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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Blödsinn war, hatte sie die leeren Kartons zu einem Scheiterhaufen aufgetürmt und angezündet. Eine schiere Verzweiflungstat.
    Natürlich war das Metall nicht geschmolzen, natürlich hatten die Flammen kein Loch in den Container gebrannt, doch dafür hatte sie sich beinahe ausgeräuchert. Das Styropor hatte mit gelber Flamme gelodert, die nicht nur gallig ausgesehen, sondern auch gallig gestunken hatte. Und gequalmt hatte es. Binnen weniger Minuten war der gesamte Raum eingenebelt gewesen. Der Rauch zog nur allmählich ab, da der Container über so gut wie keine Lüftung verfügte. Lediglich unter der Tür war ein Spalt, durch den Frischluft hereinkam und Rauch hinaus.
    Panisch hatte sie versucht, das Feuer zu löschen. Erst hatte die Hitze ihr die Haare versengt, dann war sie ohnmächtig geworden. Als sie wieder aufgewacht war, hatte es gestunken wie neben einem Kohlenmeiler, doch zumindest war das Feuer aus gewesen. Ihr Schutzengel hatte offenbar aufgepasst, denn wie es schien, fehlte ihr nichts. Abgesehen davon, dass sie sich mehrmals übergeben hatte.
    Sie riss das letzte Streichholz an.
    Für eine Sekunde schloss sie geblendet die Augen. Dann nahm ihre Umgebung Konturen an. Das verhasste Blau der Metallwände mit den Rostflecken schälte sich aus der Finsternis. Dass heißt, eigentlich war es nicht mehr Blau, sondern Schwarz. Schwarz vor Ruß.
    Laura konnte nur ein paar Meter weit sehen, aber das reichte, um zu erkennen, dass immer noch reichlich Qualm in der Luft hing. Demnach war sie nicht lange ohne Bewusstsein gewesen. Träge Schwaden quetschten sich unter dem Türspalt hindurch nach draußen. Wäre der Container dicht gewesen oder kleiner, wäre sie erstickt.
    »Aaah!«, rief sie und ließ das Streichholz fallen, als es so weit heruntergebrannt war, dass die Flamme an ihren Fingerkuppen leckte.
    Im letzten Moment des sterbenden Flackerns fiel ihr etwas auf. Es lag vor ihr im Schmutz, nur ein paar Armlängen entfernt, halb unter irgendwelchem Müll begraben. Ihr Puls beschleunigte sich. Sie starrte in die Dunkelheit, genau auf die Stelle, an der sie das schwarze, längliche Etwas entdeckt hatte.
    »Das muss er sein«, flüsterte sie. »Das ist er. Ich habe ihn gefunden.«
    Er war der Akku ihres Handys.
    Sie zwang sich zur Ruhe. Bevor sie sich daranmachte, den Akku und Lebensretter aus dem Dreck zu fischen, vergewisserte sie sich, dass ihr Handy noch da war. Nicht auszudenken, wenn es ihr aus der Tasche gefallen wäre. Das war jedoch nicht der Fall, denn sie fand es auf Anhieb. Mit zitternden Fingern kramte sie es hervor.
    »Lieber Gott, ich danke dir.«
    Ehe man die Containertür hinter ihr zugeschlagen hatte, war sie durchsucht worden, natürlich von Kippe. Mit weichen, unangenehm schwitzigen Wurstfingern hatte er sie abgetastet und dann in einer der vielen Taschen ihrer Cargohose das Mobilfon gefunden. Wutentbrannt hatte er es gegen die Wand geschleudert, dass es nur so krachte. Laura hatte es in Einzelteilen durch die Luft fliegen sehen.
    Kippe war außer sich gewesen vor Wut. »Du Ratte! Wolltest uns in die Pfanne hauen und uns die Bullen auf den Hals hetzen. Scheinheilige Hexe!« Er hatte sie geohrfeigt.
    Dabei war sein Vorwurf rundweg unberechtigt gewesen, denn Laura hatte vor lauter Angst überhaupt nicht an ihr Handy gedacht. Davon, jemanden um Hilfe zu rufen, war sie kilometerweit entfernt gewesen.
    Natürlich war das mittlerweile anders. Schon bald hatte sie nach dem zertrümmerten Telefon gesucht – und es gefunden. Dabei waren ihre Gebete erhört worden, und sie hatte festgestellt, dass es gar nicht so zertrümmert war, wie es zunächst ausgesehen hatte.
    Mit eifrigen, tastenden Fingern hatte sie erkundet, dass eins der wegfliegenden Teile der Deckel gewesen sein musste, der das Akkufach verschloss, während es sich bei dem anderen um den Akku selbst gehandelt hatte.
    Sie erinnerte sich daran, dass Rollo einmal das Kunststück fertig gebracht hatte, sein Handy im Treppenhaus fallen zu lassen. Es war ein klobiges, uraltes Gerät der ersten Generation gewesen, und es war über zwei Etagen in die Tiefe gestürzt. Dabei hatte es mehrmals aufgesetzt und doch nur ein paar Tasten und die filigrane Antenne eingebüßt. Seine eigentliche Funktionsfähigkeit war nicht beeinträchtigt worden.
    Immer noch starrte Laura auf die Stelle, an der sie den Akku vermutete. Sie spürte ihren Puls gegen die Schläfen hämmern. Ihr Handy war fast genauso alt wie Rollos, ohne viel Schnickschnack. War es deshalb

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