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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Luft ein. »Wie ist Ihr Name?«, fragte er. Seine Stimme war angenehm und tief und hatte etwas Beruhigendes.
    Da bemerkte sie, dass sich jemand von außen an der Containertür zu schaffen machte. Langsam schwang der linke Flügel auf. Sie erstarrte. Wenn die Kerle mitbekamen, dass sie mit der Polizei telefonierte, würde es ihr schlecht ergehen.
    »Hallo?«, hörte sie den Beamten fragen.
    Der Türflügel wurde vollends aufgeschoben, ein Schwall warmer, aber herrlich frischer Luft wehte herein.
    »Man hält mich gefangen«, flüsterte sie in das Telefon. »Ich kann jetzt nicht mehr sprechen. Sie kommen.«
    »Sagen Sie mir Ihren Namen, schnell! Wer hält Sie gefangen? Und wo?«
    Die Konturen einer Gestalt wurden sichtbar, dahinter tauchte eine zweite auf. Sie näherten sich schnellen Schrittes. Laura warf das Handy von sich, schleuderte es so tief wie möglich ins dunkle Innere des Containers. Scheppernd landete es auf dem Metallboden, der Krach kam ihr wie ein Kanonenschuss vor. Jetzt war es unter Garantie im Eimer.
    Sie erhob sich. Herrgott, war ihr schwindelig! Herrgott, war sie müde! Herrgott, war sie wackelig auf den Beinen! Die Angst und Anspannung der letzten Stunden sowie die Verzweiflung der letzten Minuten ließen sie frösteln. Sie brach in Tränen aus.
    »Was wollt ihr von mir?«, fauchte sie in Richtung des hereinfallenden Lichtes. »Ich bin nur eine Studentin. Ich habe zwei süße Kinder, und ich habe niemandem etwas getan. Lasst mich einfach in Ruhe!«
    Dann wurde sie ohnmächtig.

Kapitel 13
    Es war kurz nach zwölf, als Mara den zweirädrigen Wanderfalken, die Suzuki Hayabusa Turbo, vor das Hotel lenkte. An der Verkleidung der Maschine klebte eine Armee zerquetschter Insekten, über den beiden Auspufftöpfen flimmerte die Luft, die arg strapazierte Bremse verbreitete einen bestialischen Gestank. Metall knackte und knirschte, als es abkühlte.
    Gemächlich hielt sie auf den Eingang zu, der Motor pustete ihr heiße Abluft gegen die Stiefelschäfte. Sie hatte das Ziel ohne Probleme gefunden, denn Jo hatte sie zum Frankfurter Sheraton Hotel bestellt, das in unmittelbarer Nähe des Flughafens lag, gleich an der Autobahn.
    Schon auf den ersten Blick sah die Nobelherberge bombastisch aus. Der Eingang, oder besser gesagt: das Portal wurde von einem dunkelroten Baldachin überspannt. Zwei Palmen in riesigen Terrakotta-Töpfen flankierten die Pforte, Glas und poliertes Messing glänzten um die Wette. Ein Teppich wies dem vornehmen Gast den Weg.
    Mara stoppte, hielt respektvoll Abstand vom Eingang. Trotzdem wurde der Portier sofort auf sie aufmerksam. Er trug eine Uniform und hatte einen flachen Zylinder auf dem Kopf.
    »Sie können hier nicht parken!«, rief er ihr zu, kaum dass der Motor verstummt war. »Der Platz ist den Fahrzeugen unserer Gäste vorbehalten.«
    Sie ließ sich nicht beirren und tat so, als hätte sie den Mann nicht gehört. Seelenruhig bockte sie die Maschine auf und schwang ihre verspannten Glieder vom Sitz. Ihr Rücken tat weh, denn den größten Teil der 180 Kilometer hatte sie in inniger Umarmung mit dem Motorrad verbracht, ihr Gesäß am hinteren Ende des Sitzes, während Oberkörper und Kinn im Windschatten der Verkleidungsscheibe auf dem Tank gelegen hatten – und das war wörtlich zu verstehen. Ihre Arme waren während der ganzen Fahrt nach vorn gereckt gewesen, im Kampf mit dem Lenker. Und es hatte wirklich etwas von einem Kampf gehabt, denn bei Geschwindigkeiten jenseits der 180 km/h wurde jede noch so kleine Bodenwelle zur Achterbahnfahrt und zur mörderischen Tortur für die Handgelenke. Doch Mara hatte sich daran gewöhnt, ihre Hände und Arme waren stark geworden. »Bald kannst du einem Maurer die Finger zerquetschen«, hatte Anne noch vor kurzem festgestellt.
    Sie streckte sich und bog den Rücken durch, dann folgte sie dem Teppich. Normalerweise waren hier Stöckelschuhe mit Pfennigabsätzen unterwegs und keine Motorradstiefel. Im Gehen kämpfte sie mit dem Verschluss ihres Helmes.
    »Entschuldigen Sie, mein Herr!«, rief der Portier abermals von weitem. Er war höflich, sprach jedoch mit Nachdruck. »Sie müssen bitte Verständnis dafür haben, dass dieser Platz für die Fahrzeuge unserer Gäste reserviert …«
    Er verstummte, als der Motorradfahrer den Helm abnahm. Ein Griff in den Nacken brachte einen Zopf zum Vorschein, der sich bisher unter der Jacke versteckt hatte. Gepflegte, schlanke Finger lösten ein Haargummi. Dann warf der Fahrer, nein, die Fahrerin den Kopf

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