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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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eine
Begleitung gehabt hätte. Der hilfsbereite Tankstellenpächter erfüllte auch
Lüders Wunsch, die Aufzeichnungen zum zweiten bekannten Zeitpunkt aufzurufen.
    »Halt!«, rief Lüder, als die Szene ablief. »Können Sie
bitte einmal auf Großeinstellung gehen?«
    Der Mann stellte das Bild ein.
    »Nein«, korrigierte ihn Lüder. »Ich würde gern sehen,
wer auf dem Beifahrersitz hockt.«
    »Eine Frau«, stellte der Tankstellenpächter fest und
probierte verschiedene Einstellungen, bis sie ein relativ klares Foto sehen
konnten. Die Frau im Auto ähnelte der Beschreibung, die Lüder vom Inhaber des
Fischimbisses in Eckernförde erhalten hatte. Auf Lüders Bitte hin druckte der
Tankstellenpächter das Bild aus. »Die habe ich schon ein paar Mal gesehen«,
sagte er mehr zu sich selbst.
    »Immer in Begleitung des Mannes?«
    »Nein. Ich glaube, die war auch so bei uns. Man kann
nicht alles im Kopf behalten, aber im Laufe der Jahre bekommt man Routine und
merkt sich Gesichter und die dazugehörigen Fahrzeuge.« Er überlegte eine Weile.
Lüder ließ ihm Zeit. »Ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Das müsste ein Golf
sein. Ein schwarzer, mit Münchener Kennzeichen.« Er sah Lüder an und zeigte den
Anflug eines Lächelns. »Vermute ich richtig, dass Sie das entsprechende Bild
jetzt auch sehen möchten?«
    Lüder nickte. »Das könnte eine Weile dauern«, sagte
der hilfsbereite Mann, rief zu Hause an und kündigte eine unbestimmte
Verspätung an. Dann besorgte er zwei Pappbecher Kaffee aus dem Bistro und
begann mit der Suche.
    Es war ein Geduldsspiel. Sie waren etwa zwei Stunden
damit beschäftigt gewesen, angestrengt auf den Bildschirm zu schauen, den
Schnelldurchgang immer dann zu bremsen, wenn ein Golf auftauchte, und noch
genauer hinzusehen, wenn eine Frau am Steuer saß.
    »Da«, sagte der Tankstellenpächter plötzlich aufgeregt
und tippte auf den Bildschirm. Die Mühe hatte sich gelohnt. Es gab gestochen
scharfe Bilder von der Frau. Lüder ließ sich das hintere Autokennzeichen in
Großaufnahme zeigen und fand seine Vermutung bestätigt. Links neben dem Schild
klebte senkrecht ein Etikett mit einem Strichcode.
    »Ein Leihwagen«, sagte Lüder. »Und ich weiß, von
welchem Anbieter.«
    Er notierte sich das Kennzeichen. Die Frau an
Havensteins Seite schien in Oldenburg oder der näheren Umgebung zu wohnen. Und
sie fuhr einen Leihwagen.
    »Wie zahlen die meisten Kunden?«, fragte Lüder.
    »Mit Karte«, erwiderte der Tankstellenpächter. Er
erriet er offenbar Lüders Gedanken und sah auf die Uhr. »Der Abend ist ohnehin
versaut.« Dann stieß er einen Seufzer aus. »Sehen wir uns die Buchhaltung an.«
    Anhand der Tankdaten fanden sie schnell die Zahlungsbelege.
Die Frau hatte mit einer VISA -Karte
bezahlt. Aus den Unterlagen war nicht nur die Kartenummer, sondern auch der
Herausgeber ersichtlich. Mit diesen Daten und der Information des
Autoverleihers sollte es möglich sein, die Identität der Frau zu lüften.
    Für den ersten Tag war es ein ansprechendes Ergebnis,
stellte Lüder zufrieden fest und machte sich auf den Heimweg nach Kiel.

ZWEI
    Lüder hatte eine unruhige Nacht verbracht. Immer
wieder war er aufgewacht und hatte an den neuen Fall denken müssen. Erst gegen
Morgen hatte ihn die Müdigkeit übermannt, und er war in einen tiefen Schlaf
gefallen, aus dem ihn das schrille Zirpen des Weckers unsanft aufschreckte.
    Margit war schon wach. Sie musste unbemerkt von Lüder
aufgestanden sein und bereitete den Tag vor. Lüder bewunderte jedes Mal aufs
Neue, mit welcher stoischen Ruhe sie die vielfältigen Aufgaben um Haushalt,
Schule und Partnerschaft meisterte. Die drei Großen waren in einem Alter, das
alles andere als pflegeleicht war. Und Margit und Lüder wurde oft genug
bewusst, dass ihre Kinder in der Schule nicht durch exklusive Genialität
glänzten, sondern zusätzlich zum Familienalltag dieses oder jenes Problem mit
nach Hause brachten.
    Am Frühstückstisch in der geräumigen Küche herrschte
lebhaftes Treiben. Thorolf, der Fünfzehnjährige, wollte sich nicht setzen. Dazu
reichte ihm die Zeit nicht. Viveka stritt sich mit Jonas, weil das Enfant
terrible der Familie sich mit seinen Schulsachen zu sehr auf dem Tisch
ausgebreitet hatte.
    »Kannst du Blödi deine Schularbeiten nicht am
Nachmittag machen?«, schimpfte Viveka.
    »Nö«, entgegnete Jonas, biss von seinem Brötchen ab
und schmierte mit dem Daumen einen Marmeladenklecks auf seinem Schulheft breit.
»Ich brauch das doch am Vormittag.«
    »Ich

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