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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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butterweichen Knien wankte sie in seine Richtung. Zu ihrer Verwirrung herrschte Hochbetrieb in der Empfangshalle, an die zwanzig Gäste belagerten die Rezeption, Koffer wurden hin- und hergeschleppt. Hinter dem Tresen hatte Klein Verstärkung bekommen durch drei weitere Rezeptionisten, die sich um die Neuzugänge kümmerten.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr – und erstarrte zur Salzsäule. Sie rieb sich die Augen, doch die Ziffernstellung blieb unverändert, es war Viertel vor eins. Verdammt, sie musste eingeschlafen sein, und das vor ziemlich genau einer halben Stunde! Demnach hatte Klein geschlagene dreißig Minuten gebraucht, um sein beschissenes Computerproblem zu lösen. Das war die Höhe!
    »So«, sagte er, als wäre erst eine Minute vergangen, »ich habe den Postordner durchgesehen. Leider keine Nachricht von Ihrem Bruder, Frau …«
    »Sind Sie sicher?« Mara versuchte, die Benommenheit abzuschütteln.
    »Natürlich bin ich sicher.« Empört wandte er sich ab. Eine Sekunde später war er bereits nicht mehr ansprechbar, da er von den neuen Gästen mit Beschlag belegt wurde.
    Mara stand da wie ein dummes Kind. Sie überlegte, ob es Sinn machte, Zeter und Mordio zu schreien, entschied sich jedoch dagegen. Jo würde nicht plötzlich auftauchen, nur weil sie sich mit dem Hotelpersonal anlegte. Verdammt, was fiel dem Blödmann ein, sie herzubestellen und dann einfach abzuhauen? Zum Teufel mit ihm! Gleiches galt für dieses Frettchen von einem Rezeptionisten, der mochte ebenfalls zum Teufel gehen, überheblicher Fatzke. Na warte!
    Verstohlen schaute sie sich nach allen Seiten um, doch in dem herrschenden Chaos nahm niemand Notiz von ihr.
    Als sie den Tresen verließ, hörte sie Herrn Klein wettern, weil er seinen dämlichen Füller nicht finden konnte. »Simone, haben Sie meinen Füllfederhalter gesehen? Meine Frau hat ihn mir zum Hochzeitstag geschenkt …«
    Unglaublich, dass dieser Gnom verheiratet sein sollte.
    Mara trat ins Freie, als André gerade mit dem Wanderfalken vorfuhr. Der junge Mann hatte sich Mühe gegeben, denn die Maschine sah aus, als wäre sie soeben frisch vom Fließband gerollt. Die schwarze Verkleidung war auf Hochglanz poliert, und das Chrom blitzte und funkelte im Sonnenlicht.
    »Heißes Gefährt«, sagte André lächelnd und überreichte ihr den Schlüssel. »Ich fahre auch Motorrad, allerdings eine fünfzehn Jahre alte Benzinpumpe.« Er lachte. »Vollgetankt ist, Ölstand und Reifendruck habe ich ebenfalls kontrolliert. Alles tipptopp.«
    Sie erwiderte das Lächeln. »Vielen Dank, André. Die Kosten übernimmt Herr Strasser. Lassen Sie die Tankfüllung und die Wäsche bitte auf seine Rechnung setzen.« Sie griff nach ihrem Portemonnaie, um seine Anstrengungen mit einem üppigen Trinkgeld zu belohnen. Dann besann sie sich anders. »Sagen Sie, sind Sie hier fest angestellt?«
    Der junge Mann winkte ab. »Gute Güte, nein. Ich studiere Maschinenbau. Das hier ist nur ein Aushilfsjob. Ist zwar nicht die Erfüllung, aber als Student ist man froh über jeden Euro, den man nebenbei verdient.«
    »Kann ich mir vorstellen«, sagte Mara. Sie wechselte abrupt das Thema. »Haben Sie oft mit Herrn Klein zu tun?«
    »Herr Klein? Der Mann von der Rezeption? Der unfreundliche Gartenzw…« Er räusperte sich und trat verlegen von einem Bein aufs andere. »Nein, mit dem habe ich so gut wie gar nichts zu tun.«
    Sie schwang sich auf den Sitz und griff in die Innentasche ihrer Jacke. »Prima, dann passt’s ja.« Sie überreichte ihm einen Gegenstand. »Das ist für Ihre Mühe. Am besten erzählen Sie niemandem davon und verkaufen ihn bei eBay.« Sie zwinkerte ihm vergnügt zu.
    Dann wurde das Helmvisier geschlossen, 337 wahnwitzige Turbo-PS röhrten. Im nächsten Augenblick waren der schwarze Falke und seine amazonenhafte Falknerin verschwunden.
    André sah ihnen hinterher. Kurz nachdem sie die Zufahrt verlassen hatten, schlugen zwei blaue Flammen aus den Endtöpfen der Maschine.
    »Heiße Braut«, murmelte er. »Heiß, aber verrückt.« Er grinste und steckte das ungewöhnlichste Trinkgeld ein, das er jemals bekommen hatte: einen goldenen Füllfederhalter.

Kapitel 14
    Zeit bis zum Beginn der Operation Schneesturm:
17:50:01
    Mara war sauer. Mara war streitlustig. Mara hatte die Rückfahrt in genau einer Stunde und sechzehn Minuten geschafft. Das war freilich rekordverdächtig, doch obendrein vollkommen überflüssig. Neue Erkenntnisse hatte die Tour jedenfalls nicht gebracht.
    Als sie ihr Büro betrat,

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