Sturmwarnung
riesige Gebilde, das fast so gewaltig ist wie die
Große Pyramide von Gizeh.
Robert Schoch, Professor für
Geologie an der Boston University, tauchte dort im April 1998, um sich selbst
ein Bild von der Lage zu machen. Sein Fazit lautete: »Es sieht aus wie eine
Serie gigantischer Treppenstufen von jeweils über einem Meter Höhe. Eigentlich
ist es eine Felsklippe, die einer stufenförmigen Pyramide gleicht.« Etwas
später fügte er hinzu: »Es ist möglich, dass die Erosion durch das Wasser im
Zusammenwirken mit dem Herausbrechen angeschlagener Felsteile das Entstehen
einer solchen Struktur bedingt hat, aber dass ein solcher Prozess ein derart
präzises Gebilde erzeugt hat, habe ich noch nie gesehen.«
Die These,
dass es sich um ein von Menschen geschaffenes Objekt handelt, erfährt
zusätzliche Bestätigung durch den Fund kleinerer Steinhügel in unmittelbarer
Nähe. Die Einzelteile sind aus demselben Felsmaterial und haben mit etwa zehn
Metern Breite und einer Höhe von knapp zwei Metern die Form von Stufen.
Es gibt keine
Quellen über Menschen, die im prähistorischen Japan gesiedelt und Gebäude in
einem derart gewaltigen Ausmaß geschaffen haben könnten. Andererseits wissen
wir von den Jomon – die vor 10000 Jahren weite Gebiete des heutigen Japans
bevölkerten –, dass sie große Gebilde aus Holz errichteten. Aber wie bei den
Erbauern des Sphinx sind von ihnen keine Aufzeichnungen erhalten. Zumindest
keine, die sie selbst hinterlassen haben. Gleichwohl schufen so
unterschiedliche Völker wie die Babylonier und die Maya Legenden, nach denen
Gottheiten aus dem Meer zu ihnen kamen und sie mit Errungenschaften einer neuen
Zivilisation beschenkten. Aber wie verhält es sich mit den prähistorischen
Bewohnern Okinawas? Wenn diese alte Zivilisation tatsächlich existierte, dann
hätten sich doch gewiss ähnliche Mythen erhalten.
Tatsächlich kennt man auf
Okinawa eine solche Legende. Ihr zufolge kam der Gott Nirai-Kanai aus dem Meer
zu den Menschen und brachte ihnen Glück. Es ist also wie bei dem sumerischen
Oanes, dem Viracochas aus Peru und dem Quetzalcoatl der Maya und Azteken: Eine
Gottheit scheint aus dem Meer aufgestiegen zu sein. Fremde, die mit Booten
kamen, könnten durchaus die Quelle dieser Mythen gewesen sein.
Wie alt ist
nun der japanische Fundort? Dr. Teruaki Ishii von der Universität Tokio erklärt
dazu, dass das Land, auf dem dieses Bauwerk errichtet wurde, vor etwa 10 000
Jahren im Meer versunken ist. Wenn die Geologen sich nicht täuschen, geschah
das ungefähr zu der Zeit, in der der Sphinx geschaffen wurde, und nicht lange
vor einem rätselhaften, schrecklichen Ereignis, das zum Aussterben vieler
Tierarten führte, wobei vor allem die großen Landtiere betroffen waren. So
fällt das Verschwinden der Mammuts in diesen Zeitraum.
Selbstverständlich
stellt das Versinken eines monolithischen Bauwerks im Meer vor Tausenden von
Jahren keinen Hinweis auf den Zeitpunkt seiner Erschaffung dar – außer dass ein
jüngeres Datum ausgeschlossen ist.
Es wäre
natürlich hilfreich, wenn sich feststellen ließe, ob die Anlage unvollendet
war, als sie versank. Aber so wie jeder Hinweis auf Erosion fehlt, gibt es auch
keine Spuren von Bautätigkeit. Das erlaubt den Schluss, dass sie schon einige
Zeit stand, ehe das Land vom Meer verschluckt wurde. Wie lange, das lässt sich
heute allerdings noch nicht bestimmen.
Wenn wir
einen Vergleich zu Werken in anderen Teilen der Welt ziehen könnten, von denen
man weiß, dass sie sehr alt sind, ließe sich der Zeitraum der Erbauung
vielleicht näher bestimmen. Die Anlage ist inzwischen analysiert worden, und
allem Anschein nach weist sie keine architektonische Verwandtschaft mit anderen
bislang erfassten Gebäuden aus der Frühzeit auf, sieht man einmal davon ab,
dass bei allen jegliche Verzierungen fehlen. So, wie sie sich unseren Augen
darbietet, wirkt sie allerdings höchst merkwürdig. Einerseits besitzt sie viele
Schichten, Rampen und Plattformen, allesamt mit geraden Linien und Kanten, und
trotzdem ist der Gesamteindruck chaotisch, als wären ihre Erbauer geniale
Konstrukteure gewesen, hätten aber von Architektur und Ästhetik wenig Ahnung
gehabt. Es sei denn natürlich, das Bewusstsein der Urheber war gänzlich anders
strukturiert als das unsere, und hinter dem, was wir als Chaos wahrnehmen,
steckte ein Ordnungsbegriff, den wir nicht mehr verstehen.
Vielleicht
ist diese Anlage trotz des äußeren Anscheins auf natürliche Weise entstanden.
Wenn aber
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