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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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rechnen, diese Leute gegen sich aufzubringen, und das wiederum würden nicht einmal die Russen riskieren, da sie im Moment Acht geben mussten und so wenig Aufsehen wie möglich erregen durften. Einen Bandenkrieg konnten sie sich nicht leisten, zumindest nicht, bis der große Coup über die Bühne war.
    Nein, hatte sie sich letzten Endes gesagt, Jo war keineswegs in Gefahr, sondern einfach nur ein Vollidiot, der seine Schwester versetzt hatte, nicht mehr und nicht weniger. Der Himmel wusste, aus welchem Grund er das Treffen in Frankfurt vorgeschlagen hatte, doch wichtig konnte es nicht gewesen sein, denn sonst hätte er gewartet. Wahrscheinlich war ihm etwas dazwischengekommen, bei dem er auf die Schnelle viel Geld verdienen konnte. Wenn die Dollarzeichen in seinen Augen leuchteten, wurde alles andere belanglos, die kleine Schwester eingeschlossen.
    Sie seufzte. »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht anfahren. Hatte viel Stress in letzter Zeit.«
    Er winkte glücklich ab. »Verstehe. Wussten Sie eigentlich, dass Stress an und für sich eine gute Sache ist? Hebt den Blutdruck und den Blutzuckerspiegel, was sowohl die Muskulatur als auch das Hirn zu höherer Leistung befähigt. Der Begriff Stress stammt übrigens aus dem Jahre 1935 und wurde von dem Mediziner Selye geprägt. Oder war es 1936?«
    Sie hörte kaum hin, sondern besah sich die neue Ordnung und nickte anerkennend. Die Akten auf ihrem und Schmitz’ Schreibtischen hatte Lohmann nicht angerührt, sodass dort immer noch ein grandioses Durcheinander herrschte. Doch alles andere, was im Büro herumgelegen hatte, war akkurat verstaut. Der Effekt war enorm.
    »Wo hast du die Regale her?«
    »Aus der Asservatenkammer.« Er grinste. »Als Sie weg waren, habe ich erst mal das Gebäude erkundet. Dabei bin ich im Keller gelandet, im Asservatenraum. Da ist vielleicht was los, sage ich Ihnen, da unten wird nämlich umgebaut. Der Asservatenraum wird vergrößert, sagte man mir.«
    »Wusste ich nicht«, gab sie freimütig zu. In der Asservatenkammer war sie seit einem halben Jahr nicht mehr gewesen.
    »Jedenfalls«, fuhr Lohmann fort, »werden für die Dauer des Umbaus sämtliche Asservate ausgelagert, keine Ahnung wohin. Und die Einrichtung fliegt ebenfalls raus, da sie komplett erneuert wird, Regale eingeschlossen.« Er machte eine umfassende Handbewegung. »Voilà. Die waren so froh, das Zeug los zu sein, dass sie mir alles freiwillig hochgeschleppt haben. Gut, was?«
    Sie rang sich ein Lächeln ab.
    »Während meines ersten Studienganges«, plapperte er begeistert weiter, »habe ich eine Zeit lang bei einer Versicherung gejobbt. Da hatten sie die gleichen Hochregale wie diese hier.«
    Mara achtete nicht mehr auf ihn und wandte sich bereits wieder zum Gehen.
    »Was ist los?«, wollte er bestürzt wissen. Er hätte sich gern noch eine halbe Stunde wegen seiner gelungenen Aufräumaktion beweihräuchern lassen, doch Frau Sturm ging bereits wieder zur Tagesordnung über.
    »Komm!«, forderte sie ihn auf. Dann blieb sie kurz stehen. »Hast du dir einen Motorradhelm besorgt?«
    »Klar.« Er griff ans Fußende des neuen Schreibtisches und förderte einen jener Wehrmachts-Stahlhelme zutage, wie sie gelegentlich von Rockern anstelle richtiger Motorradhelme benutzt wurden. Das Exemplar war schwarz und hatte einen Kinnriemen. Die Rückseite war mit einem aufwändigen Airbrush in Gestalt eines Totenkopfes verziert.
    »Passt gut zu deiner Micky Maus«, stellte sie fest. Mit schnellen Schritten strebte sie dem Aufzug entgegen. »Wo hast du das Ding her?«
    »Auch aus der Asservatenkammer«, keuchte Lohmann. Er hatte Schwierigkeiten, mit ihr Schritt zu halten. »Wie ich schon sagte, im Zuge des Umbaus wird dort unten rigoros ausgemistet. Alles, was nicht mehr gebraucht wird, fliegt auf den Müll.« Er klopfte gegen den Stahlhelm. »Der hier hat mal dem Anführer der Smiling Jawbreakers gehört.«
    Die Smiling Jawbreakers waren ein als kriminelle Vereinigung eingestufter Rockerclub.
    »Was hast du denn sonst noch von da unten mitgehen lassen?«, scherzte sie.
    Er japste. Anscheinend war sein Gehirn weitaus besser trainiert als seine Lungen. »Nichts habe ich mitgehen lassen. War nicht möglich, so viel Bedarfspolizei wie da rumgelaufen ist.«
    »Bedarfspolizei? Was soll das denn sein?«
    »Na, das sind doch die in den grünen Anzügen mit den langen Schlagstöcken und den großen Helmen. Schnittlauch. Außen grün, innen hohl und treten nur in Bündeln auf.«
    Sie gluckste. »Die heißen

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