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Sturmsommer

Sturmsommer

Titel: Sturmsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Botengeschichte aus dem alten Griechenland. Manchmal ist er schwer zu ertragen.
    »Toni. Bitte. Bitte!« Er gibt sich geschlagen. Ich höre, wie er das Papier auseinanderfaltet. Hinsehen kann ich nicht. Ich starre auf den Boden, auf die Staubflusen und meine Schuhe, die auch schon bessere Tage gesehen haben.
    »Okay - also: Es ist keine Eins und auch keine Zwei …«
    »Toni! Jetzt sag schon!« Ich merke, dass ich mir selbst die Daumen drücke und dabei fast die Hand abquetsche.
    »Es ist aber auch keine Drei, keine Vier und auch …«
    »O nein - nein! Nein! Schei-ße!ü«, brülle ich und trete den Schubkarren um. »Verdammter Mist!« Ich haue mit der Faust gegen die Wand. Etwas Putz bröckelt ab. Ich hab’s vermasselt. Ich hab’s nicht geschafft. Ich fahr da abends noch zu Tanja und trotzdem … das kann doch nicht sein - das ist ein Fluch!
    »Tom … Tom! Bitte! Das war doch ein Witz!«, fleht Toni, der sich in die letzte Ecke des Schuppens verzogen hat, möglichst weit weg von mir.
    »Es ist eine Drei minus. Eine Drei minus! Beruhig dich!«
    Eine Drei? Macht er wieder einen Witz? Hat das was mit den griechischen Boten zu tun, oder was? Hat er vielleicht nur Angst, mir die Wahrheit zu sagen?
    Ich reiß ihm die Arbeit aus der Hand. Er quiekt kurz, als hätte ich ihn schlagen wollen. Aber es stimmt. Da steht es, groß und deutlich. Eine Drei und ein Minus. Eine Drei minus.
    »Nie, nie wieder übernehme ich das für dich«, keucht Toni. »Nie wieder.«
    »Du verdammter, blöder Idiot«, sage ich und muss plötzlich lachen. Aber Strafe muss sein. Ehe er gucken kann, hab ich ihn auf den Boden gezogen und drehe ihm seine Arme auf den Rücken. »Komm, wehr dich.« Es ist das alte Spiel, wir tun so, als würden wir uns schrecklich prügeln und lachen uns tot dabei. Nach drei Minuten kann ich nicht mehr. Wir liegen schwer atmend auf dem Rücken und starren an die Decke. Gleißende Sonnenstrahlen brechen durch die Ritzen in den Holzbalken und bringen den Staub zum Tanzen.
    »Wir gehen reiten. Wir machen Wanderreitferien. Mann, ist das geil.« Ich muss es immer wieder sagen, sonst glaube ich es nicht. Zwischendurch werfe ich einen Blick auf die Arbeit. Das ist doch nicht nur ein schöner Traum, oder?
    »Das wird ein Albtraum«, sagt Toni düster. »Damit du es weißt: Ich gehe nur wegen euch mit. Nicht wegen der Pferde. Und schon gar nicht wegen der stinkenden Pferdeäpfel.«
    »Toni… Wir bringen dir das schon noch bei mit dem Reiten.«
    »Aber heute nicht«, sagt er.
    »Nein, heute nicht«, bekräftige ich. Heute werde ich gar nichts machen. Heute werde ich nur an die Zukunft denken. Denn auf einmal gibt es wieder eine. Zwei Wochen auf dem Pferd. Berge. Wiesen. Freunde. Alles.

 
    ZUKUNftSPLäNE
    »Mama … Mama, ich krieg keine Luft mehr!« Endlich lässt sie los. Ich muss niesen. Sie hat mich so heftig umarmt, dass meine Nase zu lange in ihren frisch frisierten Haaren klebte. Das Haarspray kitzelt furchtbar.
    »Du hast es geschafft«, sagt sie stolz und schaut mich glücklich an. Dann erstarrt ihr Lächeln.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Das bedeutet auch, dass du zwei Wochen lang dein Leben riskierst.«
    »Ach Mama.« Sie hat schon wieder Angst. »Ihr müsst mich unbedingt ganz schnell anmelden, ganz schnell.« Ich bin richtig zappelig.
    »Das haben wir doch schon, Schatz.« Mama lädt mir Spaghetti auf den Teller. Papa isst mal wieder in der Praxis. Lissi müsste allerdings jeden Moment kommen.
    »Wie - das habt ihr schon? Soll das heißen, dass ich …?«
    »Wir hätten dich immer noch abmelden können«, sagt Mama hastig. »Weißt du, wo Lissi ist?«, lenkt sie ab. So langsam keimt in mir der Verdacht auf, dass die ganze Panik gar nicht nötig war. Dass sie mich auch so hätten mitfahren lassen. Aber Mama hat ihre undurchdringlichste Miene aufgesetzt. Meine fragenden Blicke ignoriert sie konsequent.
    Ich höre Papas Auto vorfahren und dann seine und Lissis Stimme. Papa? Papa isst also doch mit uns?
    »Was machst du denn hier?«, fragen Mama und ich ihn gleichzeitig, als die beiden zu uns auf die Terrasse kommen.
    »Es gibt was zu besprechen«, sagt Lissi und setzt sich an den Tisch.
    »Ich konnte sie nicht davon abhalten«, meint Papa und zuckt mit den Schultern. »Muss wohl was Wichtiges sein.«
    »Es ist wichtig«, bekräftigt Lissi. »Und es kann nicht warten.«
    »Ich hab in Mathe ‘ne Drei«, flüstere ich Papa strahlend zu.
    »Das heißt, du gehst tatsächlich Wanderreiten?« Jetzt strahlt er ebenfalls. Als

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