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Sturmsommer

Sturmsommer

Titel: Sturmsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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da?«, unterbreche ich sie. Daran hatte ich gar nicht gedacht!
    »Nein, heute nicht, aber…« Sie guckt mich ganz seltsam an. Traut sie mir denn nicht zu, Reitunterricht zu geben?
    »Was ist denn?«
    »Dörte!«, brüllt es auf einmal aus den gegenüberliegenden Boxen. Unverkennbar mein Reitlehrer. Und unverkennbar genervt. Sie lässt alles stehen und liegen und flitzt rüber.
    Meteor steht in der Box und frisst.
    »Na, Dicker?« frage ich. Sofort dreht er sich um und schaut mich mit seinen tief liegenden Augen an. Nur an den Augen erkennt man sein Alter. Sie sind so sanft und weise.
    »Du musst gleich was arbeiten, hörst du?« Er bewegt seine Ohren zu mir. Ich öffne die Boxentür und lege ihm das Halfter über. Wie immer lässt er es anstandslos über sich ergehen. Meteor wird die Lösung unseres Problems sein. Ich weiß es genau.

 
    DER LETZTE somm ER
    »Okay, noch eine Runde, dann kannst du aufmarschieren und absteigen«, rufe ich und pariere Damos in den Schritt über. »Lass die Zügel ruhig lang!« Tonis Gesicht ist puterrot unter der Reitkappe, zu der ich ihn bei unserer ersten Meteor-Stunde überredet habe. Sicher ist sicher.
    Er hat sich mit Händen und Füßen gewehrt, nachdem er sein Spiegelbild im Spind erblickt hat. »Ich sehe aus, als hätte ich einen Wok auf dem Kopf«, krähte er. »So sieht auch Ludger Beerbaum aus, wenn er reitet«, habe ich versucht, ihn zu beruhigen. Doch ich hätte mir denken können, dass er nicht weiß, wer Ludger Beerbaum ist.
    Aber dann fügte er sich und schaffte es nach viel Geschrei auch, den geduldigen Meteor zu besteigen. Nun hat er schon die dritte Stunde hinter sich und ich sehe einen Silberstreifen am Horizont. Ich bin fast heiser vom vielen Reden und Rufen in der vergangenen Woche, aber es hat sich gelohnt. Diese Stunde war sogar ein leichter Trab ohne Longe drin, obwohl der bei Toni aussieht, als würde ihn jemand im Takt in den Hintern stechen, so hart schnellt er aus dem Sattel hoch.
    »Mann, in meinen Stiefeln kannst du Suppe kochen«, seufzt er. Beim Absteigen muss ich ihm schon kaum mehr helfen. Als er auf dem Boden aufkommt, zuckt er vor Schmerz kurz zusammen. »Aaaaah«, macht er leise und reibt sich die Oberschenkel. Er trägt tatsächlich Lissis abgelegte Reithosen und Papas alte Stiefel.
    »Was grinst du so blöd?«, fragt er.
    »Nix. Schon gut. Kannst gehen. Verschwinde.«
    »Okay!« Staksend bewegt er sich zum Halleneingang. Wenn ich ihn jetzt noch die Hufe auskratzen lasse, schimpft er nur wieder. »Bis morgen, Cowboy!« Weg ist er.
    Nach acht ausgekratzten Hufen rinnt auch mir der Schweiß vom Gesicht. Schwer atmend richte ich mich auf.
    »Na?« Markus steht vor mir und sofort nehme ich die Schultern zurück. Er sieht es immer, wenn ich mich irgendwie hängen lasse. Und ich habe Respekt vor ihm. »War das die Lösung?«
    »Ja, er hat das wieder super gemacht«, sage ich und streiche Meteor über seine Stirn. »Die beiden werden noch ein Dream-Team.«
    »Aber, Tom - nicht, dass ihr euch zu sehr an ihn gewöhnt.«
    »Warum zu sehr gewöhnt? Ja, ich weiß, dass Tanja ihn reitet, ich werde ihn ihr schon nicht wegnehmen, ich hab ja Damos.« Was schaut er so ernst? War es nicht in Ordnung, dass ich Meteor genommen habe? Ich hab’s doch nur dann gemacht, wenn Tanja sowieso nicht ihren Stalltag hatte.
    »Nein, nein, so meine ich das nicht.« Er tritt von einem Fuß auf den anderen. »Nur - also - ein Drama reicht mir, und das werde ich morgen hier haben, und ich weiß, dass du ihn auch magst, und Toni wird es nicht anders gehen, wenn er ihn öfter reitet, und …«
    Er seufzt und legt Meteor sanft die Hand auf den Hals. So kenne ich ihn gar nicht. Ich glaube, ich habe ihn noch nie mit einem Pferd schmusen sehen. Mir kommt ein ganz blöder Verdacht.
    »Nein«, sage ich und merke, dass mir die Hitze in die Wangen schießt. »Er soll in einen anderen Stall?«
    Markus seufzt noch schwerer.
    »Thomas. Meteor wird zweiundzwanzig. Er kann keine Turniere mehr bestreiten. Er kann aber auch kein Schulpferd werden. Und Marlies hat gestern ein neues Springpferd gekauft, das hier stehen soll. So ein Pferd ist ein Kostenfaktor und …«
    »Und? Und was?« Ich würde Meteor am liebsten die Ohren zuhalten. Ein Kostenfaktor! Er muss doch spüren, was hier geredet wird. Ein Pferd ist doch mehr als ein Kostenfaktor!
    »Es ist sein letzter Sommer«, sagt Markus mit fester Stimme.
    Sein letzter Sommer. Ich weiß, was das bedeutet, aber ich will es nicht glauben. Meteor senkt

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