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Sturmsegel

Sturmsegel

Titel: Sturmsegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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bestimmt wurde.
    »Das weiß Vater auch, aber dennoch will er es sich nicht nehmen lassen, Mutter bereits heute die Vasa zu schenken. Wo sie doch bald schon auslaufen wird.«
    In der Stube angekommen umarmte Hendrick Svensson seine Frau und überreichte ihr schließlich das Schiff. Sie strahlte ihn überglücklich an.
    Anneke stellte fest, dass die Liebe Gesichter leuchten ließ und auch in der Lage war, das Alter der Liebenden vergessen zu machen.
    Würde sie nach ihrer Hochzeit auch so strahlen? Würde sie je heiraten?
    Ihr Blick wanderte zu Ingmar. Würde er sie nach zwanzig Jahren auch noch immer so ansehen, wie seine Eltern einander in diesem Augenblick?
    Dieser Gedanke ließ sie erröten, löste aber gleichzeitig ein erwartungsvolles Kribbeln in ihrem Bauch aus, das ihr schließlich ein breites Lächeln entlockte.
    *
    An diesem Abend war sie pünktlich in der Schenke zurück. Der Geruch des gebratenen Kapauns haftete noch immer an ihr und der Gedanke an seinen köstlichen Geschmack ließ sie lächeln, während sie die Treppe zum Dachboden erklomm.
    Rasch entledigte sie sich ihres Kleides und warf das braune wieder über. Kaum hatte sie die Bänder des Mieders zugezogen, hörte sie ein lautes Stöhnen.
    Ist Magnus jetzt bei Gitta?, fragte sie sich, doch dann vernahm sie das Geräusch erneut und es klang nicht so, als würde es der Magd gut gehen.
    Augenblicklich verließ Anneke ihre Kammer und lief den Gang entlang. Das Stöhnen ertönte noch immer. Und es war nur eine einzige Stimme. Das Mädchen klopfte vorsichtshalber dennoch und öffnete die Tür.
    Gitta lag auf ihrem Bett. Sie war bleich und der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Ein wenig erinnerte sie das Mädchen an seine Mutter, wenngleich sie keineswegs so zerbrechlich aussah.
    »Was ist dir?«, fragte Anneke, als sie an ihr Bett trat.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete die Magd zähneklappernd. »Ich wollte in die Küche gehen, da wurde mir plötzlich schwindelig. Ich hatte Mühe, nicht die Treppe runterzufallen.«
    Anneke hatte plötzlich Nettels Aufschrei von Pest und Verderben wieder in den Ohren, als sie den Rattenkönig gesehen hatte. War etwa die Pest in Stockholm eingekehrt? Sie hatte gehört, dass sich diese Krankheit mit Schwäche und Schweißausbrüchen ankündigte.
    Bevor sie allerdings wegen der Ansteckungsgefahr zurückweichen konnte, griff auch schon Gittas Hand nach ihr. Dafür, dass sie sich schwach fühlte, hatte sie noch ziemlich viel Kraft.
    »Sag Magnus Bescheid.«
    »Er ist nicht im Haus?«
    »Nein, er geht mit seiner Frau durch die Stadt. Aber wenn er zurückkommt, sag ihm Bescheid.«
    »Soll ich nicht lieber nach einem Medikus schicken?«
    »Nein, sag nur Magnus Bescheid. Und verrichte meine Arbeit mit.«
    Anneke fand das ein wenig seltsam, aber sie nickte.
    »Soll ich dir irgendwas bringen?«
    »Ein bisschen Wasser vielleicht. Mehr brauche ich nicht.«
    Damit ließ Gitta sie wieder los.
    Anneke verließ die Kammer. Der Gedanke an die Pest ließ sie nicht los. Was, wenn sie auch erkrankte? Wenn sie ihren Vater und Marte nie wiedersehen konnte? Wenn sie nie erfahren würde, wie es ist, geküsst zu werden, so wie Sanne ihren Soldaten geküsst hatte.
    Als sie die Haustür gehen hörte, stürmte sie nach unten. Es waren tatsächlich Magnus und seine Frau. Inga trug einen kostbar aussehenden Mantel und blickte sie aus ihren großen blauen Augen verwundert an.
    »Mädchen, was rennst du so, als hätte dich eine Wespe gestochen?«, fragte der Wirt, während er seinen Umhang ablegte. Zum ersten Mal fiel Anneke auf, dass sein Wams über dem dicken Bauch aufklaffte und sie fragte sich, ob er noch mehr Gewicht zugelegt hatte. Rasch schob sie diesen Gedanken beiseite und rief: »Gitta ist krank. Sie liegt auf ihrem Lager und bat mich, Euch Bescheid zu geben.«
    Kaum hatte sie das gesagt, stürzte Magnus auch schon los. Inga blieb zurück.
    Irrte sich Anneke oder sah sie ein leises Lächeln auf deren Gesicht?
    Verlegen krallte sie ihre Hände in die Schürze, und weil sie nicht wusste, was sie zur Hausherrin sagen sollte, wandte sie sich um und verschwand in der Küche. Später hörte sie, wie Inga die Tür schloss und in ihre Kammer ging, so leise, als würden Mäuse die Treppe hinaufschleichen.
    *
    Am Abend musste Anneke allein in der Schankstube arbeiten. Gitta blieb auf ihrer Kammer, denn sie konnte keinen Fuß vor den anderen setzen. Magnus wirkte besorgt, aber die Arbeit erlaubte es ihm nicht, nach ihr zu sehen.
    Nachdem er kurz mit

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