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Sturmsegel

Sturmsegel

Titel: Sturmsegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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würde, aber das war nicht der Fall. Auch sie schwieg, in Gedanken versunken.
    Als Anneke und Gitta wie immer beim Schrubben der Töpfe waren, hämmerte plötzlich jemand an die Schenkentür.
    Der Gedanke, dass es Soldaten sein könnten, die Inga abholen wollten, durchzuckte Anneke. Augenblicklich erstarrte sie.
    »Na, geh schon hin und sieh nach, was los ist!«, sagte Gitta, die offensichtlich keine Lust hatte, zur Tür zu gehen.
    Anneke wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und bemerkte, dass sie zitterten.
    Während sie zur Tür ging, krampfte sich ihr Magen zusammen. Was sollte sie tun, wenn es wirklich Soldaten waren? Inga verleugnen? Sie konnte nicht zulassen, dass sie sie ins Gefängnis warfen!
    Sie drehte den Schlüssel im Schloss herum, schob den Riegel zurück und öffnete die Tür.
    Anstelle von Uniformen erblickte sie das gehetzt wirkende Gesicht von Ingmar. Er keuchte, als sei er den ganzen Weg vom Norrmalm bis hierher gerannt.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie und die Furcht, dass jemand seinem Vater etwas angetan hatte, ließ ihre Knie noch mehr zittern.
    »Mein Vater und ich müssen fort aus Stockholm«, erklärte Ingmar atemlos. Offenbar war er wie von Sinnen über die Norduferbrücke gerannt. »Er ist gerade eben von der Untersuchungskommission zurückgekehrt. Den verantwortlichen Schiffsbauern drohen Kerker oder Galgen, sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten. Hier sind wir nicht mehr sicher.«
    Anneke sah ihn erschrocken an, schnappte nach Luft und schlug eine Hand vor den Mund. Offenbar dachte auch die Obrigkeit genauso wie die Leute auf dem Gottesacker und in der Schenke.
    »Was hat man ihm denn bei der Untersuchung gesagt?«
    »Der Kapitän und seine Mannschaft konnten nachweisen, dass sie nicht die Schuldigen waren. Segelmeister Matsson soll behauptet haben, dass das Schiff schon bei gutem Wetter nicht richtig auf dem Kiel gelegen habe. Jetzt geht es uns an den Kragen.«
    »Aber ihr habt euch nichts vorzuwerfen, du und dein Vater«, gab Anneke zurück.
    »Das stimmt, aber wissen das die Herren Richter? Immerhin hat Matsson dem Reichsadmiral auch von dem Krängungsversuch erzählt.«
    »Krängungsversuch?«
    Ingmar nickte. »Ja, es wurde ein Versuch durchgeführt, um zu sehen, wie sich die Vasa im Wasser verhält. Dreißig Männer sind hin und her gelaufen und dabei hat sich das Schiff schon ohne Aufbauten so stark geneigt, dass Admiral Flemming den Versuch abbrechen musste, damit das Schiff nicht kentert. Der Baumeister dachte damals noch, dass sich die Topplastigkeit mit der Aufnahme des Ballastes geben würde. Aber wie man gesehen hat, war das nicht der Fall.«
    Ingmar atmete tief durch und fasste Anneke dann bei den Schultern.
    »Morgen ganz früh werden wir aus Stockholm abreisen.«
    Diese Worte trafen das Mädchen wie ein Schlag. Nach so wenigen Momenten des Glücks sollte sie Ingmar verlieren? »Wohin wollt ihr denn gehen?«
    »Nach Dänemark. Vater hat einen Kapitän gefunden, der uns mitnehmen würde. Bedingung ist nur, dass wir morgen zwischen der vierten und fünften Stunde an Bord gehen.«
    »Und was ist mit eurem Haus und allen anderen Sachen?«
    »Das Haus gehört uns weiterhin, aber sonst müssen wir fast alles zurücklassen.« Ingmar zuckte mit den Schultern, als würde ihn das nicht berühren.
    Anneke dachte an die Schiffsmodelle und fragte sich, wie schwer es seinem Vater wohl fiel, sich davon zu trennen.
    »Aber wir gehen nur so lange fort, bis sich die Wogen geglättet haben«, fügte der Junge hinzu. »Und sollten sie das nicht tun, werden wir das Haus eben verkaufen.«
    Anneke schüttelte ungläubig den Kopf. Sie war sicher, dass sich die Wogen nicht so schnell glätten würden. Zu viele Menschen hatten ihr Leben verloren. Eher würde die Belagerung in Stralsund aufhören!
    Das bedeutete nichts anderes, als dass sie ihn nie wiedersehen würde. Dieser Gedanke trieb ihr die Tränen in die Augen.
    »Was ist, kommst du mit mir oder willst du bei Magnus bleiben?«, fragte Ingmar nun.
    »Ich soll mit euch?«
    »Wenn du es willst. Ich habe meinen Vater davon überzeugen können, dich mitzunehmen. Doch du musst zu der bestimmten Zeit am Hafen sein.«
    Anneke konnte ihr Glück nicht fassen. Sie würde zwar nicht nach Stralsund zurückkommen, aber dafür der bedrückenden Umgebung dieser Schenke entfliehen können. Nach Dänemark kamen Neuigkeiten aus Deutschland sicher schneller. Und vielleicht hatte sie die Möglichkeit, ihrem Vater einen Brief zu senden.
    »Natürlich

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