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Sturmsegel

Sturmsegel

Titel: Sturmsegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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wenn sie wieder da war!
    »Warum fragst du mich das?« Anneke runzelte die Stirn. »Ist es nicht meine Sache, mit wem ich sonntags ausgehe?« Wahrscheinlich fielen ihre Worte ein bisschen zu grob aus, denn sogleich ließ er seine Schultern hängen und trottete davon.
    »Tjorven!«, rief Anneke ihm nach, denn auch wenn sie nicht verstand, warum er sich in ihre Sonntagsspaziergänge einmischen wollte, so sah sie ein, dass sie recht heftig reagiert hatte.
    Der Junge blieb allerdings nicht stehen, sondern verschwand nach oben. Wahrscheinlich würde er sie in den kommenden Tagen links liegen lassen.
    *
    Diesmal blieben sie nicht lange in Ingmars Elternhaus, sondern gingen zur Werft. Hendrick Svensson wollte von dort noch etwas holen, und weil er bester Laune war, gestattete er Ingmar und Anneke, mitzukommen.
    »Aber dass ihr euch nicht wieder bei der Holzhalle herumtreibt!«, ermahnte er sie und verschwand im Haus der Hybertssons.
    Ingmar und Anneke hatten allerdings gar nicht vor, zu den wackligen Stämmen zu gehen. Sie strebten dem Ausrüstungskai entgegen, vor dem noch immer die Vasa in der leichten Brise schaukelte.
    Auch hier ruhte die Arbeit, jedoch hatten sich noch andere Schaulustige eingefunden. Anneke erblickte Männer in feinen Wamsen und mit Federhüten. Die Frauen an ihrer Seite waren hell gewandet. Einige von ihnen hielten Blütensträußchen in der Hand, an denen sie immer wieder schnupperten.
    Die Vasa, mittlerweile voll bemalt und größtenteils getakelt, schwankte sanft im warmen Wind, der vom Festland herüberwehte und sich mit der frischen Meeresbrise vereinte.
    »Das Schönste, was aus den Bäumen Södermannlands jemals gefertigt wurde«, sagte Ingmar, als er Annekes bewundernden Blick bemerkte.
    »Und wie sagt man das auf Schwedisch?«, fragte Anneke neckend.
    »Det är det vackraste som någonsin har byggts av Södermanlands träd.«
    Ingmar sprach so schnell, dass Anneke nicht einmal die einzelnen Worte auseinanderhalten konnte.
    »Ich habe kein Wort verstanden«, entgegnete sie.
    Daraufhin wiederholte Ingmar es langsam und nun erkannte sie ein paar Vokabeln. »In der Schenke muss ich nur wissen, was die Gäste wollen und was Gitta zu mir sagt. Von Schiffen redet dort niemand.«
    »Das ist aber schade«, meinte Ingmar lächelnd. »Gibt es denn ein schöneres Gesprächsthema als Schiffe?«
    »Ich weiß nicht …«
    »Ingmar!«, ertönte der Ruf von Hendrick Svensson hinter ihnen und brachte Anneke davon ab, ihren Satz zu beenden.
    »Das ging aber schnell«, seufzte Ingmar, denn er wäre gern noch ein wenig hiergeblieben.
    Auf dem Rückweg trafen sie noch zahlreiche Bekannte von Ingmars Vater. Diese erkundigten sich, wie es seiner Frau erginge, und wollten auch wissen, wer das Mädchen neben Ingmar sei. Dank seiner geflüsterten Übersetzung verstand Anneke, dass sie darüber spekulierten, ob sie seine Braut war. Während Ingmar das mit einem breiten Grinsen aufnahm, senkte sie verlegen den Kopf. Ihre Wangen glühten, als wäre sie zu lange in der Sonne gewesen. Hendrik Svensson erklärte dann, dass sie ein Flüchtling aus dem belagerten Stralsund sei, der in Stockholm Zuflucht gefunden hatte.
    Glücklicherweise dauerten die Gespräche nicht lange.
    Als sie sich auf den Heimweg machten, offenbarte Svensson ihnen, dass das, was er in der Werft geholt und sorgsam unter seinem Mantel verborgen hatte, ein Schiffsmodell war, das er für seine Frau gebaut hatte.
    Es handelte sich um ein kleines Abbild der Vasa. Soweit Anneke erkennen konnte, stimmte es bis hin zu den Zierornamenten mit dem Original überein.
    »Damit hat er also seine Pausen verbracht«, flüsterte Ingmar Anneke zu, während sie ein Stück weit hinter ihm das Haus betraten. »Ich dachte, er hätte etwas mit den Hybertssons zu besprechen, aber wahrscheinlich hatte er sich nur deshalb in das Haus zurückgezogen, um in Ruhe an seinem Modell zu bauen.«
    »Und warum schenkt er es ihr gerade heute? Jährt sich der Hochzeitstag wieder?«
    Ingmar lächelte verschmitzt. »Nein, diesmal nehme ich an, dass er ihr wegen des Kindes eine Freude machen will. Ihr Hochzeitstag ist erst im September.«
    »Wie lange wird es denn noch dauern, bis das Kind kommt?«
    »Der Doktor meinte, es müsste bald so weit sein. Ich glaube, mein Vater möchte meine Mutter dazu bringen, das Kind bald zu bekommen.«
    »Aber das kann doch die Frau nicht beeinflussen!«, gab Anneke verwundert zurück. So viel wusste sie immerhin, dass der Zeitpunkt allein von Gottes Wille

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