Sturmwarnung
einem schrecklichen
Ereignis ausgelöscht wurde und von ihr nur noch ihre mächtigsten Werke
zurückgeblieben sind?
Wenn das aber
zutrifft, warum sind dann die rätselhaften Anlagen stilistisch derart
heterogen? Nun, äußerlich gibt es in der Tat gewaltige Unterschiede, und ihnen
ist nur ein Merkmal gemeinsam: Es sind gigantische Bauwerke, errichtet von
fantastischen Ingenieuren, und wir wissen weder, wer ihre Schöpfer waren, noch,
wie sie vorgegangen sind.
Wenn die
Wissenschaft die Vorstellung verwirft, dass diese Monumente älter sind als
bisher angenommen, unterstellt sie im Grunde, die Menschheit sei in ihrer
Evolution noch nicht weit genug gewesen, um zwei voneinander unabhängige, hoch
entwickelte Zivilisationen hervorzubringen. Doch inzwischen hat man
überraschende Erkenntnisse gewonnen, die einen grundlegenden Wandel in der
bisherigen Sichtweise herbeiführen könnten.
Bislang hat
man das Alter der frühesten Spuren, die Sprache als Kommunikationsmittel
vermuten lassen, auf etwa 40 000 Jahre geschätzt und sie als Zeugnisse aus
einer Zeit gewertet, in der Betätigungen wie Höhlenmalerei und der Handel mit
Kunstwerken aus Stein ihren Anfang nahmen. Die Entwicklung eines Halses, der
lang genug ist, um komplexes Sprechen zu ermöglichen, scheint demzufolge vor
weniger als 100000 Jahren vor sich gegangen zu sein. Ferner hat man vermutet,
dass jede Kultur eine vielschichtige Sprache erfordert, so wie ja auch eine
Zivilisation ohne die Schrift nicht denkbar wäre.
Doch jetzt
liegen Beweise vor, dass wir viel, viel früher Sprache – vor bis zu 400000
Jahren – und sogar noch davor technische Fähigkeiten entwickelt haben.
1998
veröffentlichten Wissenschaftler von der Duke University ihre Entdeckung, dass
Hominide, die vor 100000 Jahren lebten, bereits körperlich so ausgestattet
waren, dass sie in der Lage waren, Sprache zu entwickeln. Bisher hatte man
vermutet, dass nicht einmal die Neandertaler sprechen konnten und Sprache
überhaupt erst sehr viel später aufgekommen war, dass sie das Merkmal gewesen
war, das die Überlegenheit des Cromagnon-Menschen seinen Vorfahren gegenüber
ausgemacht habe.
Die Fähigkeit
zu sprechen und das Vermögen, lange Wörter schnell genug von sich zu geben, um
einen diffizilen Zusammenhang darzustellen, sind jedoch zwei grundverschiedene
Dinge. Babys stoßen einfache Laute aus, weil der menschliche Kehlkopf in diesem
Alter noch tief unten in der Kehle liegt. Erst während des Heranwachsens steigt
er langsam nach oben.
Die Sprache
der Hominiden war einfach; vermutlich bestand sie aus Wörtern, wie sie heutige
Zwei- bis Dreijährige bilden können. Neue linguistische Studien bestätigen
diese Annahme. Ferner geht daraus hervor, dass die ältesten menschlichen Worte
um die Vokale E und O gebildet wurden, die auch heutige Babys als erste lernen.
Trotzdem müssen die Hominiden zu einer Art Sprache fähig gewesen sein, denn sie
vollbrachten Leistungen, die ohne Kommunikation nicht denkbar sind.
Eine Gruppe
von Forschern an der University of New England in Australien hat schlüssige
Beweise dafür entdeckt, dass einer unserer Vorfahren, der so genannte Homo
erectus, den wir kaum intelligenter als einen Affen eingeschätzt haben,
bereits Fahrten auf dem Meer unternommen hat – also außerhalb der Sichtweite
der Küstenlinie – und das vor beinahe einer Million Jahren. Ohne die eine oder
andere Form von Sprache hätte er den Bootsbau und die Navigation nie
bewerkstelligen können.
Den Schluss,
dass schon in der Vorzeit Fahrten über das offene Meer stattfanden, ermöglichte
den Wissenschaftlern der Fund von Steinwerkzeugen auf der indonesischen Insel
Flores. Diese waren unter 800000 Jahre alter Vulkanasche begraben gewesen. Die
in der Nähe dieser Werkzeuge versteinerten Pflanzen und Tiere stammen aus
derselben Zeit.
Um von Java,
wo der Homo erectus lebte, nach Flores zu gelangen, musste man drei
Meerengen zwischen drei Inseln überqueren. Jede davon war etwa 25 Kilometer
breit. Der Homo erectus wagte sich also nicht nur auf das offene Meer
hinaus, sondern gründete auf Flores auch eine Siedlung. Das bedeutet, dass
Dutzende von Individuen gemeinschaftlich handelten.
Wenn man sich vor Augen hält,
dass das »vormenschliche« Lebewesen waren, erscheint eine solche Leistung
schier unglaublich. Einmal mehr drängt sich der Schluss auf, dass unsere
bisherigen Vorstellungen hinsichtlich der Intelligenz unserer Vorgänger nicht
haltbar sind und wir die Entwicklung der Fähigkeit
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