Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
dabei, Beweismaterial zu sichern. Aber ihr könnt euch gerne morgen selbst ein Bild von den beiden Labors machen. Ich schicke dir noch eine SMS mit den Adressen, Anyan. Es gibt auch ein paar weitere Spuren, denen wir derzeit noch nachgehen. Ich will mich jetzt nicht im Detail dazu äußern« – dabei schielte Cap zu Ryu hinüber – »aber eine sieht ziemlich vielversprechend aus. Wir wollen ein Labor finden, das noch in Betrieb ist, nicht nur, um die Versuchspersonen dort zu befreien, sondern auch weil wir unbedingt ein paar Leute vom Personal zu fassen kriegen wollen.«
Als sie den letzten Satz sagte, wurde ihr Lächeln geradezu raubtierhaft, und ich erschauderte. Abgesehen von ihrer Größe und offensichtlichen Stärke hatte sich Capitola bis zu diesem Moment so warmherzig und kuschelig wie ein Teddybär gezeigt. Jetzt erkannte ich auch ihre Courage, und das flößte mir wieder ehrfurchtsvollen Respekt vor ihr ein.
Ich fragte mich, ob es wohl sehr unangebracht wäre, einen Capitola-Fanclub zu eröffnen.
Gerade als Anyan zu einer Frage an Capitola ansetzte, ertönte ein lauter Schlag aus dem Laborraum. Plötzlich flog Shar durch die Tür herein – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Sie prallte gegen die Wand auf der anderen Seite, und obwohl ihre Schilde die Wucht des Aufpralls weitgehend abfederten, sank sie dennoch mit einem hörbaren Stöhnen zu Boden.
Capitola schüttelte den Kopf, während die Elbe ein paarmal nach Luft schnappte. Schließlich schielte Shar zu uns herüber. Sie zwinkerte Ryu verschmitzt zu, was dieser reflexartig auf seine Weise erwiderte, und schenkte Cap dann ein süßliches Lächeln.
»Scheiße, diesmal bringe ich sie wirklich um, Cappie. Ist mir egal, was du sagst. Ich bringe sie um. Aber erst rasiere ich ihr noch die Augenbrauen ab …«
Die fragliche »Sie« kam gerade in diesem Moment durch die Tür hereingeschlendert. Muh wirkte elegant und unbeteiligt, auch wenn ich sah, dass ihre Mundwinkel zuckten, als sie Shar noch immer am Boden an die Wand gelehnt vorfand.
»Capitola, du hast mich doch beauftragt, den Müll rauszuschaffen«, sagte sie mit ihrer kühlen Alfar-Stimme, während Shar vor Wut beinahe platzte.
Capitola ließ entnervt den Kopf hängen; sie musste sich sichtlich zusammennehmen, um nicht die Geduld zu verlieren. »Meine Güte, könnt ihr mal für fünf Sekunden aufhören euch zu streiten? Also bitte.«
» Ich kann aufhören, mich zu streiten«, sagte Shar und stand auf. »Wenn ich die richtige Motivation bekomme.« Sie warf einen langen, lasziven Blick auf mich, dann auf Ryu und schließlich auf den Barghest.
»Kann ich dich auch Onkel Anyan nennen?«, fragte die Halblingselbe und machte eine Geste, die den Anschein erwecken sollte, sie wische sich bloß den Schmutz ab, aber in Wahrheit befummelte sie sich selbst.
Anyan lachte. »Nein. Sorry, Shar.«
»Mist.« Damit schritt sie hinüber zu Muh, die sie wenige Augenblicke zuvor noch umbringen wollte, und legte liebevoll den Arm um sie.
»Komm, Muhkuh. Du bekommst den Wasserschlauch und ich die Bleiche. Julian, hilfst du uns?«
Erst jetzt bemerkte ich, dass Julian uns wieder einmal unauffällig von der Tür aus beobachtete. Langsam bekam ich das Gefühl, wir sollten ihm ein Glöckchen umhängen, um immer zu wissen, wo er sich aufhielt.
Er nickte mit dem freundlichen Lächeln, das ich so an ihm mochte, als Shar ihm den Arm um die Taille legte und ihn durch die Tür zurück ins Labor zog. Er schielte zu ihr hinunter, und sein Gesicht strahlte, als wäre er soeben auf die Geburtstagsparty des coolsten Mädchens der Schule eingeladen worden.
Muh folgte den beiden. Ihr gleichmütiges Alfar-Gesicht verriet bloß eine Spur von Freude, als sie Shar zusammen mit ihrem neuen Halblingsfreund sah. Als sie verschwunden waren, schüttelte Capitola den Kopf und lächelte entschuldigend.
»Ich liebe sie, aber sie sind wirklich vollkommen verrückt. Entschuldigt den kleinen Zwischenfall«, sagte sie, warf einen Blick auf ihre Uhr und erhob sich. »Es ist schon fast halb vier. Ihr solltet euch ein wenig ausruhen. Die anderen Labors könnt ihr morgen noch unter die Lupe nehmen. Und Anyan, dich, Julian und Jane sehe ich ja dann morgen Abend, so um acht?«
Wir standen alle auf, als Anyan nickte. Ryu grummelte in sich hinein, und ich winkte Capitola zum Abschied zu. Sie umarmte Anyan herzlich, und ich beobachtete den entspannten Umgang, den die beiden miteinander hatten, nicht ohne Neid. Dann kam Capitola plötzlich zu
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