name. Was für Eltern muss man haben, dass sie einen Bodo nennen?« Sie schaltete den Tischventilator ein und ließ sich die Brise ins Gesicht wehen. Ihre Stirn schien zu glühen. »Wie kommt eigentlich sein Köfferchen hierher?«
    »Keine Ahnung«, murrte Schmitz. »Das Ding lag schon da, als ich reinkam. Scheint ein Frühaufsteher zu sein, unser lieber Bodo.«
    »Bin ich nicht«, kam es

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